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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Erinnerung.«
    »Und warum?«
    »Das soll dir deine Mutter lieber selbst erzählen.« Hölzel zwinkerte, und das erste Mal seit Danzer ihn kannte, hatte Oliver es tatsächlich die Sprache verschlagen.
    Im Raum herrschte eine ähnliche Stimmung, wie man sie oft nach einem Hitzegewitter an einem schwülen, heißen Sommertag erlebt. Bereinigt und abgekühlt. Danzer hatte sich entspannt, und Hölzels Zorn schien auch halbwegs verflogen zu sein.
    »Erklären Sie mir doch bitte mal, warum der Tod meiner Mutter nicht natürlich gewesen sein soll?«, bat Hölzel. »Sie war immerhin 83  Jahre alt und nicht zum Spaß im Sanatorium.«
    »Um ehrlich zu sein, haben wir keine konkreten Anhaltspunkte, nur ein dummes Gerücht.«
    Hölzels Miene verdunkelte sich.
    »Aber falls jemand ihr etwas mit Absicht angetan beziehungsweise geschlampt hat, dann würden Sie das doch wissen wollen, oder?«, warf Danzer schnell ein.
    Dieses Argument schien zu fruchten. »Natürlich würde ich das wissen wollen. Wenn irgendjemand anderer als das Alter oder der Krebs schuld an ihrem Tod sind, dann muss derjenige zur Rechenschaft gezogen werden.«
    »Eben.« Danzer lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Und um das herauszufinden, brauchen wir jede Information, die wir über Ihre Mutter kriegen können. Tut mir leid, wenn es da ein Missverständnis gegeben hat.«
    Hölzel nickte gönnerhaft. »Schwamm drüber«, sagte er. »Wenn es einen Schuldigen gibt – und ich betone gleich noch mal, dass ich das sicher nicht bin – dann müssen Sie ihn finden, damit er für seine Tat bezahlt.«
    Danzer konnte förmlich sehen, wie sich in Hölzels Gehirn eine Schadensersatzklage gegen das Sanatorium formierte. »Dafür sind wir ja hier.«
    Hölzel nickte enthusiastisch. Plötzlich waren aus den lästigen Bullen Freunde und Helfer geworden. »Wollen Sie vielleicht einen Kaffee?«
    Synchronnicken.
    Hölzel gab die Bestellung auf, und nur wenige Augenblicke später schob eine überfreundliche Dame einen Servierwagen, auf dem Geschirr aus teurem Meißener Porzellan stand, ins Büro und schenkte Kaffee aus.
    Als sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, redete der Hotelier, der mittlerweile ganz angetan von der Idee schien, dass der Tod seiner Mutter ein Fall für das Gericht war, weiter. »Ich werde alles tun, das in meiner Macht steht, um Sie zu unterstützen.« Er schaute die beiden Beamten auffordernd an. »Also, was brauchen Sie?«
    Danzer nippte an seinem Kaffee und überlegte. »Als erstes sollte ich wissen, wo Sie waren, als Ihre Mutter starb. Natürlich nur, um Sie als Verdächtigen auszuschließen«, fügte er schnell hinzu.
    »Ich war hier. Dafür gibt es Zeugen. Ich hatte erst eine Telefonkonferenz mit ein paar Investoren aus Deutschland, danach eine Besprechung mit dem Führungspersonal und anschließend ein Treffen mit einer Dame.«
    Danzer, der alles notiert hatte, war heilfroh, dass Hölzel als Verdächtiger vom Tablett war. »Vielen Dank«, sagte er. »Das war’s dann auch schon. Oder fällt Ihnen noch etwas ein, das uns weiterhelfen könnte?«
    Hölzel verneinte, stand auf und begleitete die beiden Beamten zur Tür. »Halt«, sagte er. »Da war doch noch etwas. Als ich meine Mutter das letzte Mal besucht habe, hat sie irgendetwas über eine andere Frau gesagt.« Er rieb sich die Stirn. »Verflixt, was war das denn noch gleich?«
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte Danzer. »Erinnerungen kann man nicht erzwingen.«
    Hölzel massierte seine Schläfen. »Sie hat manchmal mit irgendwelchen Frauen Karten gespielt. Ich glaube, sie wollte damit aufhören, weil eine davon ihr unheimlich war.«
    »Aha.« Danzer horchte auf. »Und weiter?«
    »Ich hätte besser zuhören sollen. Ich war völlig überarbeitet und dachte, sie spinnt herum. Sie wissen ja sicher, wie alte Frauen sein können … Aber jetzt, rückblickend, denke ich, dass sie sich wirklich gefürchtet hat.« Das Läuten seines Telefons erinnerte ihn daran, dass er ein Hotel zu führen hatte. »Tut mir leid, aber die Arbeit ruft.«
    »Wenn Ihnen noch mehr einfallen sollte, dann rufen Sie mich bitte an.« Danzer reichte Hölzel eine Visitenkarte und verabschiedete sich.
    Erst als sie im Auto saßen, fand Oliver seine Sprache wieder. »Glauben Sie, dass er wirklich mal was mit meiner Mutter hatte? Weil, das war es doch, was er angedeutet hat, oder?«
    Danzer zuckte mit den Schultern. »Und wenn schon, dann ist das viele Jahre her. Das ist doch nicht so schlimm.«
    Oliver

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