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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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sich langsam wieder normalisierte, wedelte mit ihrem Zeigefinger vor Morells Nase herum. »Nicht so schnell, mein Lieber«, sagte sie. »Eine Hand wäscht die andere. Wenn ich Ihnen von dem Gerücht erzähle, dann will ich dafür mehr über die Mordermittlung hören.«
    »Nun ja, Schwester Sabines Tod war wahrscheinlich kein Selbstmord«, hielt er sich so wolkig wie möglich. »Jetzt sind Sie dran!«
    Gruber klopfte sich erneut auf die Schenkel und beugte sich dann zu Morell. »Ich glaube, unser schöner Herr Dr. Bertoni, der Schwarm aller Patientinnen, der feuchte Traum aller Schwestern, war in Schwester Sabine verknallt.« Sie grinste und griff nach ihren Karten.
    »Schäm dich!«, warf Hanauer ein. »Dir so vulgär das Maul über Dr. Bertoni zu zerreißen. Hören wir mit diesen Geschmacklosigkeiten auf, und fangen wir lieber mit dem Spiel an! Herr Morell, Sie werden mein Partner sein. Sie sind Süd.« Sie sah ihn streng an. »Ich eröffne mit zwei Karo.«
    »Zwei Herz«, machte Salm weiter.
    Morell, der noch nicht einmal mit dem Ordnen seiner Karten fertig war, dachte angestrengt nach. »Ähm … wie war das gleich nochmal?« Er hatte ganz vergessen, wie unendlich kompliziert Bridge doch war und schaute Hanauer fragend an.
    »Ich dachte, Sie kennen die Regeln.«
    »Passe«, sagte er also, weil ihm nichts Besseres einfiel und kassierte einen bösen Blick.
    Nachdem Morell und Hanauer eine halbe Stunde lang nach Strich und Faden verloren hatten, stand er auf. »Meine Damen, vielen Dank für die nette Gesellschaft, aber ich muss jetzt wieder zurück an die Arbeit.«
    »So mies wie Sie spielen, ist das nicht wirklich ein Schaden.« Hanauer richtete ihren Spitzenkragen.
    Morell verabschiedete sich und verließ den Aussichtsraum, um es erneut bei Bertoni zu versuchen.

20
    Nina hatte ein paar Erkundigungen über die Frau aus dem Wald eingeholt und war dabei auf eine Anzeige in den Gelben Seiten gestoßen: »Käthe Steinbichler, professionelle Hellseherin und ausgebildete weiße Magierin, berät Sie in allen Lebenslagen. Kartenlegen – Handlesen – Horoskoperstellung – Exorzismen – Schutzzauber – Séancen«, stand dort in großen schwarzen Lettern geschrieben. »Termine können persönlich, telefonisch oder per E-Mail vereinbart werden.« Die Tatsache, dass Frau Steinbichler Internet hatte, ließ die gestrige Begegnung plötzlich in gar keinem so schauerlichen Licht mehr dastehen, was Nina sehr beruhigte.
    Sie musste schmunzeln, als sie deren Haus sah. Die Alte war doch tatsächlich eine Meisterin der Inszenierung. Nicht nur ihr Auftritt im Wald war filmreif, sondern auch ihr Haus: einsam am Waldrand gelegen, windschief und ziemlich verwittert. Sogar an die Geräuschkulisse hatte sie gedacht und ein Windspiel aufgehängt, dessen Klimpern für eine gruselige Hintergrundmusik sorgte. Nina inspizierte die bunten Kristalle, die an langen Schnüren aufgefädelt waren und im Wind tanzten.
    »Die Kristalle verstärken die Sprache des Windes. Sie sind sozusagen sein Lautsprecher.«
    Ninas Herz setzte vor lauter Schreck kurz aus, als eine Stimme wie aus dem Nichts hinter ihr ertönte. »Sich lautlos anschleichen und Leute erschrecken ist wohl eines Ihrer liebsten Hobbies«, sagte sie. »Sie hätten Indianerin statt Hexe werden sollen …«
    Steinbichler lächelte, was den Faltenwurf in ihrem Gesicht verdoppelte. »Ich habe mich tatsächlich sehr lange mit den Schamanismusritualen der Hopi-Indianer beschäftigt.« Sie zupfte an einem ihrer vielen Röcke herum. »Kommen Sie doch mit hinein«, sagte sie und ging, einen Stapel Brennholz in den Armen, die Stiege hoch.
    Im Haus roch es angenehm nach Zimt, Zitrone und irgendwelchen ätherischen Ölen. Nina folgte der Frau durch einen Flur mit knirschendem Holzboden in ein kleines Zimmerchen mit einer niedrigen Decke.
    »Ich bin gleich bei Ihnen – ich heize nur schnell ein.«
    Nina setzte sich auf einen Holzstuhl und ließ das schummrige Licht, die flackernden Duftkerzen, den flauschigen violetten Teppich und die Bilder von Engeln, die an der Wand hingen, auf sich wirken.
    »Nun haben Sie also doch noch zu mir gefunden.« Käthe Steinbichler war trotz des knackenden Holzbodens so lautlos in das Zimmer gekommen, dass Nina sich schon wieder erschreckte. »Was kann ich für Sie tun?« Sie stellte ein Tablett auf den Tisch, auf dem sich zwei Tassen und eine große Teekanne befanden.
    »Ich muss wissen, ob Sie gestern im Wald jemanden gesehen haben.«
    »Abgesehen von

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