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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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Moment, dass er ihn mit dem Besitzer einer Bäckerei verwechselt hatte, mit einem echten Deutschen, bei dem er in Nicaragua immer gefrühstückt hatte.
    Am besten wartet ihr auf Chaimon und Dafna, sagten sie.
    Chaimon und Dafna?
    Die Besitzer des Sabres . Die müssten in einer halben Stunde zurück sein.
    *
    Aus der halben Stunde wurde ein halber Tag, was Inbar nicht weiter störte, aber Dori war äußerst gereizt. Die ganze Zeit schaute er auf die Uhr und kratzte sich am Adamsapfel. Sie verstand selbst nicht, warum er so war, ihr Flug nach Argentinien ging doch ohnehin erst am nächsten Tag, und sie verstand auch nicht, warum er nach der Nähe am Vortag plötzlich so auf Abstand ging. Sie kannte ihn nicht gut genug, um zu wissen, was sie jetzt tun sollte.
    Sie bestellten milanesa de pollo , ein riesiges dünnes Hühnerschnitzel, um nicht einfach so einen Platz im Restaurant zu besetzen. Zuerst saßen sie allein an einem langen Tisch, aßen schweigend und betrachteten das laute, schulterklopfende Gewimmel um sich herum. Die Natürlichkeit, diese Direktheit der Israelis im Umgang miteinander, sagte Inbar, das ist unsere größte Errungenschaft, das ist mehr wert als das Trockenlegen der Sümpfe und unsere ganze Hightech-Industrie. Dori schwieg, nickte noch nicht einmal. Genau wie sein Vater, dachte sie, erinnerte sich an etwas aus seinen Erzählungen. Man spricht ihn an, und er antwortet nicht. Das ist wirklich unerträglich. Soll ich ihn darauf ansprechen? Wie würde er reagieren? Es gibt im Grunde so viele Dinge, die ich nicht über ihn weiß. Ist er auch im Bett so ernst? Schläft er auf dem Bauch oder auf dem Rücken? Benutzt er Mundwasser, oder putzt er sich nur die Zähne? Kommt er nur in Stress, wenn die bolivianische Polizei seinen Pass verliert, oder auch in anderen Situationen? Undwenn man an jene egoistische Schicht rührt, die jeder Mensch besitzt, selbst Mutter Theresa? Welche kleinen, nervenden Egoismen verbirgt Dori erfolgreich vor der Welt?
    Drei Männer in Pumphosen fragten, ob sie sich zu ihnen an den Tisch setzen könnten. Amir, Tamir und Guy, Medizinstudenten aus Beer Scheva. Sie waren klug und witzig und sprachen wahnsinnig schnell. Amir und Tamir hatten beschlossen, noch etwas rumzureisen, bevor sie ihren Facharzt begannen, und Guy machte die Reise, um sich klar zu werden, ob er überhaupt seinen Facharzt machen wollte, denn plötzlich war er sich da nicht mehr sicher: Wollte er wirklich Arzt werden, oder tat er das alles nur, damit sein Vater endlich mit ihm zufrieden war? Ziemlich beschissen, was?, hatte er zu Inbar gesagt und ihr tief in die Augen geschaut. Kommt in den besten Familien vor, rutschte es ihr heraus. Ein Satz, den Adrian in der Sendung zu sagen pflegte. Ja, das stimmt, sagte er und nickte so eifrig, als hätte sie eine selten weise Einsicht ausgesprochen, und sie ermutigte seinen Flirt instinktiv mit einem unbeabsichtigten Lächeln.
    Dori beteiligte sich nicht an der Unterhaltung, und das nervte sie. Er wartete auf Chaimon und Dafna, okay, aber unterdessen könnte er doch auch etwas leben, oder? War er sich zu fein für Backpacker-Gespräche?
    Und ihr? Seid ihr hier auf Honeymoon?, fragte Guy und schaute von Inbar zu Dori und zurück.
    Inbar wartete ein paar Sekunden, bevor sie antwortete – gab Dori die Chance, sich einzuschalten. Sie hatte gehofft, er würde etwas Schlagfertiges sagen, worüber sie später, wenn sie alleine wären, lachen könnten. Doch er schwieg.
    Nein, antwortete Inbar zum Schluss, wir sind nicht … wir haben uns hier getroffen. Unterwegs, meine ich.
    Nicht schlecht, sagte Guy mit einer gewissen Anerkennung in der Stimme.
    *
    Als Chaimon und Dafna endlich kamen, erwog Inbar, mit Guy am Tisch sitzen zu bleiben und nicht mit Dori aufzustehen. Doch nachdem er aufgestanden war, hielt er einen Moment inne, als suche er etwas, was er verloren hatte, wandte sich zu ihr und schaute sie wieder mit diesem Blick an, der sagte: Viel-leicht kommst du doch mit?
    Chaimon, im grauen Poncho, erkannte Doris Vater auf dem Foto, sobald er seine Brille aufsetzte. Der läuft doch mit diesem Doktor Gav herum, Leute, oder?, fragte er, als stünde vor ihm eine ganze Gruppe von Leuten und nicht nur zwei.
    Ja, bestätigte Dori.
    Dann ist er es. Er hat jetzt so einen Herzlbart. Aber das ist er. Vor drei, vier Monaten hat er hier einen Vortrag gehalten.
    Einen Vortrag?
    Ich hab ihn nicht gehört, musste gerade eine Lieferung Humus abholen, aber Dafna hat mir davon erzählt. Leute, ihr

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