Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity
ich bei mir.
»Es geht ihr sehr gut, danke sehr, Mr. Beresford«, sagte ich.
»Bitte richten Sie ihr meine besten Grüße aus, und …« An diesem Punkt geriet er ins Stocken und verstummte betreten. Ich kam ihm zu Hilfe.
»Wir sind gestern auf dem Weg hierher an Feldern vorbeigekommen. Gehören sie zu Ihrem Anwesen?«, fragte ich.
»Einige davon«, antwortete er augenblicklich, froh, die angebotene Gelegenheit zur Flucht zu ergreifen. »Aber denken Sie jetzt bitte nicht,ich wäre einer von jenen Großgrundbesitzern, von denen es in dieser Gegend viele gibt. Neben dem Ackerland gibt es lediglich das Farmhaus, wo mein Verwalter wohnt, die zugehörigen Wirtschaftsgebäude, ein paar Cottages für die Knechte, mein eigenes Haus und die eine oder andere Koppel.«
»War Shore House früher Teil Ihres Anwesens?«, fragte ich einer Eingebung folgend.
Er schüttelte den Kopf. »Shore House gehörte jemand anderem. Es wurde vererbt, und der letzte Erbe hatte keine Verwendung dafür. Es stand einige Jahre leer, bis Mr. Charles Roche es vor vielleicht fünf Jahren gekauft hat. Die Dorfbewohner waren sehr froh darüber, dass es wieder bewohnt werden würde. Es war ein trauriger Anblick, so leer und allein, wie es dastand. Abgesehen davon versprach es Arbeit im Auftrag der neuen Besitzer.«
Beresford deutete auf das Land hinter uns. »Sie sehen ja selbst, dass es hier nur wenig Arbeit gibt, außer der Landwirtschaft. Vor nicht allzu langer Zeit, es ist noch keine hundert Jahre her, war das hier eine Schmugglerküste, trotz der gefährlichen Strömungen. Eine ganze Menge Menschen lebten vom Schmuggel.« Er schnitt eine Grimasse. »In der Tat lebten ganze Dörfer vom Schmuggel, und zwar so weit, dass tagsüber niemand auf der Straße zu sehen war – alle standen erst abends auf und gingen ihren Geschäften im Verlauf der Nacht nach. Diese Tage sind längst vorbei, auch wenn sich einige ältere Menschen noch immer an sie erinnern. Mein Butler kann Ihnen erzählen, wie er als Kind gewarnt wurde, niemals von diesen mitternächtlichen Aktivitäten zu reden, und dass selbst die ehrbarste Hausfrau sich nichts dabei dachte, ihren Tee heimlich von einem Hehler mit Schmuggelware zu kaufen. Heutzutage herrscht stattdessen nur noch große Armut in dieser Gegend, wie ich fürchte.
Wer von den Dorfbewohnern sich Hoffnungen auf Arbeit in Diensten von Shore House gemacht hatte, wurde enttäuscht. Mr. Roche erklärte mir, als er vorbeikam, um sich vorzustellen, dass er das Haus nicht für sich selbst erstanden hatte, sondern für seine beiden Schwestern, die sich hier zur Ruhe setzen wollten und einen stillen Fleckendafür suchten. Sie brachten ihre Haushälterin und ihren Koch aus London mit sowie ihre persönliche Dienstmagd. Von den Einheimischen wurden lediglich zwei Mägde und ein Stallbursche und ein Diener als Arbeitskräfte eingestellt. Ach ja, und ein Gärtner. Charles Roches Nichte, Mrs. Craven, kam vor etwa sechs Monaten nach Shore House und wohnt seither bei ihren Tanten.«
Er warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung der Lorbeerhecke, die das Grundstück von Shore House umsäumte. »Ich habe sie zu Anfang nie gesehen, weil sie kurz vor der Niederkunft stand. Seither bin ich ihr einige Male hier unten am Strand begegnet. Rein zufällig natürlich«, fügte er hastig hinzu.
»Es freut mich zu hören, dass sie überhaupt jemandem begegnet«, sagte ich. »Dieses einsame Haus mag für die beiden alten Schwestern geeignet sein, doch ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es ein passender Ort ist für eine junge Frau, ganz besonders für eine Frau wie Lucy, die sicherlich von einer etwas lebhafteren Gesellschaft profitieren würde.« Ich zögerte, während ich überlegte, wie ich formulieren konnte, was ich zu sagen hatte. »Sie werden sicherlich bemerkt haben, dass sie Probleme hatte«, fuhr ich schließlich fort. »Sie braucht Ablenkung, aber keine weiteren Komplikationen.«
Beresford bedachte mich mit einem langen, ausdruckslosen Blick. »Ich hoffe, Sie sind imstande, Lucy … ich meine, Mrs. Craven zu helfen. Mir ist durchaus bewusst, dass ihr Leben in letzter Zeit alles andere als glücklich verlaufen ist. Sie braucht dringend jüngere weibliche Gesellschaft. Ich möchte die Schwestern Roche nicht kritisieren, das steht mir nicht zu. Dennoch sind sie, wie soll ich es sagen? Ein wenig festgefahren in ihren Wegen?«
»Ich hoffe ebenfalls, dass ich imstande bin, Mrs. Craven zu helfen«, sagte ich zu
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