Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity
London hier herunterkam und ein völliges Chaos veranstaltete.
Wir machten uns zu Fuß auf den Weg nach Shore House und ließen uns Zeit, die Landschaft und die allgemeine Topographie in Augenschein zu nehmen. Nach etwas mehr als einem drei viertel Kilometer erreichten wir die alte Kirche.
»Hübsch«, beobachtete Morris, dann blickte er sich nervös um. »Es herrscht Totenstille, Sir.«
»Es ist ein Friedhof«, erinnerte ich ihn.
»Ich meine alles. Wo sind die Menschen? Nicht nur die Toten wie diese dort.« Er deutete auf die Grabstätten. »Ich meine die Lebenden.«
»Sie sind arbeiten, würde ich meinen. Wir sind hier auf dem Land, Sergeant. Die Bevölkerung steht früh auf. Kühe müssen gemolken werden und so weiter.«
»Es erscheint mir irgendwie nicht normal«, warf Morris ein. »Ich wäre lieber in Limehouse, zusammen mit Trunkenbolden, Taugenichtsen, Seeleuten und Lärm und Gestank ringsum. Wenigstens gibt es dort menschliche Stimmen, und ich habe eine Vorstellung davon, was als Nächstes passiert. Hier ist alles irgendwie völlig unvorhersehbar.«
Morris fühlte sich genau wie ich deplatziert. Wir hatten beide unsere vertrauten Bezugspunkte hinter uns gelassen und mussten rasch neue entwickeln. Es würde nicht einfach werden.
Bald darauf erreichten wir das Haus, und der Anblick trug nichts dazu bei, Sergeant Morris’ düstere Meinung über das Landleben zu verbessern.
»Es ist ein hübsches Haus, das gebe ich gerne zu, groß und edler Herrschaften würdig. Aber es erscheint mir als eine eigenartige Wahl für zwei jungfräuliche Ladys. Was machen sie nur den lieben langen Tag?«
»Im Gegensatz zu Ihnen und mir, Morris, bevorzugen die Schwestern Roche ein ruhiges Leben.«
»Das ist nicht normal«, sagte Morris entschieden. »Frauen besuchen ihre Freundinnen und trinken Tee und schwatzen dazu. Diese Ladys hier sehen nie irgendwelche neuen Gesichter!«
Wir wurden von der Haushälterin eingelassen, einer eindrucksvollen Person in Schwarz, deren Augen bei unserem Anblick feindselig glitzerten.
»Sie werden erwartet, Gentlemen«, sagte sie und wollte sich in Richtung der Tür am Ende der Eingangshalle in Bewegung setzen.
Ich hinderte sie daran. »Einen Moment bitte, Mrs. Williams«, sagte ich. »Mrs. ist doch die richtige Anrede, oder?«
Sie nickte schweigend und mit wachsam-misstrauischem Blick.
»Ist dies der Tisch, auf dem normalerweise der malaiische Dolch gelegen hat, der Kris?« fragte ich, indem ich auf die Stelle zeigte.
»Das ist sie, obwohl ich den richtigen Namen für dieses Messer nicht kannte«, antwortete sie. » Kris , sagten Sie? Es wurde als Brieföffner benutzt. Ich weiß nicht, wer Ihnen davon erzählt hat.«
Ihr Mund zuckte in unterdrücktem Ärger. »Es sei denn, es war Miss Martin.«
»Es spielt keine Rolle, wer mir davon erzählt hat. Das Messer ist verschwunden, ist das zutreffend? Wie dem auch sei, ich kann es nirgendwo sehen.«
»Es wurde verlegt«, sagte Mrs. Williams entschieden. »Wenn der Inspector mir jetzt bitte folgen würde? Hier entlang. Und wenn Sie einen Moment warten, Sergeant, bringe ich Sie zum Dienstpersonal.«
Morris wartete gehorsam, um sich hinterher in die Küche führen zu lassen, und ich wurde zu den beiden Schwestern gebracht.
Ich hatte gehofft, Lizzie bei ihnen zu finden, doch sie war nicht im Raum, und ich spürte einmal mehr Enttäuschung in mir aufsteigen. Ich schalt mich, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren und auf die beiden Schwestern. Lizzies Beschreibung in ihrem Brief war bemerkenswert akkurat gewesen. Da saßen sie, in ähnliche Kleider aus dem gleichen violetten Seidenstoff gehüllt, mit Rüschenkragen am Hals. Die Haare der älteren Schwester waren unter einer Spitzenhaube verborgen. Die jüngere, Miss Phoebe, trug falsche Ringellöckchen. Entweder hatte sie sich die Haare an diesem Morgen in aller Hast gemacht, oder sie war in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, denn die Ringellöckchen waren auf verschiedenen Höhen befestigt, so dass sie auf der einen Seite tiefer herabbaumelten als auf der anderen. Es verlieh ihr ein geistig abwesendes Aussehen.
Ich stellte mich vor, und Mrs. Williams zog sich leise zurück. Ich wurde nicht eingeladen, Platz zu nehmen, und so blieb ich vor den beiden ältlichen Ladys stehen wie ein in Ungnade gefallener Schuljunge. Ich gab ein paar passende Bemerkungen des Mitgefühls für ihre unglückselige Lage von mir und verlieh meinem Wunsch Ausdruck, dass ich hoffte, schon sehr bald
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