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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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erste Mal gesehen habe. Das war die Neumondnacht. Bei Neumond kommen die Wesen aus dem Wald immer besonders gerne raus, weil es so dunkel ist und sie sich darum besser anschleichen können.«
    Morell rechnete. Das war die Nacht, in der Sabine Weigl ermordet worden war. Er betrachtete den Gegenstand genauer. Irgendein Metallteil, das er nicht näher definieren konnte. »Hast du in der Nacht sonst noch etwas gesehen? Ist dir irgendetwas aufgefallen? Irgendetwas, das nicht so war wie sonst – abgesehen vom Tatzelwurm.«
    Kopfschütteln. Patrick hatte anscheinend keine Lust über normale Dinge zu reden.
    Morell steckte die ›Schuppe‹ in seine Tasche. Er würde sich morgen darum kümmern. Heute war er froh, wenn er noch genügend Kraft und Energie zusammenkratzen konnte, sich aufs Zimmer zu schleppen.
    Als die beiden in der Pension auftauchten, gab es einen großen Trubel, und es hagelte Fragen, Schulterklopfen und Freudentränen. Morell erzählte eine Kurzversion der ganzen Geschichte, wobei er Dinge wie Runen, Schweineköpfe und Drohbriefe tunlichst wegließ.
    An der anschließenden spontanen Feier nahm er nicht teil, sondern verzog sich so schnell es ging in sein Zimmer. Dort stellte er sich vors Bett und betrachtete es eindringlich. Sollte er, oder sollte er nicht? Aber was blieb ihm für eine Wahl – eine Couch oder ein Extrabett gab es im Zimmer nicht. Und überhaupt war er viel zu müde. Also legte er sich ins Bett und kuschelte sich unter Valeries warme, breite Decke. Er war eingeschlafen, noch bevor sein Kopf das Kissen berührte.

53
    Morell wachte auf, als ein Sonnenstrahl ihn an der Nase kitzelte. Er betrachtete Valerie, die noch tief und fest schlief, und lauschte ihren gleichmäßigen Atemzügen. Sie hatte gestern bis spät in die Nacht hinein mit den anderen Leuten aus dem Suchtrupp das Wiederauftauchen von Patrick gefeiert.
    Er schlüpfte aus dem Bett und schlich auf Zehenspitzen durch den Raum in Richtung Badezimmer. Da sich seine Augen noch nicht an das dämmrige Licht im Zimmer gewöhnt hatten, streckte er die Arme wie ein Schutzschild nach vorn und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
    »Hoppla!«, entfuhr es ihm, als er über einen von Valeries Schuhen stolperte, der mitten im Zimmer lag. Sie musste gestern einiges intus gehabt haben, wenn sie nicht mal mehr in der Lage gewesen war, ihre Sachen ordentlich wegzuräumen.
    »Hast du was gesagt?« Valeries Stimme klang belegt und hörte sich nach Kater an.
    »Sorry, ich wollte dich nicht wecken«, flüsterte er.
    Valerie drehte sich noch völlig verschlafen zu ihm um und öffnete die Augen einen Spaltbreit. »Wie spät ist es denn?«
    »Erst acht. Du kannst ruhig noch ein bisschen liegen bleiben.«
    »Mhm.« Sie zog die Decke, die sie nun für sich alleine hatte, bis zum Kinn und schloss die Augen wieder. »Was ist denn eigentlich mit deiner Decke passiert?«, murmelte sie. »Zu zweit unter meiner war es ganz schön eng.«
    »Ähm … Die habe ich leider dreckig gemacht.« Morell grub seine Zehen tief in den flauschigen Teppich und wippte langsam nach vorn und wieder zurück. Wie gut, dass Valerie sich noch im Halbschlaf befand, so würde ihr seine Flunkerei weniger auffallen.
    »Mit was denn?«
    Typisch Frau. Sogar im Dämmerzustand noch neugierig. Um Zeit zu schinden, räumte er ihre Schuhe weg. »Kakao. Ich habe vor dem Schlafengehen noch heißen Kakao im Bett getrunken und dabei die Decke vollgesaut.«
    »Und deswegen hast du die ganze Decke weggeschafft? Wegen einem bisschen Milch und Schokolade?« Sie schüttelte den Kopf, schloss die Augen wieder und fing leise an zu schnarchen.
    Morell ging ins Badezimmer und sprang unter die Dusche. Dort drehte er das Wasser so heiß auf, dass es gerade noch erträglich war, und schrubbte seine Haut, bis sie brannte. Er konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass noch irgendwo auf seinem Körper ein Schweinemolekül kleben könnte. Erst als er sicher war, jede potentielle Spur abgewaschen zu haben, hörte er auf.
    Ein kurzer Blick in den Spiegel entlockte ihm ein erschrockenes »Na servus«. Überall auf seinem Körper befanden sich Blutergüsse in allen Größen, Formen und Farben. Er sah aus, als hätte eine Horde Kleinkinder ihn mit Wasserfarben bearbeitet. Dazu kamen die dicke Beule auf seiner Stirn und die dunklen Schatten unter seinen Augen. Dieser Urlaub verwandelte ihn langsam aber sicher in einen Zombie.
    Er zog sich bequeme Klamotten an und entschied, dass sein Zustand nach

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