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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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leid, wenn ich Sie enttäuschen muss. Wenn Sie Privates über Schwester Sabine wissen wollen, sind Sie bei mir leider an der falschen Adresse.«
    Morell hatte keine Zeit zu entscheiden, ob er Bertoni glauben sollte oder nicht, da er durch einen lauten Knall erschreckt wurde. Ein großer Vogel – wahrscheinlich eine Krähe – war gegen die Fensterscheibe geknallt.
    »Mamma mia!« Bertoni eilte zu der Scheibe. »Merda!«
    Morell ging ihm hinterher und starrte nach unten. »Meine Güte.« Er machte im Schnee einen schwarzen Fleck aus, der sich nicht bewegte. »Ich glaube nicht, dass der Vogel das überlebt hat.«
    »Das dumme Tier hätte fast die Scheibe ruiniert.«
    Morell starrte den Arzt mit offenem Mund an. »Warum kleben Sie denn keine von diesen Vogelsilhouetten auf die Scheibe?«
    Bertoni schaute ihn an, als ob er nicht ganz sauber im Oberstübchen war. »Warum sollte ich mir die Aussicht mit diesen hässlichen Stickern ruinieren?«
    Morell war fassungslos. »Sie lassen zu, dass unschuldige Tiere wegen einer guten Aussicht sterben?« Er schenkte dem Arzt einen kritischen Blick. Die Sympathie, die er bisher für Bertoni verspürt hatte, war auf einen Schlag verschwunden. »Wo waren Sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag?«, fragte er trocken.
    Bertonis dunkle Augen blitzten. »Sie halten mich also für einen Vogelmörder. Und wenn er schon Vögel tötet, warum dann nicht auch Menschen?«
    ›Leben ist Leben‹, dachte Morell, entschied aber, dass es besser war, den Arzt nicht zu reizen. Er war, was seine Ermittlungen anging, auf dessen Zusammenarbeit angewiesen – und wenn er nochmal auf die Piste musste, konnte es sein, dass er auch auf dessen medizinisches Können angewiesen sein würde … Er hob also seine Hände beschwichtigend in die Höhe und schüttelte den Kopf. »Das ist eine reine Routinefrage.«
    »Bene.« Bertoni griff nach einem in Leder gebundenen Kalender und blätterte ein paar Seiten nach hinten. »Ich hatte die ganze Nacht Bereitschaftsdienst und war also hier. Es war eine ruhige Nacht, darum habe ich mit einer Patientin Gin Rommé gespielt. Sie können mein Alibi gerne überprüfen. Die Dame heißt Adelheid Hanauer, ihre Zimmernummer ist 316 , und sie liebt Kartenspiele.«
    Morell lachte. »Alle außer Poker, denn …«
    »… Poker ist so ordinär«, vervollständigte Bertoni den Satz und stand auf. »Ich würde ja gerne noch weiterplaudern, aber ich habe leider zu tun.« Er deutete auf seine Uhr. »Die Akte holen Sie sich bitte bei Schwester Helen ab. Lassen Sie mich unbedingt wissen, wenn Sie noch etwas brauchen.«

22
    Morell ließ die Ereignisse des Tages vor seinem inneren Auge noch einmal Revue passieren, während er den Flur entlang zurückging und in den Aufzug stieg: der Skiausflug, der Hexenkessel, Rainer und sein Vater, die drei Bridge-Damen, Dr. Bertoni … Noch sendete sein Bauch keine klaren Signale.
    »Nehmen Sie mich mit!«, rief eine weibliche Stimme ziemlich außer Atem, als sich die Aufzugtüren gerade schließen wollten.
    Reflexartig schob er einen Fuß in die Lichtschranke.
    »Dankeschön!« Eine füllige Frau mit milchweißer Haut und einer schneeweißen Schwesterntracht wallte in den Lift und lächelte kurz. Durch das feuerrote Haar, das hochgesteckt auf ihrem Kopf thronte, sah sie wie ein süßer Berg Schlagsahne aus, der mit einer Kirsche garniert war. Morell konnte sie sofort gut leiden.
    »Erdgeschoss?« So unauffällig wie möglich schielte er auf ihr Namensschild, das auf Brusthöhe an ihrem Kittel befestigt war.
    Doch die Schwester schien seine Blicke zu bemerken und drehte ihr üppiges Dekolleté von ihm fort.
    Morell wurde sofort puterrot im Gesicht, als er das Missverständnis bemerkte. »Äh, ich habe nur … Ihr Namensschild … Ich wollte nur wissen, ob Sie Schwester Elvira sind.«
    Sie schenkte ihm einen neugierigen Blick und wandte sich zurück, so dass er ihren Namen, der tatsächlich ›Elvira Treiber‹ lautete, lesen konnte.
    »Ich bin Chefinspektor Otto Morell.« Er zeigte ihr seine Marke. »Ich ermittle im Fall Sabine Weigl.«
    »Sabine? Ich verstehe nicht … Was gibt es da denn noch zu ermitteln? Und was habe ich damit zu tun?«
    »Nun, ich hoffe doch nichts«, antwortete er. »Es ist nur so, dass es sich wahrscheinlich nicht um Selbstmord, sondern um einen Mord handelt – darum möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen.« Die Fahrstuhltür öffnete sich mit einem lauten ›Pling‹.
    Schwester Elvira starrte Morell mit

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