NeuGier
berührte. Von da an wartete sie seinen Rhythmus ab, der ungewöhnlich war – war man ihn nicht gewohnt. Henry stieß nie in sie, er pumpte nie, er nahm sie nie hart, sondern bewegte sich hier mit der gleichen Entrücktheit, die auch von ihm Besitz ergriff, wenn er malte.
Zu ihren Seiten abgestützt, hielt er ihren Blick fest, sobald sie die Augen wieder geöffnet hatte, und wartete darauf, dass sich deren Blau verdunkelte. Als es soweit war, schob er sich ein letztes Mal tief ihn sie und stimulierte ihren Punkt durch einen beständigen Druck. Mit ihr zusammen ließ er sich gehen und sank über sie, wobei er darauf achtete, dass sein Gewicht nicht zu sehr auf ihr lastete.
Bald rollte er sich zur Seite, kuschelte sich an sie und schlang einen Arm um sie. Die Stirn an ihren Nacken gebettet, schlief er ein.
Kate lauschte seinen Atemzügen und versuchte, selbst zur Ruhe zu kommen. Was ein unmögliches Unterfangen zu sein schien, denn die Erinnerung an Lake Tahoe wühlten in ihr. Sie ließen sie lächeln, doch bekümmerten sie sie auch, und Henrys Nähe, die sie früher in einen zufriedenen Schlummer gewiegt hätte, machte sie von Minute zu Minute nervöser. Ein unangenehmes Kribbeln setzte in ihrer Brust ein und raste in alle Glieder. Sein Arm wog bald so schwer, dass sie nicht mehr durchatmen konnte, und seine Umarmung engte sie ein, denn sie hielt sie davon ab, sich im Bett umzudrehen. Kate wollte aus ihrer Haut fahren.
Lake Tahoe … Die Bootsfahrt. Henry war so wundervoll gewesen an diesem Tag, und Kate war sich bewusst geworden, dass sie nicht länger verknallt war, sondern sich ernsthaft in ihn verliebt hatte. In einem Moment des Blickaustauschs hatte sie das verstanden. Ein ganz stiller Moment war es gewesen, ein paar in grelles Sonnenlicht getunkte Sekunden, in die das Plätschern der Wellen gegen den Bootsrand wie aus weiter Ferne drang. Dass Henry genauso empfunden hatte, wurde mit dem Bild klar, das er kurz darauf malte – in Taubenblau. Wie gewohnt, ließ sich das Motiv nur erahnen, aber auch ohne seinen Titel, Tahoe, hatte Kate den See ohne Mühe erkannt. Sie hatte dieses Bild geliebt und war so gerührt gewesen, denn Henry hatte die Stimmung der Stunden auf dem Wasser perfekt eingefangen. Als sie ihm bald darauf einen besonderen Platz im Cottage vorgeschlagen hatte, an dem sie das Bild hätten aufhängen können, hatte er ihr gesagt, dass es bereits verkauft war. Wochenlang hatte sie sich im Stillen gegrämt, dass er Tahoe weggegeben hatte, wie jedes andere seiner Werke. Dieses für ein paar Tausender mehr. Für unvergessliche 8.900 Dollar.
Kates Unruhe wurde unerträglich. Behutsam legte sie Henrys Arm zurück und rückte von ihm ab. Sie vergewisserte sich, dass er weiterschlief, stand auf und tappte aus dem Schlafzimmer, um ihre Tasche und das Telefon darin zu suchen. Im Wohnzimmer setzte sie sich auf die Fensterbank und schaltete das Gerät ein. Jackson hatte eine weitere Nachricht geschickt, in der er sich erkundigte, ob etwas passiert sei.
Kurzentschlossen wählte Kate seine Nummer an. Es war zwar nach Mitternacht, doch sie musste seine Stimme hören und hoffte, dass er sein Handy nicht abgeschaltet hatte. Sie war erleichtert, den Klingenton zu hören, und noch viel erleichterter, als er sich meldete. Er schien noch nicht geschlafen zu haben.
»Cherie, ich habe mir Sorgen gemacht«, begrüßte er sie. »Geht’s dir gut?«
»Mir geht’s okay«, entgegnete Kate mit gedämpfter Stimme. »Ich konnte dir leider nicht antworten. Die Situation war ein wenig …« Was war die Situation? »… ein wenig ungünstig.«
Jackson hatte seine Zweifel. »Du klingst anders. Geht’s dir wirklich gut?«
»Ich kann nicht so laut sprechen, doch ich wollte dich unbedingt hören.« Kate strich sich ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht. Im Licht des Mondes wirkten sie nicht blond, sondern weiß. Dann schlang sie den Arm um ihre an den Körper gezogenen Beine und ließ Jackson wissen, bei welchem Juwelier in Los Angeles sie am nächsten Tag sein würde.
»Es ist aber keine öffentliche Veranstaltung«, fügte sie hinzu. »Ich bin mir sicher, es wurden Einladungen verschickt, also weiß ich nicht, ob du da so ohne Weiteres Einlass bekommst. Ich könnte dich vielleicht als meinen persönlichen Gast …«
»Nein, Kate«, fiel ihr Jackson ins Wort. »Ich finde eine Möglichkeit. Lass das meine Sorge sein.« Nach einer abwägenden Pause sagte er: »Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust.«
Da Gefallen
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