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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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in der Absicht, an der Küchentür zu betteln, und war Brennan begegnet? Hatte es einen Streit gegeben, und dann …?
    Doch da war noch die Frage nach dem Messer, dachte ich. Solch ein zufälliger Eindringling wäre nicht mit dem orientalischen Messer vom Tisch in der Eingangshalle bewaffnet gewesen.
    Vielleicht war es nicht das Messer aus der Eingangshalle? Oder vielleicht hatte Brennan das Messer zuvor eingesteckt, als sich eine Gelegenheit dazu ergeben hatte, und dann, bei einem Streit mit einemEindringling im Garten, hatte er es gezückt und den Unbekannten damit bedroht. Es war zum Kampf gekommen, der Eindringling hatte Brennan das Messer abgerungen und es ihm in den Hals gerammt …
    »Hör auf, Lizzie!«, murmelte ich laut vor mich hin.
    Ich hätte endlos auf diese Weise weiterphantasieren können. Ich unternahm eine bewusste Anstrengung, an nichts mehr zu denken, ließ mich in die Kissen sinken und fiel schließlich, endlich, in einen unruhigen Schlaf.
    Am Mittwoch, als Dr. Lefebre nach London gefahren war, um Charles Roche über die Geschehnisse zu informieren und Scotland Yard zu besuchen, erschien Lucy immer noch nicht zum Frühstück. Die Wirkung des Laudanums musste inzwischen längst abgeklungen sein. Ich ging nach oben, klopfte an ihre Tür und erkundigte mich durch die geschlossene Tür hindurch, wie es ihr ginge.
    »Gehen Sie weg! Ich werde die Tür nicht öffnen, und ich werde ganz bestimmt nicht nach draußen kommen!«, hatte sie wütend geantwortet.
    Dieses Spiel beherrschte ich ebenfalls ganz gut. Ich klopfte erneut an die Tür, energischer diesmal, und sagte mit erhobener Stimme: »Ich werde nicht weggehen! Ich werde hier sitzen bleiben, bis Sie die Tür öffnen, und Sie wissen, dass ich es ernst meine! Das ist albern, Lucy, und Sie verschwenden Ihre und meine Zeit!«
    Eine Pause, dann das Rascheln von Stoff und tappende Schritte, dann wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht. Es blieb mir überlassen, die Tür zu öffnen, und bis ich das Zimmer betreten hatte, war Lucy wieder zur anderen Seite, zu einem Sessel am Fenster geeilt. Dort saß sie mit angezogenen Beinen und hatte die Arme um den Leib geschlungen.
    Ich war erleichtert, sie vollständig angezogen zu sehen und mit gebürstetem Haar. Es fiel wellig über ihre Schultern und ließ sie noch jünger aussehen, als sie ohnehin schon war. Als gehörte sie tatsächlich noch in eine Schulklasse. Neben ihr stand ein Tee-Tablett, das, wie ich vermutete, von Williams gebracht worden war. Sie sah sehr bleich aus,und obwohl sie dasaß wie erstarrt, bewegten sich ihre Augen wild hin und her. Es weckte neue Besorgnis in mir.
    »Ich weiß, dass sie Polizisten von Scotland Yard hergerufen haben, die mich verhaften sollen!«, sagte sie anstelle einer Begrüßung. »Ich gehe nicht mit ihnen. Ich lasse sie nicht in mein Zimmer!«
    »Niemand wurde hergerufen, um Sie zu verhaften, Lucy. Was für ein Unsinn! Sie …« An dieser Stelle zögerte ich, um meine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. Auf der einen Seite schien Lucy zu glauben, dass jeder Fremde, der in Shore House eintraf, gekommen war, um sie mitzunehmen, entweder – in Lefebres Fall – in eine geschlossene Anstalt oder – in Bens Fall – ins Gefängnis. Auf der anderen Seite reagierte sie empfindlich, wenn sie vermutete, dass man ihr nicht glaubte. Das machte es schwierig, ihre Anschuldigungen zu widerlegen.
    »Ich kenne Inspector Ross aus London«, sagte ich. »Ich habe gesehen, wie er arbeitet. Er ist sehr methodisch, umsichtig und behutsam und lässt sich nicht von Impulsen steuern. Außerdem ist er scharfsinnig und intelligent. Er wird Sie bestimmt nicht schikanieren. Sie werden feststellen, dass er ausgesprochen höflich und verständnisvoll ist.«
    (Ich könnte schwören, dass Ben an diesem Punkt meiner Erzählung errötete, doch er nahm rasch seine Hand vor das Gesicht, wie um ein Hüsteln aufzufangen, und ich konnte nichts sehen.)
    »Es mag ja sein, dass er all das ist, was Sie von ihm sagen«, entgegnete Lucy vehement. »Trotzdem werde ich ihn nicht hereinlassen! Ich komme nicht nach unten, und die Polizisten kommen nicht hier herein. Ich werde die Tür von innen absperren, und wenn sie versuchen, sie mit Gewalt aufzubrechen, dann werde ich … werde ich … Ich schiebe die Kommode vor die Tür, hier!«
    »Reden wir nicht mehr davon, Lucy«, sagte ich beschwichtigend. »Die Polizei kommt frühestens morgen. Kommen Sie, gehen wir ein wenig spazieren und unterhalten uns

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