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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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hatte:
»Drachen lieben Rätsel über alles, sagte die Hexe zum Prinzen. Also fordere ihn zu einem Rätselduell auf. Wenn du es schaffst, ihn zu besiegen, wird er dir mit Respekt und Achtung entgegentreten. Aber nimm dich in Acht, junger Freund, denn solltest du verlieren, so wird er dich töten.«
    Das war es. Tatzelwürmer waren drachenartige Wesen. Also liebten sie Rätsel sehr wahrscheinlich auch über alles. Er brauchte sich demnach nur ein gutes Rätsel zu überlegen. Eines, das der Tatzelwurm nicht lösen konnte. Wenn er dadurch seinen Respekt und seine Achtung gewinnen konnte, dann wäre es vielleicht möglich, ihm die Schuppe zurückzugeben und sich zu entschuldigen.
    Langsam nahm ein Plan in Patricks Kopf Form an. Wie bei einem Mosaik kamen mit jedem Augenblick mehr Steinchen hinzu und vervollständigten das Bild.
    Er fühlte sich das erste Mal seit Tagen wieder richtig gut. Endlich gab es einen Lichtblick. Einen Ausweg. Eine Chance. Wenn er jetzt keinen Fehler machte und alles richtig anstellte, würde er überleben.

39
    »Was wissen Sie über Runen?«
    »Über Runen?« Käthe Steinbichler musterte Nina, wobei ihr rechtes Auge leicht zuckte.
    »Diese germanischen Schriftzeichen.« Nina betrachtete die Engelsbilder an der Wand von Steinbichlers Wohnzimmer genauer, und musste feststellen, dass einige von ihnen ganz schön hässlich waren. Sollten Engel denn nicht weißgewandet, blond gelockt und ätherisch schön sein?
    »Ich weiß schon, was Runen sind. Mir ist nur nicht klar, warum Sie danach fragen.«
    »Ach, einfach nur so.« Nina schlenderte weiter und begutachtete einen Engel, der so aussah, als könnte er ohne Probleme die Hässlichkeits-Weltmeisterschaft gewinnen.
    »Nun, ich verwende Runen hie und da zum Wahrsagen.« Steinbichler zeigte auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich doch bitte. Sie machen mich ganz nervös.« Schon wieder dieses Zucken.
    Nina setzte sich und überlegte, ob Steinbichler diesen Tic erst seit heute hatte, oder ob er ihr bei den letzten Begegnungen einfach nur nicht aufgefallen war.
    »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gerne die Zukunft aus den Runen lesen.« Die Kräuterhexe ging zu einer wurmzerfressenen Kommode und rüttelte an einer widerspenstigen Schublade. Als diese sich endlich öffnete, schaute sie kurz hinein, schloss sie wieder und zog an der nächsten Lade. »Wo hab ich sie denn bloß hingetan«, murmelte sie laut genug, dass Nina es hören konnte. »Ich habe schon ewig nicht mehr mit Runen orakelt«, fügte sie direkt an Nina gewandt hinzu. »Karten sind mir lieber. Die sind viel genauer.« Sie öffnete eine dritte Lade, und als sie in ihr auch keine Runen fand, suchte sie in einer großen Holztruhe weiter. »Keine Ahnung, wo die sind.«
    Sie kam zurück an den Tisch und griff nach einem Stapel Tarotkarten. »Nehmen wir halt die. Eh besser. Also, meine Liebe, was wollen Sie über die Zukunft wissen?« Sie fing konzentriert an zu mischen.
    Erneut fiel Nina eine Zuckung in Steinbichlers Gesicht auf. Diesmal war es die Oberlippe. »Geht es Ihnen gut?«, fragte sie.
    »Aber ja, natürlich. Ich bin es nicht, die um Rat fragen muss.« Sie legte den Kartenstapel verdeckt auf den Tisch. »Stellen Sie jetzt bitte Ihre Frage, und dann heben Sie dreimal ab. Mit der linken Hand.«
    »Sie haben mich falsch verstanden.« Nina schob die Karten von sich. »Ich bin nicht hier, weil ich meine Zukunft wissen will. Ich möchte etwas über Runen erfahren.« Sie nahm ihr Handy und zeigte Steinbichler das Foto von der Tür.
    »Keine Ahnung, was das sein soll«, sagte diese etwas zu schnell für Ninas Geschmack.
    »Sie haben ja gar nicht richtig hingeschaut.« Sie hielt ihr das Foto direkt vor die Nase. »Können Sie diese Zeichen vielleicht lesen? Können Sie mir sagen, was sie bedeuten?«
    »Das Bild ist viel zu unscharf, als dass ich dazu etwas sagen könnte.« Steinbichler stand auf und zündete ein Räucherstäbchen an. »Tee?«
    Nina musterte die alte Frau, deren Benehmen heute ganz anders war als bisher. Sie war defensiv, hatte diesen komischen Tic und wirkte nervös. Langsam stieg ein Verdacht in ihr hoch. Aber natürlich. Warum war sie bis jetzt noch nicht auf den Gedanken gekommen. »Sie!«, rief sie. »Sie waren es! Sie haben diese Zeichen an Patrick Oberhausners Tür gemalt.«
    Käthe Steinbichler sagte nichts. Das musste sie auch nicht, denn ihr erschrockener Blick sagte mehr als tausend Worte. »Ich?«, fragte sie, als sie sich wieder gefangen hatte. »Ich doch nicht. Warum

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