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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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fährt. Ich bleibe noch ein paar Tage in der Gegend.
    Muy bien , Victorcito, muchas gracias , sagte Inbar und gab ihm und Cecilia-Aharona ein Trinkgeld. Dori war viel zu gespannt auf die Begegnung mit seinem Vater, um sich jetzt mit Abschieden zu beschäftigen.
    *
    Sie gingen auf das Eingangstor zu. Auf dem Torbogen stand in großen Lettern »Neuland« und darunter in drei Sprachen, Hebräisch, Englisch und Spanisch, der Satz: Mensch, du bist mein Bruder . Man hörte nur die Vögel zwitschern und aus der Ferne ein monotones, nicht identifizierbares Klopfen.
    Das Tor wurde geöffnet, ein junger Mann, der ihr bekannt vorkam (woher nur? Von dem Flug nach Lima?), empfing sie mit einem breiten Lächeln. Willkommen in Neuland, sagte er, nahm sie beide in den Arm, Inbar etwas länger als Dori, und erklärte: Menschen, ihr seid meine Brüder!
    Ich bin David, stellte er sich vor. Ich muss euch ein paar Fragen stellen, bevor ihr hereinkönnt. Keine Sorge, nur ein paar Minuten. Neuland ist ein mobiltelefonfreier Raum ohne jegliche Kommunikationsmittel; deshalb muss ich wissen, ob ihr zufällig Handys, Fotoapparate oder Aufnahmegeräte dabeihabt.
    Dori schüttelte den Kopf, und Inbar sagte, sie habe ein Handy dabei, doch sei der Akku leer und sie habe kein Ladegerät, das in Argentinien passe.
    Dann hinterleg es bitte bei mir.
    Aber ich hab dir doch gesagt –
    Das sind unsere Regeln. Gibt es noch etwas, was ihr deklarieren wollt?
    Dori und Inbar warfen sich erstaunte Blicke zu. Nein, sagte Dori. Sonst haben wir nichts zu deklarieren.
    Drogen irgendwelcher Art? Ihr müsst wissen, der Gebrauch von Drogen ist in Neuland erlaubt, allerdings nur im Rahmen der dafür vorgesehenen Rituale.
    Nein, wir haben keine Drogen, antwortete Dori sofort.
    Schön, dann möchte ich euch nur noch fragen, was der Grund eures Besuches ist. Ihr müsst darauf nicht antworten. Diese Frage dient nur internen Zwecken –
    Ein Treffen.
    Mit wem, wenn ich fragen darf? Wie gesagt, ihr müsst nicht antworten.
    Meni Peleg.
    Mit Señor Neuland? Seid ihr angemeldet? Normalerweise empfängt er keine Leute, die …
    Er ist mein Vater, brach es aus Dori heraus, meinst du, da muss ich erst einen Termin mit ihm machen?
    Señor Neuland ist dein Vater? Welch eine Ehre, sagte der junge Mann erstaunt. Aber ärger dich nicht, Bruder! Neuland ist ein Raum frei von Ärger und Gewalt.
    Was du nicht sagst, fauchte Dori leise.
    Du musst verstehen, sagte Inbar, bevor die Situation eskalierte, und legte ihre Hand auf Doris Schulter, Dori sucht seinen Vater schon mehrere Wochen. Er will sich ja nur mit ihm unterhalten und sehen, dass alles mit ihm in Ordnung ist.
    Kein Problem, überhaupt kein Problem, gab David zurück, warf einen Blick auf seine Uhr und fügte hinzu: Aber ihr müsst noch ein bisschen warten, um diese Zeit visioniert Señor Neuland.
    Er visioniert?
    Ja. Einer muss ja an die Zukunft denken, in jeder Gesellschaft. Und in Neuland hat er diese Aufgabe übernommen, damit wir frei sind, in der Gegenwart zu leben. Um vier Uhr beendet er sein Visionieren. Dann können wir ihm sagen, dass ihr da seid. Inzwischen gebe ich euch einen kleinen Lageplan und ein paar Informationsblätter. Ihr könnt hier überall frei herumlaufen. Dori, Bruder, ich möchte mich bei dir entschuldigen, wenn ich dir mit dieser Aufnahmeprozedur irgendwelche schlechten Gefühle bereitet habe. Manchmal vergesse ich, wie schwer der Übergang von der Welt zu uns hier ist. Ich hoffe, du findest in deinem Herzen den Ort, von dem aus du mir verzeihen kannst, Mensch.
    *
    Auch in Orte kann man sich verlieben. Auch ein Ort kann ein schlummerndes Gefühl von Lebensfreude in dir wecken. Und das passierte Inbar, als sie mit Dori durch das Tor schritt und Neuland sich ihnen offenbarte: Diese Schönheit traf sie gleichsam direkt ins Herz. Eine lange, breite Allee mit hohen Bäumen, die sie nicht kannte, führte zu einem alten Farmhaus, das überraschenderweise genau so aussah wie das Haus, in dem sie sich immer vorgestellt hatte zu wohnen, wenn sie eine bekannte Schriftstellerin sein würde. Ein Eingangstor mit gewölbtem Torbogen, fast völlig überwachsen von Kletterpflanzen. Eine breite, weiße Treppe, große Fenster, ein kleiner Dachstock, in dem man den breiten Schreibtisch mit der alten Schreibmaschine aufstellen könnte.
    Sie schaute Dori an, wollte ihre Erregung mit ihm teilen, doch er suchte den Ort nach möglichen Bedrohungen ab, wie ein Radar.
    Von der Allee, die zu dem Traumhaus führte, gingen links

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