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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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denn es fördert Kooperation und Gewaltlosigkeit.
    In ebendiesem Moment schlug jemand den Ball mit voller Wucht direkt in den Bauch seines Partners, eines Knaben mit wilder Mähne, der in einer dramatischen Bewegung zu Boden ging, übertrieben langsam, wie ein Cowboy, der in einem Western eine Kugel abbekommen hat und nun stufenweise sterben muss, bis die Schlussmusik ertönt. Was ist los, Großpionierin von Neuland?, fragte der Cowboy nach seinem Tod. Spielst du heut nicht mit mir?
    Ich habe Gäste, Jamili, siehst du das nicht?
    Glaubt ihr kein Wort, sagte Jamili im Plural, lächelte aber nur Inbar an. Und glaubt nie Leuten, die euch sagen, ihr solltet nicht glauben.
    Hoppla, Jamili, staunte Sara und trat zwischen ihre Blicke, das ist ein schöner Satz. Wo versteckst du diese Kreativität, wenn wir in der Arbeitsgruppe Verfassung über Formulierungen brüten?
    Ich kann mich einfach nicht konzentrieren, Sara, wenn du mit mir im Zimmer bist.
    Ojojoj, Sara rollte die Augen zu Inbar, du bist wirklich unermüdlich, was, Jamili? Geh weiter Beachball spielen.
    Jamili schenkte Inbar ein letztes Lächeln und warf dann den Ball zu seinem Spielpartner.
    Sara lief voran, Dori und Inbar folgten ihr. Tock, hörten sie den Ball hinter sich. Tock-tack-tock-tack.
    Sag mal, fragte Inbar, macht euch dieses Geräusch nicht wahnsinnig?
    Du bist nicht die Einzige, die diesen Punkt aufbringt, sagte Sara. Einige Gefährten haben sich zusammengetan, um das Thema Lärm auf die Agenda der nächsten Zusammenkunft zu setzen.Andererseits ist gerade das gemeinsame Beachball-Spiel besonders gut für unsere Verwundeten.
    Was genau sind »Verwundete«?, fragte Inbar. Du hast das vorhin auch über David gesagt.
    Sorry, wir haben hier schon ein bisschen unsre eigene Sprache. Manchmal vergesse ich, dass Gäste sie noch nicht kennen. Auf den Infoblättern, die ihr bekommen habt, könnt ihr sehen, dass sich Neuland als »therapeutische Community« definiert. Die Grundannahme des Visionärs, ich meine deines Vaters, ist nämlich, nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Erfahrung, dass das Leben im Ursprungsland ein anhaltendes Trauma ist. Alle, die von dort kommen, sind verwundet, der eine mehr, der andere weniger.
    Alle?
    Wir versuchen hier, zwischen der ersten und der zweiten Generation von Verwundeten zu unterscheiden, und auch innerhalb beider Gruppen gibt es Unterschiede. Da sind Leute wie David, den ihr am Tor getroffen habt, deren Verwundung offensichtlicher ist, und andere, wie Jamili, deren Wunde … nach innen blutet. Wir versuchen, allen gerecht zu werden.
    Wie macht ihr das?, wollte Inbar wissen und fragte sich, ist meine Joavi-Wunde erste oder zweite Generation, ist sie offensichtlich, oder blutet sie nach innen?
    Unter anderem indem wir hier eine ganz andere Lebensweise haben als im Ursprungsland, und auch durch besondere Rituale, die jeden Donnerstag im Zelt der Zusammenkunft stattfinden.
    Was passiert bei diesen Ritualen?, fragte Dori. David hat uns beim Reinkommen etwas von … Drogen erzählt.
    Ich bin nicht befugt, mit Gästen über die Rituale zu reden. Saras Blick war plötzlich verschlossen, und sogar ihre bisher weichen und gelassenen Gesten wurden kantig. Damit halten wir uns lieber etwas bedeckt, sagte sie und deutete mit beiden Handflächen einen geschlossenen Kreis an. Das fragst du besser deinen Vater, wenn ihr euch trefft. Aber kommt, das Zelt der Zusammenkunft ist bei den Gästeunterkünften, das zeige ich euch noch.
    Sie bogen nach links auf einen anderen Weg ab. Eine Frau mit Babybauch ging an ihnen vorbei und grüßte Sara: Hi, Schwester.
    Hi, Ofri, erwiderte Sara mit einem breiten Lächeln, wie geht’s dir jetzt?
    Besser als heute früh. Aber Schwangerschaft ist Schwangerschaft, das weißt du ja.
    In welchem Monat bist du denn?, fragte Inbar und staunte sogleich über sich selbst. Seit wann interessierte sie sich für Schwangerschaften?
    Im siebten, sagte Ofri und schaute sie an, dann wanderte ihr Blick zu Dori, und langsam formulierte sich in ihren Augen ein Staunen. Weißt du, was … ich meine … du siehst wahnsinnig so aus wie …
    Er ist sein Sohn, sagte Sara.
    Ich wusste nicht, dass er einen Sohn hat. Ofris Überraschung war nicht zu übersehen.
    Er hat auch eine Tochter und drei Enkel, sagte Dori.
    Dori ist hierhergekommen, um ihn zu treffen, erklärte Sara, und Ofri erkundigte sich mit besorgter Stimme: Du weißt aber, dass er bis vier visioniert und man ihn dabei nicht stören darf?
    Ja, davon habe ich

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