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Neulandexpedition (German Edition)

Neulandexpedition (German Edition)

Titel: Neulandexpedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nico Morleen
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„Oh Gott, das war kein Witz? Das meinst du ernst? Nee, so geh ich mit dir nirgendwo hin. Da schäme ich mich ja. Was sollen die Leute da von mir denken? Wo hast du die Klamotten her? Altkleidersammlung?“, meinte er und visierte zielstrebig den Kleiderschrank an, um sich meine Sache anzusehen.
    Ich wollte erneut protestieren, hielt aber wohlweislich die Klappe. Wenn es um das Thema Mode ging, würde ich unweigerlich den Kürzeren ziehen und ich brauchte all meine Energie um diesen Abend zu überstehen.
    Die nächste halbe Stunde bestätigte dies nur, denn ich verbrachte sie damit, meinen gesamten Kleiderschrankinhalt in allen möglichen und unmöglichen Varianten anzuprobieren. Allein meine Comic-Shirt-Sammlung blieb verschont.
    Endergebnis von Cosmos Stylingmarathon war: eine tief sitzende dunkelgraue Cargohose mit einem dunkelroten Shirt, das eigentlich mehr betonte und preisgab, als ich wollte. Was meiner Nervosität nicht unbedingt milderte, aber Cosmo schien halbwegs zufrieden mit mir und sich. Tja, da hatte er wohl wieder einmal einen Problemfall vor einem modischen Desaster bewahrt oder mich direkt in eins gestürzt. Unsere Meinung ging da weit auseinander.
    Dementsprechend sprühte er geradezu vor Zuversicht und guter Laune, ich nicht, denn leider war die nicht ansteckend.
    Ohne auf meinen Gemütszustand zu achten, schleppte er mich durch die halbe Stadt. Dabei plapperte er in einer Tour und prophezeite mir einen ganz tollen Abend und dass der Club mir bestimmt gefallen würde. Er sei genau mein Ding.
    Obwohl er meinen Geschmack diesbezüglich wirklich kannte – schließlich waren wir schon oft genug um die Häuser gezogen –, hegte ich dieses Mal meine Zweifel.
    Kurze Zeit später sah ich diese auch als berechtigt an, denn der Club wirkte von außen irgendwie viel zu harmlos. Und diese Läden waren doch bekanntlich die schlimmsten, oder? Sah man schließlich immer wieder in Horrorfilmen. Meine Fantasie lief zumindest auf Hochtouren.
    So bekam ich meine erste Panikattacke in der bemerkenswert langen Schlange vor dem Club. Fast wäre ich auch einfach abgehauen, wäre da nicht Cosmos Hand gewesen, die meinen Fluchtversuch eisern stoppte.
    Die Zweite, als uns der Türsteher hineinwinkte und mich – für meinen Geschmack – viel zu intensiv musterte, und die Dritte, als wir eine Treppe hinunter stiegen und uns mitten in ein Gewusel aus Menschen begaben. Warum machte ich diesen Schwachsinn noch mal? Ach ja, weil ich bekloppt war! 
    Dabei war der Laden, wenn ich es neutral betrachtete, gar nicht so anders als Clubs, die ich gerne besuchte. Das Lichtdesign war eher kühl, blau- und türkisfarben, nur ab und zu durchbrochen von einem zarten pink. Strahler warfen Wellenmuster an die Wände, was dem Ganzen den Eindruck einer Unterwasserwelt verlieh. Man tauchte ab in eine andere Welt und normalerweise hätte ich mich nur allzu gerne in dem Meer aus Tanzenden treiben lassen.
    Diese wirkten auch vollkommen normal. Sah man von dem einen oder anderen Paradiesvogel, wie Cosmo, ab und dass sich hier hauptsächlich Männer tummelten.
    Doch meine Nervosität ließ mich alles überkritisch betrachten und nicht zu, dass ich mich einfach amüsierte, wie ich es vielleicht sonst getan hätte. Viel zu sehr war ich auf mich selbst konzentriert.
    Sah ich jemandem nach? Gefiel mir hier einer der Männer oder reagierte ich gar?
    Ich fühlte mich, als sei ich auf einem Seminar und ich selbst mein Forschungsobjekt, ganz toll! So stellte ich mir einen gelungenen Freitagabend vor.
    „Oh, na das ging ja fix“, grinste Cosmo nach keinen fünfzehn Minuten, die mir vorkam wie vier Stunden. Doch der ständige Blick auf meine Uhr strafte mein inneres Zeitgefühl einen Lügner.
    Dieses zufriedene Grinsen meines Kumpels bescherte mir den nächsten Panikschub. Er wirkte wie ein sehr, sehr stolzer Vater. Gruselige Vorstellung. 
    Die ganze Zeit bewegte er sich leicht im Takt der Musik und brannte darauf endlich die Tanzfläche zu stürmen, das wusste ich. Nur weil ich so ein Angsthase war und mich nicht traute, es ebenfalls zu tun, standen wir noch hier, etwas abseits und sahen der Menge lediglich dabei zu.  
    Insgeheim, auch wenn ich das niemals zugeben würde, war ich ihm dankbar, dass er Kindermädchen spielte. Allein wäre ich gestorben. Dabei wäre ich im Normalfall derjenige, der es nicht erwarten konnte, sich auszupowern. Nun schien die Angst meine Füße, aber regelrecht am Boden festzukleben.
    „Was?“, verwirrt sah ich ihn an,

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