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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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ihm. »Das ist schließlich der Grund für mein Hiersein. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennen gelernt zu haben, Mr. Beresford.«
    »Oh ja. Ganz meinerseits …« Er setzte seinen Bowler wieder auf. »Ich hoffe, wir sehen uns einmal wieder, Miss, äh … Martin. Spot, hierher!«
    Er pfiff nach seinem kleinen Hund, der aufsprang und zu seinem Herrn getrottet kam.
    Ich wandte mich um und kehrte langsam zum Tor zurück. Was sollte ich von alledem halten? Lucy ging gerne am Strand spazieren, und allem Anschein nach trieb sich Andrew Beresford hier draußen herum in der Hoffnung, ihr zu begegnen. Wer hatte die Angeln des Gartentors geölt, das war die Frage? Sein Interesse an Lucy war unübersehbar. Die Hoffnung in seiner Stimme, als er nach ihr gerufen hatte, die Vertraulichkeit, mit der er ihren Vornamen benutzte, zusammen mit der Enttäuschung in seinem Gesicht, als er jemand anderen vor sich sah, all das ließ keinen Zweifel an der Sachlage.
    Es machte die Angelegenheit allerdings auch keinen Deut besser. James Craven mochte in den Spielhöllen von Kanton seine Apanage verjubeln, sich um den Verstand saufen und in den Opiumhöhlen verkehren. Er war nichtsdestotrotz Lucys Ehemann. Deswegen hatte ich in diesem Ton zu Beresford gesprochen. Es war vielleicht anmaßend von mir, dies zu tun, und das bei einer so flüchtigen Bekanntschaft. Er hatte alles Recht der Welt, an meinem Verhalten Anstoß zu nehmen. Doch die arme Lucy war schon verwirrt genug.
    »Du meine Güte!«, murmelte ich vor mich hin, ein unbewusstes Echo der Worte, die Dr. Lefebre vorhin von sich gegeben hatte.
    Es war nicht nur eine weitere Komplikation, sondern darüber hinaus ein Puzzle. Lucy erweckte den Eindruck, ihren abwesenden Ehemann hingebungsvoll zu lieben. Aber in der vergangenen Nacht hatte jemand im Garten ein Stelldichein mit einer Person, die einen weißen Hund besitzt, gehabt. Waren die Strandspaziergänge (und die Treffen mit Beresford) an Charles Roche gemeldet worden? War dies der Anlass gewesen, dass er mich als Gesellschafterin für seine Nichte eingestellt hatte? Zweie mochten versucht sein zu schäkern; bei dreien war definitiv einer zu viel.
    Ich machte mich auf den Rückweg. Als ich mich durch das schmale Tor in den Garten zwängte, kam mir der Gedanke, dass Lucy vielleicht hier Zuflucht gesucht hatte. Ins Haus war sie vermutlich nicht gegangen, und am Strand war sie ganz sicher auch nicht gewesen. Ich begabmich zur anderen Seite, wo ein dichter Hain aus Rhododendren möglicherweise ein gutes Versteck bot.
    Als ich mich der Stelle näherte, bemerkte ich einen hohen Laut, ein verzweifeltes, beinahe unheimliches Winseln. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Nach einem Moment des Lauschens identifizierte ich das Geräusch als von einem kleinen Hund stammend. Die Qual in diesem Winseln jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich eilte vorwärts. »Lucy! Lucy! Sind Sie da drin?«, rief ich laut. »Ich bin es, Lizzie! Bitte antworten Sie, wenn Sie sich da drin versteckt haben! Kommen Sie raus!«
    Keine menschliche Stimme antwortete; stattdessen verstärkte sich das Winseln des Hundes, und dann gesellte sich ein zweites, eigenartiges Geräusch hinzu, ein röchelndes, helles, leises Jaulen.
    Ich umrundete den größten der dunkelgrünen Rhododendren und erstarrte vor Entsetzen.
    Auf einer kleinen Lichtung zwischen den Büschen, ein wenig wie eine Räuberhöhle, kauerte Lucy am Boden, kaum zu sehen zwischen den dunkelgrünen Blättern und Zweigen. Ihr blaues Kleid war zerknittert und unordentlich. Der breitkrempige Hut lag ein wenig abseits, und ihr Haar hing ihr offen in das Gesicht und über die Schultern. Sie hatte die Augen so weit aufgerissen, wie das nur möglich war, und starrte mich voller Wildheit und Entsetzen an. Aus ihrem Mund kam das stakkatoartige Winseln, das ich für Hundelaute gehalten hatte – in Wirklichkeit war es das unartikulierte Atmen einer Frau, die im Begriff stand, einen hysterischen Schreianfall zu erleiden.
    Einer von Brennans Terriern hockte neben seinem reglos daliegenden Herrn. Der Rattenfänger lag auf dem Rücken, die Augen genauso weit offen wie die von Lucy, doch mit einem Ausdruck größten Erstaunens darin. Beide Hände lagen auf der Brust und zerrten an seinem grellen roten Halstuch. Es war, als wollte er nach dem Objekt greifen, das unmittelbar über dem Tuch aus seinem Hals ragte, doch Panik oder irgendetwas anderes hatten verhindert, dass er es fand. Das Ding, das er so vergeblich hatte packen

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