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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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ließ sich Tee einschenken. Sie wollte Frau Steinbichler nicht beleidigen. Mit den Psychos dieser Welt stellte man sich besser gut. Sie nahm einen großen Schluck. »Mmmhhh«, sagte sie. »Sehr fein.«
    »Ayurvedischer Glückstee. Derselbe, den wir letztes Mal getrunken haben.«
    »Ach ja?« Nina starrte erschrocken erst auf ihre Tasse und dann in das grinsende Gesicht ihrer Gastgeberin.
    Der Tee hatte beim letzten Mal ganz anders geschmeckt.

40
    »Ja, wen haben wir denn da?« Frau Gruber bekam ganz rote Backen. »Wenn das nicht der fescheste Polizist von hier bis Texas ist.«
    Morell schmunzelte. »Darf ich?«, fragte er die drei Frauen, die im Panoramazimmer saßen und Karten spielten.
    »Aber natürlich.« Frau Gruber wartete nicht, bis die anderen beiden zustimmten. »Spielen Sie eine Runde Bridge mit uns?«
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, heute nicht.«
    »So schlecht wie Sie spielen, muss Ihnen das nicht leid tun.« Frau Hanauer zupfte die Wolldecke zurecht, die über ihren Beinen lag.
    Morell erinnerte sich an seine Niederlage und lachte. »Da habe ich mich wohl in Grund und Boden gespielt.«
    »So könnte man es nennen.«
    Er schaute in die Gesichter der drei Frauen: distinguierter Faltenwurf, leichenblasse Transparenz und grobporige Raucherhaut. Er empfand Sympathie für die drei, Mitgefühl und vielleicht sogar ein wenig Beschützerinstinkt. Alles, aber keine Furcht. »Ich bin wohl kein guter Ersatz«, lenkte er das Thema auf Frau Hölzel. »Die verstorbene Dame hat sicher um einiges besser gespielt.«
    »Das ist nicht schwer«, stellte Hanauer fest. »Aber ja, sie hat recht passabel gespielt.«
    »Und sonst? Ich meine, abgesehen von Bridge, wie war sie sonst so, die Frau Hölzel?«
    »Nett«, sagte Salm.
    »Krank«, sagte Hanauer.
    »Langweilig«, sagte Gruber.
    »Gab es irgendwann mal Streit zwischen Ihnen?« Morell erntete dafür die Gesichtsausdrücke pikiert, konsterniert und amüsiert. »Das war dann wohl ein Nein.«
    »Warum hätten wir uns streiten sollen?«, fragte Frau Salm. »Sie war doch so eine liebe Frau.«
    »Genau«, stimmte Frau Hanauer zu. »Frau Hölzel war eine sehr höfliche Frau mit guten Manieren, die beim Spielen nie betrogen hat. Im Gegensatz zu anderen hier anwesenden.« Sie schenkte Frau Gruber einen vielsagenden Blick.
    »Haben Sie sich vielleicht deswegen gestritten?«, wandte Morell sich an Frau Gruber.
    »Erstens habe ich nicht betrogen«, sagte die bestimmt. »Und zweitens haben wir uns nicht gestritten. Und ich würde es zugeben, wenn es so gewesen wäre. Wie kommen Sie denn überhaupt da drauf?«
    »Ach«, winkte er ab. »Ich habe da so ein Gerücht gehört …«
    Frau Hanauer schüttelte angewidert den Kopf, wobei ihr streng-frisiertes, blauschimmerndes Matronenhaar sich keinen Millimeter bewegte. »Wie überaus unangebracht, solche Dinge in die Welt zu setzen. Die arme Gerlinde ist tot. Lassen wir sie in Frieden ruhen.«
    »Genau.« Salm lehnte sich zurück und fing an, an ihren Fingernägeln herumzukauen. »Die arme Gerlinde. Die hat schon genug mitgemacht mit ihrem furchtbaren Sohn.«
    »Ach kommt schon.« Frau Gruber mischte die Karten. »Gönnen wir uns doch ein bisschen Klatsch und Tratsch. Wenn es hier drinnen noch langweiliger wird, brauch’ ich einen Defibrillator.« Sie schaute Morell an. »Also, heraus mit der Sprache. Erzählen Sie uns alles. Sparen Sie keine Details aus.«
    »Hör doch auf damit«, nuschelte Frau Salm, während sie immer noch an ihren Nägeln kaute. »Wenn du einmal tot bist, willst du doch auch nicht, dass man sich über dich das Maul zerreißt.«
    »Wenn ich einmal tot bin, ist es mir egal, was die Leute sagen. Also, Herr Morell, unterhalten Sie mich.«
    »Tut mir leid, aber das war es dann leider auch schon wieder mit der Gerüchteküche.«
    »Ach kommen Sie!« Frau Gruber zwickte ihn in die Seite. »Erzählen Sie uns alle News aus dem Schwesternzimmer, der Polizeiinspektion und der Gerichtsmedizin.«
    Er schüttelte den Kopf. »Leider … So gerne ich auch würde … Aber Amtsgeheimnis, laufende Ermittlung … Sie wissen schon.«
    »Ah geh.« Frau Gruber spielte die Empörte. »Nichts gönnen Sie uns. Dabei werden wir so oder so nicht mehr lange genug leben, um Ihre Geheimnisse irgendjemandem weiterzuerzählen.« Als wolle sie ihre Worte untermauern, bekam sie einen ihrer Hustenanfälle.
    »Du kannst so irrsinnig negativ sein, Elisabeth. Wie soll man denn da wieder gesund werden?« Frau Salm stand auf und lief, ohne sich zu

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