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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Arbeit.«
    »Ich hab ja nur gefragt«, sagte Morell. »Reine Routine. Hätte ja sein können, dass Sie mal was gehört haben.«
    Rainer schüttelte den Kopf. »Nur um alle Unklarheiten aus dem Weg zu räumen: Ich bin 1975 geboren. Fragen Sie doch mal meinen Alten. Dem trau ich mittlerweile alles zu.«
    Morell nickte und machte sich daran zu gehen.
    »Könnte ich vielleicht ein Aspirin bekommen?«, hielt Rainer ihn zurück. »Oder noch besser: Ein Reparierbier. Mein Kopf bringt mich um.«
    Morell rief nach Oliver. »Könntest du dem Herrn Rainer bitte ein Aspirin besorgen?«, bat er.
    »Lieber ein Reparierbier«, rief Rainer.
    Oliver schaute in das Verhörzimmer. »Das Interessante bei einem Kater ist, dass die Beschwerden gar nicht vom Alkohol selber kommen, sondern von den Giften, die beim Alkohol-Abbau entstehen. Außerdem entzieht der Alkohol dem Körper Flüssigkeit, darum muss man so oft auf’s Klo. Wissen Sie, ich kenne mich da ein bisschen aus, weil ein großer Teil meiner Familie aus der Gastronomie kommt. Nicht so hüttengaudimäßig wie bei Ihnen, sondern eher gediegen. Aber getrunken wird ja überall. Am besten wäre jetzt frische Luft, aber das geht ja leider nicht. Darum schlage ich vor, ich bringe Ihnen als erstes mal eine Flasche Wasser. Und Mineralstoffe. Und Salze. Am besten wären ja Rollmops und saure Gurken, aber das haben wir hier in der Inspektion nicht. Ich kann aber versuchen …«
    Rainer starrte Oliver mit offenem Mund fassungslos an.
    »… Salzstangen. Irgendwo sollten wir noch Salzstangen haben. Die sind auch total gut gegen Kater. Meine Tante Zita sagt immer …«
    »Was ist denn hier los?« Danzer war dazugekommen.
    Morell ließ Oliver weiterpalavern und drehte sich grinsend zu Danzer um. »Oliver ist eine echte Cruise Missile«, flüsterte er. »Einmal losgelassen, ist der Junge nicht mehr zu stoppen. Wenn wir ihn noch eine halbe Stunde bei Rainer lassen, wird der alles gestehen, nur um seine Ruhe zu haben.«
    Danzer nickte. »Ja, unseren Oliver könnten wir als Folterinstrument in den Irak verkaufen.«

34
    Leanders Plan sah folgendermaßen aus: Er würde jetzt schnell die Zeichen entschlüsseln, damit Nina weiterhin beschäftigt war und er sich in Ruhe auf die Geschenkmission konzentrieren konnte.
    Vor ein paar Jahren hatte er an einem Kongress über die Besiedlungsspuren der alten Germanen teilgenommen, dabei war es unter anderem auch um Runen gegangen. Er konnte sich zwar nicht mehr wirklich an irgendwelche Details erinnern, aber schwer hatte die Entschlüsselung damals nicht gewirkt. Latein und Altgriechisch hatte er ja auch drauf – das waren logische, nach klaren Regeln aufgebaute Sprachen. Runen würden sich davon sicher nicht gravierend unterscheiden.
    Eine knappe Stunde später musste er sich eingestehen, dass er einem typischen Fall von Lorentzscher Selbstüberschätzung erlegen war. »Runen sind ja noch schlimmer als ein Enigma Code«, schimpfte er und versuchte, sich an Einzelheiten aus dem damaligen Vortrag zu erinnern. »Bei dem Germanen-Kongress hat das alles so einfach geklungen.«
    »Hast du was gesagt?« Nina, die sich eine heiße Dusche gegönnt hatte, kam aus dem Badezimmer und schaute ihn fragend an, während sie ihre Haare trockenrubbelte.
    »Die Übersetzung macht mir ziemliche Schwierigkeiten. Um genau zu sein, bin ich ziemlich ratlos.«
    »Tatsächlich?« Nina, die wusste, wie schwer es Leander fiel, Niederlagen einzugestehen, legte das Handtuch weg und kam an den Tisch.
    »Leider ja.« Er zeigte auf die Notizen, die er sich gemacht hatte. »Jedes der Symbole könnte für einen Buchstaben, eine Silbe oder eine Zahl stehen. Ich habe alle möglichen Kombinationen und Schreibrichtungen ausprobiert, aber ganz egal wie ich es drehe und wende – es ergibt einfach nichts einen Sinn. Das ist alles komplett unlogisch.«
    »So ein Mist!« Nina setzte sich.
    »Also, ich werde es auf jeden Fall weiterprobieren, aber versprechen kann ich nichts.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann leider nicht zaubern.«
    Nina nickte und überlegte. Sie musste unbedingt erfahren, was diese Runen bedeuteten. Aber wenn selbst Leander es nicht schaffte, sie zu übersetzen, wer konnte es dann?
    »Ich muss noch mal los«, sagte sie einige Momente später.
    »Und wohin?«
    »Zu jemandem, der vielleicht zaubern kann.« Sie zwinkerte Leander zu und zog ihre Jacke an.

35
    »Bitte hetzen Sie mir nicht wieder diesen Quatschkopf auf den Hals!«, flehte Rainer, als Morell und Danzer

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