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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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jemanden rufen.
    »Guten Morgen, Sir!«
    Ein älterer Mann humpelte hastig und mit fröhlicher Miene auf mich zu. Meine Stimmung sank. War das etwa der älteste Bewohner, der mir seine Lebensgeschichte erzählen wollte?
    »Jarvis!«, ächzte der Alte, als er bei mir angekommen war. »Ich bin der Küster dieser schönen Kirche.«
    »Guten Morgen, Mr. Jarvis«, erwiderte ich. »Ich wollte soeben …«
    »Sie sind ein Besucher!«, krähte er und rieb sich die Hände. »Sie möchten die Kirche besichtigen. Sie möchten gerne, dass ich die Kirche für Sie aufsperre.«
    Ich wollte ihm antworten, dass er sich die Mühe sparen sollte, doch dann überlegte ich’s mir anders. Ich war ihm eine Erklärung schuldig, warum ich mich hier herumtrieb, und abgesehen davon, sobald Lizzie mit Mrs. Craven eintraf, brauchte ich einen Ort, wo ich ungestört mit der jungen Frau sprechen konnte.
    »Wenn Sie so freundlich wären«, sagte ich dementsprechend zu dem Alten.
    »Kommen Sie, kommen Sie nur mit, Sir!«, krähte Jarvis und humpelte auf dem gleichen Weg zurück, den er gekommen war, während ermir mit wild kreisenden Bewegungen seines rechten Arms bedeutete, ihm zu folgen.
    Als wir den Kirchenvorbau erreichten, fummelte er an einem riesigen Schlüsselbund, der aussah, als gehörte er einem Gefängniswärter, und nachdem er ausgiebig und unnötig damit herumgeklimpert hatte, sperrte er endlich die alte Eichentür auf, um sie quietschend nach innen zu drücken.
    Ein Geruch nach staubigen Betkissen, Kerzenwachs und abgestandenem Blumenwasser wehte mir entgegen. Ich folgte dem alten Mann zwei ausgetretene Stufen hinunter, und wir standen am Anfang des Mittelschiffs.
    »Diese Kirche«, ächzte mein Führer, »wurde von William dem Eroberer gebaut!«
    Sie war normannisch, zugegeben, wie die Rundbögen und die massiven Pfeiler eindeutig zeigten. Ich murmelte etwas Interessiertes.
    »Sie werden bemerken, Sir, dass wir hier keine farbigen Glasfenster haben, Sir. Es war Cromwell, der sie herausschlagen ließ. Wenn Sie genau hinsehen, entdecken Sie einige Fragmente in jenem Fenster dort – sehen Sie es? Der alte Küster fand sie und ließ sie in das jetzige Fenster einsetzen. Er war ein großartiger Bewahrer von Antiquitäten, der alte Küster.«
    Ich fragte mich, wann der alte Küster gelebt hatte. Wahrscheinlich, als Jarvis selbst noch ein Bürschchen gewesen war und die gesamte Küste darauf gewartet hatte, dass Napoleons Flotte den Solent hinaufgesegelt kam.
    »Dort, Sir«, krächzte Jarvis und winkte mich weiter, »dort unten gibt es ein sehr interessantes Grab.«
    Er hätte durchaus ein Gefängniswärter und ich sein Gefangener sein können. Ich folgte ihm willenlos und fand mich vor einem einfachen, sargförmigen Steinmonument ohne jegliche Inschrift wieder. »Das ist ein Kreuzfahrergrab!«, deklarierte Jarvis und zeigte triumphierend auf das Monument.
    Ich konnte nichts dazu sagen, doch ich dachte, dass jeder in diesemGrab liegen konnte. Es war sehr alt, so viel schien sicher, und ich gab meiner Bewunderung entsprechend Ausdruck.
    »Und an der Wand dort gibt es einen hübschen Gedenkstein.« Jarvis’ krummer Zeigefinger dirigierte meinen Blick nach oben. »Ein sehr schön gearbeitetes Stück, Sir. Es ist ein Gedenkstein der Familie Meager. Die Meagers gehören zum örtlichen Adel.«
    Zumindest von den Meagers hatte ich, dank Beresford, schon gehört. Es brachte mich zu der Frage, ob die Familie der Beresfords ähnliche Gedenksteine hatte. Ja, hatten sie, lautete Jarvis’ Antwort. Es war eine ganze Reihe von Messingtafeln entlang der Wand.
    »Sie waren allesamt sehr bedeutende Herrschaften, Sir. Dieser hier …«
    Mir wurde klar, dass ich mir als Nächstes die gesamte Familiengeschichte der Beresfords würde anhören müssen, zweifellos gefolgt von der Biographie jedes einzelnen Meagers. Wenn ich nichts unternahm, wäre Jarvis immer noch am Schwadronieren, wenn Lizzie und Mrs. Craven auf dem Friedhof eintrafen.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Mühe«, unterbrach ich ihn und drückte ihm hastig eine Half Crown in die Hand. »Vielleicht könnten Sie die Kirche noch ein wenig offen lassen, so dass ich mir alles genau ansehen kann?«
    »Oh, ich komme frühestens nach dem Mittagessen wieder her, um sie abzusperren«, versicherte er mir, indem er das Geldstück einsteckte. »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie wollen, Sir. Ich weiß, wer Sie sind, Sir. Sie sind der Gentleman aus London, ein Mann des Gesetzes sind Sie. Ich weiß, dass

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