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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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vom transparenten Weiß seiner Haut ab. Er trug ein schwarzes Hemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren und den Blick auf seinen weißen Brustkorb freigaben.
    »Rouben«, flüsterte Jolin, und es fiel ihr schwer, nicht unentwegt auf dieses Stück schneeweißer Haut zu starren, sondern sich auf seine toten Augen zu konzentrieren. »Vincent … Er hat nicht vor, mich zu töten. Und er will auch nicht, dass du es tust.«
    »So?«
    Um Roubens Lippen zuckte ein Lächeln. Die Fältchen, die sich um seine Mundwinkel bildeten, sahen aus wie in Stein gehauen. Langsam kam er auf Jolin zu. Seine Bewegungen waren sparsam, Jolin bemerkte weder einen Lidschlag noch einen Atemzug, und je näher er an sie herantrat, desto intensiver spürte sie seine Kälte. Unwillkürlich wich Jolin zurück, bis die Bettkante gegen ihre Kniekehlen stieß und sie sich setzen musste.
    »Rouben, bitte«, krächzte sie. »Hör mir zu. Ich werde am Leben bleiben, weil du mich nicht töten wirst. Dein Bruder will mich nicht verwandeln, er will, dass ich genauso leide wie du …« Sie geriet ins Stottern. »Er … er will uns dafür bestrafen, dass wir uns so sehr lieben …«
    »Ach ja?«
    Rouben stand jetzt so dicht vor ihr, dass sich ihre Knie berührten.
    Jolin schlug das Herz bis zum Hals, ob es Erregung war oder Angst oder eine Mischung aus beidem, hätte sie nicht sagen können.
    »Steh auf«, sagte Rouben.
    Jolin schluckte. Sie wusste nicht, wie sie das anstellen sollte, so wenig Platz, wie er ihr dafür gelassen hatte. Sie stützte sich auf der Matratze ab und wollte gerade schwungvoll in den Stand federn, da sah sie, dass er ihr seine Hand entgegenhielt. Zögernd legte sie ihre hinein. Augenblicklich raste die Kälte bis in ihre Schulter hinauf. Den Schmerz glaubte sie bis in ihre Haarwurzeln zu spüren, doch bereits eine Sekunde später war dort, wo eben noch das Gefühl von Hand und Arm, von etwas Körperlichem gewesen war, gar nichts mehr.
    Rouben musste Jolin in den Stand gezogen haben, denn plötzlich konnte sie ihm genau in die Augen sehen, in deren Mitte jetzt ein rötlicher Glanz lag.
    Sein Brustkorb war steinhart, aber die Kälte, in die er ihren Körper tauchte, löschte fast jedes Gefühl aus. Jolins Herz schlug schnell und glühend heiß gegen das Erfrieren an, sie konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dass sie nun zum letzten Mal in seinen Armen liegen würde. Anna, ihre Eltern, Klarisse … sie alle waren vergessen, was zählte, war Roubens Nähe, es waren seine Augen und seine leicht geöffneten Lippen, die sich nun langsam ihrem Gesicht näherten.
    Jolin hob ihr Kinn ein wenig an und schloss in Erwartung ihres letzten Kusses die Augen, und Rouben tat noch einen einzigen Atemzug.
    Lachend spie er ihn ihr ins Gesicht. Der Gestank nach vermoderndem Aas schnitt ihr in die Schleimhäute und verätzte sie bis tief in die Lungenspitzen.
    Jolin flog aufs Bett zurück, die Tür knallte zu, und Roubens Gelächter erschütterte Wände und Bodendielen.

    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject:mein traum
    ich träume, klarisse, jede sekunde meines daseins träume ich davon, dass du und ich, dass wir für immer zusammen sind. ich verzehre mich nach dir, und ich verspreche dir jetzt und für alle zeit, dass du nie wieder jemanden so sehr begehren wirst wie mich, wenn du nur erst von meiner wahren liebe gekostet hast.

13
    Ich weiß einen Ort …
    Es war immer noch hell. Und still. So still, dass man es fast schon friedlich nennen konnte. Die Sonne schien durchs Dachfenster und malte sanfte, goldschimmernde Tupfen an die Zimmerwände. Jolins Rachen, ihre Lungen und ihr Magen brannten, aber ihr Herz schlug noch und pumpte unermüdlich Wärme durch ihre Adern. Während sie auf dem Bett lag und in den Himmel sah, kehrte allmählich das Gefühl für ihren Körper zurück.
    Das also war ihre letzte Begegnung gewesen. Roubens Verwandlung war abgeschlossen, er hatte sie nicht getötet und auch nicht mit sich fortgenommen, sondern allein zurückgelassen. Vincent konnte zufrieden sein. Wahrscheinlich war alles so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Das Böse machte sich bereit, seinen Siegeszug anzutreten.
    Natürlich hätte Jolin noch versuchen können, Anna und die anderen Mädchen zu retten. Wäre sie klug genug gewesen, nicht nur etwas Geld, sondern auch ihr Handy einzustecken, hätte sie jetzt Anna anrufen können oder Klarisse, Katrin, Susanne … notfalls auch Leo oder ein Taxi, um in die Stadt

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