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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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gar nichts mehr davon hättest, nur damit …«
    »Rouben nicht durchmachen muss, was er gerade erleidet«, fuhr Jolin fort und unterstrich ihre Äußerung mit einem entschiedenen Nicken. »Ja!«
    »Oh, Mann«, sagte Anna und nach ein paar Sekunden noch einmal: »Oh, Mann!«
    Und dann begann Jolin zu erzählen, von Harro und Ramalia, von der Prophezeiung und den wahren Ereignissen während Roubens Geburtstagsparty auf der Burg, von Vincent und seiner Rückkehr, seiner Rache und Roubens aktuellem Zustand.
    Anna lauschte, ohne Jolin auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen, dann sage sie: »Scheiße«, und nach zwei oder drei Sekunden noch ein weiteres Mal: »Scheiße!«.
    Jolin hatte derweil die Bettdecke um sich geschlungen und ihre Hände darin vergraben. Sie fühlte sich leer, fast wie tot, und sie hätte in diesem Moment nicht einmal sagen können, ob es ihr gutgetan hatte, all diese Dinge loszuwerden.
    »Wir hätten das damals alles verhindern können«, sagte Anna tonlos.
    »Hätten wir nicht«, widersprach Jolin.
    »Doch, wir hätten einfach nicht auf die Party gehen dürfen.«
    Jolin lachte bitter.
    »Wer hätte uns … euch denn daran hindern sollen?«
    »Du hast recht«, sagte Anna. »Damals haben wir es x-mal durchgekaut.« Sie schlug sich gegen die Stirn und schüttelte anschließend den Kopf. »Wir waren damals doch schon so weit, zu glauben, dass Rouben ein Vampir sein könnte, aber so seltsam er auch war, letztendlich hat er sich dafür dann doch zu normal verhalten.«
    »Ja, weil wir alle eine bestimmte Vorstellung davon haben, wie ein Vampir zu sein hat«, erwiderte Jolin heftig. »Die meisten von uns sind ja noch nie einem begegnet, wir kennen sie nur aus Büchern und aus Legenden. Außerdem«, fuhr sie fort, »ist Rouben damals noch nicht so wie Vincent gewesen. Das ist erst jetzt möglich, nachdem er zuvor ein Mensch geworden war.« Ihre Lippen bebten, und aus ihren Augen quollen neue Tränen hervor, und während in ihr zum wiederholten Male die immer gleiche Welt zusammenbrach, formulierte Anna einen einzigen, beängstigend kurzen und entsetzlich ernüchternden Satz: »Du kannst ihm nicht helfen.«
    Jolin schluckte. Plötzlich spürte sie die Kälte hautnah, spürte, wie sie sich zwischen ihren Möbeln hindurchwand und in ihre Sachen schlüpfte. Sie spürte sie in der Bettdecke, in ihren Haaren, ihrer Haut und in ihrem Herzen.
    »Du hast recht«, hörte sie sich sagen, und ihre Stimme klang, als ob sie aus der Tiefe einer Gletscherspalte käme, »ich kann ihm nicht helfen.«
    »Gut.« Anna neben ihr atmete auf. »Gut, dass du das einsiehst. Das macht es viel leichter.«
    »Ja, es tut nicht mehr so weh«, erwiderte Jolin mechanisch.
    Sie betrachtete ihre Freundin, die ihr, obwohl sie direkt neben ihr saß, irgendwie weggerückt erschien, so als ob sie gar nicht wirklich da wäre oder Jolin alles nur träumte.
    »Du kannst unmöglich mit einem Vampir zusammen sein«, hörte sie Anna sagen. »Niemand kann das. – Wir müssen jetzt genau überlegen, wie wir vorgehen.«
    »Das brauchen wir nicht«, erwiderte Jolin. Sie saß absolut regungslos da und starrte gegen die Zimmertür, ohne etwas zu sehen oder zu fühlen. »Es passiert ganz von allein. Sobald Roubens Verwandlung abgeschlossen ist, werden sein Bruder und er verschwinden, und alles wird wieder ganz genauso wie vor dem siebten November sein«, log sie. »Niemand außer uns wird wissen, dass sie jemals existiert haben.«
    »Und wenn nicht?«, hauchte Anna. »Was ist, wenn Vincent die Prophezeiung noch immer erfüllen will?«
    »Das ist nicht möglich«, sagte Jolin tonlos. »Der Zeitpunkt dafür ist längst verstrichen. Er müsste tausendzweihundert Jahre bis zum nächsten Vollmond warten, der genau auf den Tag der Wintersonnenwende fällt.«
    »Und wenn das alles Quatsch ist?«
    »Ist es nicht.«
    Anna schüttelte den Kopf. »Oder wenn dieser Vincent diese bescheuerte Prophezeiung gar nicht richtig kennt? Wenn er denkt, dass er bloß zwölf Mädchen töten muss, um ein Mensch werden zu können?«
    Jolin schwieg. Sie wusste es nicht, und es war ihr auch egal. Sie wollte nicht darüber reden, nicht mehr nachdenken, sie wollte einfach nur, dass endlich alles vorbei war. Ihretwegen hätte Vincent sie auf der Stelle töten oder verwandeln können, solange sie nicht in Roubens Nähe sein durfte, hatte ihr Leben ohnehin keinen Sinn mehr.
    »Er könnte der Tod sein …«, murmelte Anna.
    »Er ist der Tod«, sagte Jolin.
    Mit einem Mal war Anna so

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