NeuGier
schlüpfte hinein, sah sich im Spiegel an und wurde von so großer Vorfreude ergriffen, als würde sie Jackson in der nächsten Stunde sehen und nicht erst in zwei Tagen.
»Perfekt«, kommentierte Jill Kates Outfit.
***
Als Kate Jackson am Donnerstagnachmittag wissen ließ, dass der Catsuit eingetroffen war, nannte er ihr den Ort, an welchem sie sich treffen würden und bat sie, den Suit zu tragen. Ihre Antwort hatte Kate bereits formuliert, da erinnerte sie sich an etwas.
»Ich kann morgen leider nicht«, schrieb sie Jackson und hatte Mühe, ihre Enttäuschung nicht überhand nehmen zu lassen. Um sich abzulenken, nahm sie den Ring zur Hand, starrte ihn an und ging die noch fälligen Schritte bis zur Fertigstellung gedanklich durch. Irgendwann merkte sie, dass sie weder mit den Gedanken noch mit den Blicken beim Ring war.
»Wieso nicht?«, erkundigte Jackson sich.
»Weil ich einen Termin habe.«
Wie hatte sie die Präsentation in Los Angeles nur vergessen können? Sie war wichtig und ein Event, dem sonst ihre ungeteilte Vorfreude gegolten hätte. Nun war sie bloß eine lästige Veranstaltung, die sie um ihren Freitagabend brachte.
Auf ihre Erklärung meldete Jackson sich nicht mehr, möglicherweise, weil er gleichermaßen enttäuscht war oder vielleicht sogar sauer. Vielleicht auch nur, weil er wieder in einem Meeting war.
Jackson setzte seine Prioritäten, erinnerte sich Kate und verlieh ihrer inneren Stimme einen ironischen Ton. Und genau das musste sie nun auch tun. Was war schon ein verlorener, aber nachzuholender Freitagabend gegen die Chance, die sich ihr mit der Präsentation bot? Ihre Arbeit war ihr Leben. Viele Jahre hatte sie nicht gewusst, ob dieses Leben ihre Bedürfnisse finanzieren würde oder ob sie nicht ein paar davon aufgeben musste.
Da Kate geplant hatte, 2Love auf dem Event in L.A. zu tragen, galt es, sich zusammenzureißen, die verbleibenden Steine einzusetzen und dem Stück den letzten Schliff zu geben.
Also vergaß sie ihr Handy, konzentrierte sich auf ihre Tätigkeit und wurde fertig, als Lindsay sich bis zum nächsten Tag verabschiedete. Kate hörte, wie sie durch den Laden ging, die Tür öffnete und jemanden mit: »Hey, welch seltener Gast« begrüßte. Henry antwortete ihr.
Kate lauschte, um sich zu vergewissern, doch es war ohne Zweifel Henrys Stimme, die sie da hörte. Es war sicherlich ein Jahr her, dass er zuletzt hier gewesen war, denn selbst vor seiner unkreativen Phase hatte er sich nur selten die Ehre gegeben.
Wenig später betrat er die Werkstatt, küsste Kate auf die Wange und stützte sich auf den Tisch, um den Ring anzuschauen.
»Das sieht gut aus«, sagte er. »Eine tolle Idee hattest du da.«
Kate gab sich Mühe, es als Kompliment zu verstehen, doch aus dem Mund des Malers klang es eher verwundert und als seien ihre restlichen Ideen weniger toll – was zu seiner Einstellung gegenüber ihrer Arbeit passte. Keiner ihrer Kreationen hatte er bisher etwas abgewinnen können, waren sie doch das Gegenteil von dem, was er schuf. Während man bei seinen Bildern oft nur ahnen konnte, was sie darstellten, waren Kates geformte Edelmetalle für gewöhnlich detailverliebt und formvollendet. Kitsch also, in Henrys Augen.
»Wie kommt es, dass du reinschaust?« Kate stand auf und brachte den Ring zum Safe. Die Kette und die Ohrstecker zeigte sie Henry nicht.
»Ich dachte, wir gehen was essen. In der Nähe des Campus gibt es ein neues italienisches Restaurant, das gut sein soll.«
Kate musste schmunzeln. »Das La Villetta? Das gibt es seit beinahe einem Jahr. Aber stimmt, das Essen dort ist lecker.«
***
Die Vorspeise war gerade abgeräumt und Henry schenkte Kate Wein nach, da vernahm sie das Zwitschern ihres Mobiltelefons. Henry hörte es ebenfalls und zeigte sich verstimmt, als sie es aus der Tasche zog und nachsah, wer geschrieben hatte.
»Kannst du das Ding nicht ausschalten? So wichtig kann es um diese Zeit doch nicht sein.«
»Ich erwarte die Rückmeldungen dieser beiden Studentinnen«, log sie und aktivierte Jacksons Nachricht.
»Die bei dir aushelfen? Brauchst du sie etwa schon wieder?«
Kate nickte geistesabwesend. Jackson wollte wissen, wo und wann ihr Termin stattfand. »Ja, heute kamen eine Menge Bestellungen rein«, antwortete sie Henry und ließ das Handy wieder verschwinden. Sie konnte Jackson jetzt nicht schreiben.
»Und kommen sie?«, drang Henrys Stimme in ihre Gedanken.
Noch damit beschäftigt, warum Jackson fragte, sah Kate auf und in Henrys
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