Neulandexpedition (German Edition)
Kumpels, bevor er mich erwartungsvoll ansah.
„Ich hab 'ne Wasserschlacht hinter mir und mein Gegner war 'ne ziemlich harte Nuss. Bin total alle“, gab ich zurück.
„Mann, ihr seid doch wirklich zu nix zu gebrauchen“, stöhnte Elias und setzte sich in den Schneidersitz.
„Uhi, was ganz Neues für dich, ne?“, meinte ich liebenswürdig. „Ich bin doch nur deshalb auf der Welt, um dich immer wieder zu enttäuschen. Das weißt du doch! Und ich will ja schließlich nicht meinen schlechten Ruf riskieren.“
„Haha“, grummelte Elias.
„Außerdem würden wir dich eh wieder platt machen“, nuschelte Jo. „Bist du so scharf auf eine erneute Niederlage?“
Ich lachte auf und Elias verzog das Gesicht. „Ich dachte da auch eher an 'nen Partnertausch. Du und ich und Bjorn und Rony.“
„Ey, willst du ihn mir ausspannen?“, beschwerte ich mich.
„Hast ja kein Exklusivrecht, oder?“, konterte Elias.
Kurz schluckte ich. Seine Worte waren als Scherz gemeint, dafür trafen sie mich unerwartet heftig. Bevor mir eine Antwort einfiel, schaltete sich zum Glück Jo ein:
„Hey Jungs, Auszeit! Und sorry Elias, aber ich bin eh treu. Keine Chance. Außerdem will ich gewinnen.“
Zufrieden grinste ich Elias an und ignorierte das erneut komische Kribbeln in meinem Magen. Bevor dieser noch etwas erwidern konnte, brüllte Rony auch schon:
„Essen.“ Manchmal besaß der Junge wirklich so etwas wie Timing.
Schwerfällig rappelten wir uns daher auf, Elias grummelte noch irgendetwas, folgte uns aber zu den Anderen.
Frische Luft regte wohl wirklich den Appetit an, denn obwohl das Frühstück noch nicht allzu lange zurücklag, machten wir uns alle hungrig über die Dosenravioli her. Wasserschlachtteilnehmer oder nicht. Hinunter spülten wir sie mit reichlich Limo. Sterneküche war das zwar nicht, aber zumindest machte es satt.
„Wie wär's gleich mit einem Verdauungsschläfchen?“, gähnte Alwin und rieb sich den flachen Bauch.
„Eher einen Verdauungsspaziergang“, stupste Sandra ihren Freund an. Der war über ihren Vorschlag wenig begeistert und verzog unwillig das Gesicht. „Das waren unsere letzten Dosen“, erklärte sie achselzuckend und strich sich einige verirrte Haarsträhnen ihres Bobs aus dem Gesicht.
„Och nö“, stöhnte auch Elias und kratzte mit seinem Löffel die letzten Reste Tomatensoße von seinem Teller.
„Ich dachte, ihr habt so riesen Vorräte angekarrt?“, wunderte ich mich.
„Hatten“, korrigierte mich Larissa. „Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass gewisse Leute sich schon für den Winterschlaf rüsten.“ Dabei sah sie Rony und Elias strafend an. „Irgendwer hat heute Nacht jedenfalls unsere Vorräte geplündert.“
„Das war bestimmt der Bär, vor dem mich mein Opa gewarnt hat“, nickte Rony bierernst und ohne eine Spur rot zu werden.
„Ich hab da gegen drei was knurren hören“, überlegte Jo laut.
Alarmiert zuckte ich zusammen. Hatte er etwa doch etwas mitbekommen?
„Das war mein Magen“, murmelte Elias schuldbewusst.
„Ach, das war's“, grinste Jo und ich atmete erleichtert auf. Glück gehabt.
Herz du darfst jetzt gern wieder Normaltempo einschalten, der Turbo wird nicht mehr gebraucht.
Uff, Fehlalarm.
„Also geht’s gleich ins Dorf zum Nachschub holen und zwar alle!“, entschied Meike als Alwin etwas einwenden wollte.
Nach einigem hin und her – so leicht gaben sich Alwin und Rony nicht geschlagen –, machten wir uns schließlich gemeinsamen zu einem Spaziergang auf. Die einzige andere Nahrungsquelle außer dem Kiosk, dessen Angebot sich auf Brötchen, Ravioli und Knabberzeugs beschränkte, war ein kleines Dorf, gut zwanzig Minuten Fußmarsch entfernt und seinem beheimateten Supermarkt.
Der Weg dorthin führte uns an einer Landstraße entlang, die in regelmäßigen Abständen von Bäumen gesäumt wurde. Auf der anderen Seite des schmalen gepflasterten Gehwegs auf dem wir unseren Verdauungsspaziergang vollführten erstreckten sich Felder und Kuhweiden. Und je nachdem wie der Wind stand, versüßte uns die eine oder andere Duftwolke der kürzlich gedüngten Felder den Marsch. Was da genau diese besondere Wellnessbehandlung bekommen hatte, erschloss sich mir nicht. Eventuell wollte das grüne Zeug später, wenn es denn mal groß war, Mais werden. Im Moment erinnerte es mich allerdings eher an Basilikum.
Voran liefen Rony und Elias – wahrscheinlich getrieben vom Überlebenswillen und der Angst vor dem Hungertod –, dahinter
Weitere Kostenlose Bücher