Neulandexpedition (German Edition)
oder wahlweise den Backofen und fertig. Damit mir mein Nachschub für die nächste Woche nun nicht schmolz, beeilte ich mich die Pizza, Lasagne und Frühlingsrollen im Gefrierschrank zu verstauen.
„Was gibt’s denn?“, erkundigte ich mich.
„Das sollst du mir sagen. Was ist los mit Bjorn und dir?“
Automatisch verharrte ich in der Bewegung und war froh, dass mir die Pizza vor Schreck nicht aus den Fingern glitt. Warum musste er mich daran erinnern? Ich war grad so schön auf Verdrängungsmodus eingestellt. Mir war es heute tatsächlich gelungen, diese Sache eine lang Stunde zu vergessen. Mein bisheriger Rekord und ich hatte eigentlich gehofft, diesen noch ein wenig auszudehnen.
„Was soll schon sein?“, tat ich ahnungslos und wusste gleichzeitig, dass ich damit nicht durchkommen würde. Alwin beobachtete seine Umwelt viel zu genau. Natürlich war es ihm nicht entgangen. Wie auch? Es war ein Wandel von einem Extrem ins nächste.
Abfällig schnaubte er daher und ließ sich auf das kirschrote Sofa fallen. In Kombination mit den zwei gleichfarbigen Sesseln und den weißen Wänden verlieh es dem Zimmer die Ähnlichkeit mit einem Fliegenpilz, fehlte nur noch der grasgrüne Teppich. In dem Punkt musste ich Bjorn recht geben.
Und wieder war er da! Ständig geisterte er durch meinen Kopf. Bei jeder Gelegenheit musste ich an ihn denken. Alles verband ich mit ihm. Kunststück, war er auch bislang die Sonne in meinem neuen kleinen Universum gewesen. Alles drehte sich um ihn. Bislang...
Um mir noch eine kurze Verschnaufpause vor dem Verhör zu gönnen, schnappte ich mir schnell eine Flasche Orangensaft und goss uns zwei Gläser ein. Bevor ich mich ebenfalls zu Alwin setzte, reichte ich ihm eines davon.
„Okay, ich sag dir jetzt mal, was die Mehrzahl der Anderen denkt. Sie meinen, da läuft so 'n Dreiecksding zwischen Meike, Bjorn und dir. Dass, sowohl Bjorn, wie auch du, in Meike verknallt seid und euch deswegen in die Haare bekommen habt. Du hast gewonnen“, informierte er mich auf seine übliche trockene Art.
Ich verschluckte mich fast an meinem Saft. Obwohl mich diese Schlussfolgerung nicht wirklich wunderte. Sie war logisch. Von außen betrachtet, könnte es tatsächlich zutreffen.
„Du sagst die Anderen?“ Nervös strichen meine Fingerspitzen über mein Glas.
„Ja, ich denk das nicht“, zuckte Alwin die Achseln und trank ebenfalls einen kleinen Schluck. Warum konnte er nicht einfach sagen, was er sagen wollte? Warum quälte er mich so und zog diese Folter derart in die Länge?
„Und was denkst du?“, hakte ich nach und merkte selbst, dass ich ungeduldig klang.
„Ich denke auch, dass es ein Dreiecksding ist. Allerdings steht nicht Meike in der Mitte, sondern du.“
Am liebsten hätte ich „Quatsch“ erwidert, es abgestritten, als Blödsinn dargestellt, konnte es aber nicht. Ich brachte keinen Ton heraus.
„Ich glaub nämlich nicht, dass ihr euch wegen Meike derart in die Haare bekommen würdet und das am Samstag ... Vorher war noch alles in Ordnung, dann kommt ihr aus dem Wald wieder und redet kein Wort mehr miteinander. Schlimmer noch, ihr könnt euch nicht mal mehr in die Augen sehen! Scheiße Jo, was ist da passiert?“
Ich biss mir auf die Lippen, die ansonsten garantiert gezittert hätten. Sein eindringlicher Blick machte es nicht besser. Dabei wollte ich mich einfach nur verstecken. Es weiter verdrängen, anstatt mich damit auseinander-zusetzen. Ich konnte nicht...
„Er hat mich geküsst“, rutschte es mir dennoch schwach heraus und so leise, dass ich nicht wusste, ob er mich überhaupt verstanden hatte. Hoffte, es möge nicht so sein, denn ich bereute meine Worte in dem Moment, als sie über meine Lippen kamen.
„Er dich?“, tat er mir jedoch nicht den Gefallen. Es wäre auch zu schön gewesen.
Nervös fuhr ich mir mit den Fingern durch die Haare. Es war mir gerade egal, dass ich damit eine halbe Stunde Arbeit vor dem Spiegel zunichtemachte. Irgendwie musste ich das Zittern meiner Hände kaschieren.
„Nein, ich schätze, ich hab den Kuss kurz erwidert“, nuschelte ich, den Blick fest auf meine Schuhe gerichtet.
Fehler, Fehler, Fehler, hämmerte es in meinem Kopf.
„Also magst du ihn?“, ließ er nicht locker und trieb mich weiter in die Enge. Zu viel. Das war mir alles zu viel. Ich wollte nicht darüber nachdenken, es nicht analysieren. Immer noch nicht. Nie!
„Alwin, ich will nicht ... ich kann das jetzt nicht“, überfordert stand ich auf und ging zum
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