Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity
Allgemeinen in Ruhe. Nicht zuletzt wegen seiner beiden bissigen kleinen Mistviecher. Man konnte sich nicht mit ihm unterhalten, wenn er sie dabeihatte, und das war fast immer der Fall. Die Leute sind ziemlich misstrauisch gegen Fremde, erst recht in einer so abgelegenen Gegend wie dieser, und manche dachten, dass er ein Unglücksbote wäre. Er redete nicht viel, doch er hatte eine Art, am Feuer zu sitzen und einen wortlos anzugrinsen, einfach so. Es machte die Leute nervös, wenn Sie verstehen, was ich meine. Es war,als würde er sich insgeheim über sie lustig machen und köstlich amüsieren.«
»Niemand hat ihn je gefragt, warum er so grinste?«
»Das will ich meinen«, antwortete Gosling offen. »Er gehörte nicht zu der Sorte, mit der man sich anlegt. Er war ein großer, kräftiger Bursche, und ich wage zu behaupten, dass er schnell mit den Fäusten war, wenn es denn sein musste.«
»Und doch war irgendjemand imstande, sich im Garten an ihn heranzuschleichen und ihm ein Messer in den Hals zu rammen«, bemerkte ich.
Gosling nickte bedächtig. »Das hat mir ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet, Sir. Es ist, als wäre …«
»Ja?«, drängte ich ihn. »Sie sind ein Einheimischer, Gosling. Sie wissen, wie die Dinge hier in der Gegend laufen. Ich möchte gerne Ihre Meinung hören, und ich weiß sie zu schätzen.«
Der Constable war inzwischen so rot angelaufen, dass er förmlich leuchtete. »Tatsache ist«, platzte er hervor, »ich schätze, es war jemand, den er kannte und glaubte, vor ihm keine Angst haben zu müssen.«
Ich nickte. »Hatte er je Streit mit einem Einheimischen, hier im Acorn oder im Dorf, selbst wenn es eine unbedeutende Sache war?«
»Niemand stritt sich mit Brennan, Sir. Die Leute haben sich von ihm ferngehalten, das ist alles.«
»Erzählen Sie mir von den Ladys, die in Shore House leben«, befahl ich unvermittelt.
Gosling blinzelte. »Es sind zwei sehr zurückgezogene alte Ladys. Sie wohnen seit fünf oder sechs Jahren in Shore House. Davor hat das Haus leergestanden. Man kriegt sie nur selten zu Gesicht. Ihr Bruder, Mr. Charles Roche, kommt von Zeit zu Zeit aus London zu Besuch. Vor einigen Monaten kam Mrs. Craven, die Nichte der Ladys, wenn ich richtig informiert bin, nach Shore House, um dort niederzukommen. Das Baby ist allerdings gestorben, Sir. Eine sehr, sehr traurige Geschichte.«
»Ich glaube, das Baby wurde nicht tot geboren, sondern starb erst vierundzwanzig Stunden später?«
»Fragen Sie mich nicht, Sir«, sagte Gosling. »Fragen Sie Mrs. Garvey. Sie weiß bestimmt alles darüber. Diese Art von Geschichte ist Frauensache, nicht wahr? Ich habe sie erzählen hören, dass die arme kleine Seele tot in der Wiege gelegen hat. Natürliche Ursache, hat Dr. Barton auf den Totenschein geschrieben, und der Coroner hat es bereitwillig akzeptiert.«
»Wo wir gerade von Frauen reden – was ist eigentlich mit Mrs. Brennan? Wie hat sie die Nachricht vom gewaltsamen Tod ihres Mannes aufgenommen?«
»Sie war sehr still«, antwortete Gosling nach kurzem Nachdenken. »Lye Greenaway hat mich mitgenommen zu der Stelle draußen auf der Heide, wo die Brennans ihr Zeltlager aufgeschlagen hatten. Er war bereits früher dort gewesen, um Brennan zum Haus zu bestellen. Die Frau war nicht dort, als wir beim Lager eintrafen. Wir warteten eine Weile, und sie kam mit einem Arm voll Feuerholz aus dem Wald, herabgefallenem Geäst und so weiter. Es ist ungesetzlich, in New Forest Holz zu schlagen, doch es ist erlaubt, herumliegende Stücke einzusammeln.
Als die Frau mich bemerkte, erschrak sie nicht wenig. Die Uniform, verstehen Sie? Sie dachte, ihr Mann wäre in Schwierigkeiten geraten und ins Gefängnis gesteckt worden. Merkwürdigerweise schien es ihr weniger auszumachen, dass er tot war. Sie hat nur genickt und geseufzt.«
»Hat sie nicht gefragt, wie er gestorben ist?«
»Nein, eigentlich nicht. Das war eigenartig, wenn Sie mich fragen. Ich musste ihr die ganze Geschichte erzählen, dass er niedergestochen worden ist und dass wir nicht wissen, wer es getan hat. Sie war sehr gefasst, bis ich erzählte, dass es im Garten von Shore House passiert ist. Das machte ihr Angst. Trotzdem schwieg sie eisern und verriet nichts. Ich sagte ihr, dass sie in der Nähe bleiben muss und sich nicht entfernen darf, damit wir sie jederzeit sprechen können. Ich sagte ihr, dass es eine Gerichtsverhandlung zur Feststellung der Todesursache geben wird und dass sie erscheinen muss. Dass sich alles verzögert,
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