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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Ich drück Ihnen die Daumen.«
    »Danke«, sagte Jolin, drückte die Tür auf und schlüpfte auf die Straße hinaus. Sie hatte das Gefühl, dass die Taxifahrerin ihr noch eine Weile hinterherblickte, doch Jolin schenkte ihr und ihrem Wagen keine Beachtung mehr. Solange sie ihr nicht folgte, sollte es ihr egal sein, was diese Frau dachte.
    Mit schnellen Schritten lief sie am Straßenrand entlang. Ihre Nervosität und die Anspannung hatten sich erstaunlicherweise in Luft aufgelöst, sie wollte es jetzt einfach nur noch hinter sich bringen. Jolin störte nicht einmal der Wind, der kleine weiße Wolken über den schwachblauen Himmel trieb und ihr das Haar zerzauste. Sonnenstrahlen fielen durch die zarten hellgrünen Blätter der Bäume auf ihr Gesicht, die Luft roch frisch und mild nach Frühling.
    Jolin musste sich keine Worte zurechtlegen oder darüber nachdenken, was sie Rouben sagen wollte. Wahrscheinlich würde er sehr wütend sein, vielleicht würde er sie auch diesmal nicht ins Haus lassen, mit großer Wahrscheinlichkeit war er nicht einmal allein dort. Doch all das war nicht wirklich wichtig. Entscheidend war, dass sie es schaffte, ihm klarzumachen, wie wenig Sinn es hatte, sie zu retten, wenn ihre Freundinnen dafür womöglich ihr Leben lassen mussten.
    Jolin erreichte das Ende des kleinen Wäldchens, verließ die Straße und hielt zügig auf das Haus zu. Schon aus einiger Entfernung sah sie, dass es inzwischen fertig – oder zumindest nahezu fertig geworden war. Der glatte helle Putz, blitzblanke Fenster und wie es schien sogar ein komplett neues Dach fielen ihr auf Anhieb ins Auge. Jolin wunderte das alles nicht, sie konnte sich ungefähr vorstellen, wie stark Rouben mittlerweile war. Der Gedanke jedoch, dass Vincent ihn gezwungen hatte, dieses Haus für ihn fertigzustellen, in dem eigentlich sie beide hatten leben wollen, ließ den drückenden Schmerz in ihrem Herzen aufs Neue entflammen.
    Unbeirrt lief Jolin weiter, kreuzte nun aber die Arme vor der Brust und umfasste ihre Schultern. Sie glaubte zwar nicht im Entferntesten an die Wirkung christlicher Symbolik, trotzdem gab diese Körperhaltung ihr das Gefühl, sich selbst schützen und ihre Liebe zu Rouben vor der Kälte und der Dunkelheit, in die sein Bruder sie herunterziehen wollte, bewahren zu können.
    Und dann stand sie plötzlich vor der Pforte und blickte auf den Vorgarten. Die Pflastersteine waren neu verlegt worden, nirgendwo gab es mehr gerissene Platten oder hervorstehende Kanten. Der Rasen war mit violetten, gelben und weißen Krokussen übersät, und dazwischen leuchteten die angriffslustigen kleinen Glitzerkörner wie die Funken eines Feuerwerks.
    Dass diese Dinger niemandem auffallen!, schoss es Jolin unwillkürlich durch den Kopf. Niemandem außer ihr! Gunnar hätte sie doch eigentlich auch sehen müssen, als sie Ende Februar zusammen hier gewesen waren, aber er hatte nichts dergleichen erwähnt. Ja, und ansonsten verirrte sich bestimmt äußerst selten jemand in diese Gegend. Das Haus galt als baufällig und unbewohnt, und niemand wusste, wem es gehörte. Wo kein Besitzer war, konnte es auch keinen Käufer geben, zudem wollte wahrscheinlich auch kaum einer so weit ab vom Schuss leben.
    »Hey, Ramalia«, wisperte Jolin. »Ich werde mich heute nicht von dir abschrecken lassen, hörst du? Du wirst mich nicht daran hindern, das Grundstück zu betreten, und wenn du mir das ganze Gesicht verbrennst.« Sie legte den Riegel um, öffnete die Pforte und setzte einen Fuß auf die Pflastersteine.
    Nichts geschah. Die glitzernden Punkte blieben, wo sie waren, die Luft war genauso mild wie vor dem Zaun, nur der Wind schien für einen Moment den Atem anzuhalten, bevor er schließlich wieder an Jolins Haaren zu zerren begann.
    Schritt für Schritt tastete sie sich vor, die Fenster der Vorderfront fest im Blick – aber auch da war kein Schatten, kein Schemen und keine Gestalt zu sehen.
    Ausgeflogen!, war Jolins Gedanke, als sie die Tür erreichte. Vincent und Rouben waren gar nicht hier! Deshalb keine Eiseskälte, und darum hatte Ramalia auch darauf verzichtet, sie zu warnen. Die Erkenntnis traf Jolin wie ein brutaler Schlag ins Gesicht. Dieser Ort war völlig ungefährlich, die dunkle Zeremonie, die Anna, Klarisse, Susanne, Rebekka und acht weitere Mädchen das Leben kosten könnte, fand ganz woanders statt. Und sie, Jolin, hatte keine Chance, auch nur das Geringste daran zu ändern.
    Wie paralysiert starrte sie auf die Glitzerkörnchen, die wie in

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