Neulandexpedition (German Edition)
Händchenhaltend Alwin und Sandra, gefolgt von den anderen beiden Mädchen. Jo und ich bildeten das Schlusslicht. Mir war's recht, das Schläfchen hätte ich nämlich ebenfalls vorgezogen. Gerade nach der Nacht.
Meike war da bei weitem munterer und kicherte und flüsterte in einer Tour mit ihrer Freundin, wobei sie komischerweise immer langsamer wurden. Schließlich blieb sie sogar mit Larissa hinter uns zurück. Ich hörte sie wieder kichern, störte mich aber nicht an ihnen.
„Bereust du's immer noch mitgekommen zu sein?“, wollte ich von Jo wissen, der gegen die Sonne die Augen zusammenkniff.
„Nee, aber ich freu mich trotzdem auf mein weiches Bett“, grinste er.
„Verrat's nicht weiter, aber ich auch“, murmelte ich und brachte ihn zum Lachen, das abrupt stoppte, als Meike sich von hinten an ihn schlich und ihm eine Handvoll Grassamen über den Kopf warf, um dann schnell das Weite zu suchen. Zu recht. Insgeheim rechnete ich nämlich mit einem Wutausbruch seinerseits. Immerhin brachte dieser Angriff seine so mühevoll gerettete Frisur in Gefahr. Doch ich täuschte mich.
Nach der ersten Schrecksekunde schüttelte er lediglich den Kopf und nahm die Verfolgung auf. Lachend floh sie und quietschte schließlich auf, als er sie einholte und kitzelte. Die Taktik hatte die sich doch bestimmt von mir abgeguckt. Elende Nachmacherin.
Mit sehr gemischten Gefühlen beobachtete ich das Geplänkel. Okay, ich war eifersüchtig, obwohl ich es nicht sein sollte. Ich war es und noch dazu unfair. Neutral betrachtet wären die beiden nämlich wirklich ein hübsches Paar. Beide blond und gut aussehend, aber ich war nicht neutral.
Sie sollte die Finger von Jo lassen, und von mir aus stolpern und kopfüber in den nächsten Graben fallen. Am besten wäre dieser noch mit einer Extraportion Gülle gefüllt.
Natürlich tat sie weder das eine noch das andere, vielmehr rückte die Jo noch mehr auf die Pelle und hakte sich bei ihm unter. Sie sagte etwas, das ihn erneut zum Lachen brachte.
Mir kam fast das Mittagessen hoch!
„Scheint ihm ja jetzt doch Spaß zu machen, hm?“, fragte mich plötzlich Larissa, als habe sie meine Gedanken gelesen und schlenderte neben mir den Feldweg entlang. „Ich hab schon befürchtet, er fühlt sich unwohl.“
„Nee, hatte nur leichte Startschwierigkeiten, mehr aber nicht“, gab ich zurück.
„Na dann ist ja gut“, seufzte sie und folgte ebenfalls Jo und Meike mit dem Blick, die nun etwas weiter vorn nebeneinander herliefen und sich unterhielten. „Hübsches Paar, oder?“
„Hm“, murmelte ich. Nein, ganz schrecklich und bitte auch kein Paar. Aber wer fragte mich da schon? Okay, Larissa, aber eine ehrliche Antwort hätte sie bestimmt reichlich komisch gefunden.
Ich ließ meinen Blick schweifen, weg von dem ach so hübschen Paar, hin zu den Weiden. Eine Kuh starrte mich an. Eine große weiße Kuh mit schwarzen Flecken. Ich starrte zurück. Alles, was uns trennte, war einer dieser dünnen Elektrozäune. Mein Magen rumorte leicht. Ich mochte Kühe, so war das nicht. Vorzugsweise wenn sie auf Schokoladenverpackungen abgedruckt waren oder portionsweise gebraten auf meinem Teller. In natura jedoch waren sie ... so groß und dieses Starren irgendwie unheimlich. Ab und zu hörte man ja auch im Radio die Warmmeldung: Achtung, Kühe auf der Fahrbahn. Wie sicher konnten diese Zäune also sein?
Sie starrte immer noch, mit diesen riesigen braunen Kulleraugen. Gruselig. Zu dem Rumoren in meinem Magen gesellte sich nun eine feine Gänsehaut auf meinen Unterarmen. Ich riss meinen Blick los und sah wieder geradeaus. Dort erwartete mich ein ebenso gruseliges Bild – Meike, die Johan in die Seite zwickte.
„Sag's ihm nicht, aber sie ist total verknallt in ihn“, weihte Larissa mich verschwörerisch ein. Ach tatsächlich? Da wär' ich alleine nie drauf gekommen.
„Meinst du, sie hat 'ne Chance?“, erkundigte sie sich neugierig. Ein Mal zu oft spielte der Wind mit ihren schulterlangem Haar. Kurzerhand raffte sie die wilde Lockenpracht zu einem lockeren Dutt am Hinterkopf zusammen.
„Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?“ Ich versuchte meine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen und war erstaunt, dass es mir sogar gelang. Ich hatte immer gewusst, dass die Tidemann mich nur nicht gemocht hatte. Ich hatte Talent! Wahrscheinlich war an mir ein Oscar-Gewinner verloren gegangen.
„Immerhin ist er dein bester Freund“, meinte Larissa treffend.
„Trotzdem weiß ich nicht, auf
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