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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Letzteres sprach eher für Missgunst, dafür, dass jemand aus der kalten Welt sie um das Glück mit Rouben beneidete. Jemand, der ihr aber hoffentlich nur Angst machen und nicht wirklich etwas antun wollte oder konnte.
    Der schrille Ton ihres Handys riss sie jäh ins Hier und Jetzt zurück. Jolins Puls schnellte nach oben, hektisch wühlte sie das Handy hervor, registrierte Roubens Namen auf dem Display und atmete erleichtert auf. Wem sollte sie vertrauen, wenn nicht ihm?
    »Jol, was ist passiert?«
    Seine Stimme klang dunkel und warm.
    »Kannst du bitte zu mir nach Hause kommen?«
    »Jetzt sag mir doch erst mal, was los ist.«
    »Nein, nicht jetzt … Ich sitze in der U-Bahn, ich …«
    »Jolin, bitte!«
    »Okay …« Sie zögerte. Sie hörte ihr Herz klopfen, und sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. »Es ist wieder etwas passiert …«, presste sie schließlich hervor.
    »Etwas passiert?«, erwiderte Rouben ein wenig ungeduldig. »Was meinst du damit?«
    »Leo …«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er denkt immer noch, dass du ein Vampir bist.«
    Die letzten drei Wörter waren nur ein Flüstern, und dennoch hatte Jolin das Gefühl, dass die beiden Frauen ihr gegenüber jede Silbe verstanden hatten. Sie hörte Rouben leise lachen. »Dieser verrückte, unverbesserliche Kerl.«
    »Das ist nicht witzig«, sagte Jolin. »Er denkt nämlich auch, dass ich …«
    »Was? Du auch? – Oh, dann sollten wir uns morgen vielleicht Hand in Hand ins Sonnenlicht stellen und vor seinen Augen zu Staub zerfallen.«
    »Rouben …«, das ist wirklich nicht witzig, wollte sie wiederholen, doch sie merkte, dass seine Heiterkeit ihre Anspannung ein wenig löste. »Ich meine das ganz ernst«, fuhr sie fort. »Er könnte es rumerzählen.«
    »Soll er. ’ne Weile ist das vielleicht interessant, aber das verläuft sich auch wieder. Schon bald werden alle merken, dass wir ein ganz normales Pärchen sind. Total aufeinander fixiert und vollkommen ungefährlich für die anderen.«
    »Ich liebe dich«, wisperte Jolin.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich liebe dich.«
    »Kannst du nicht lauter sprechen?«, erwiderte Rouben. »Ich verstehe dich wirklich kaum.«
    »Hey, ich sitze in der U-Bahn!«
    »Es darf also keiner wissen, dass du mich liebst?«, fragte er provozierend.
    »Doch, natürlich, aber …«
    »Wer sitzt dir gegenüber?«, unterbrach Rouben sie.
    »Zwei Frauen.«
    »Wie alt?«
    »Schwer zu schätzen. Vielleicht dreißig oder fünfunddreißig.«
    »Ich wette, sie sehen frustriert aus«, sagte Rouben.
    Jolin kicherte. »Stimmt. Sie scheinen tatsächlich sehr unglücklich zu sein.«
    »Und du?«, fragte er rau. »Bist du auch unglücklich?«
    »Nein, Rouben, aber ich muss trotzdem mit dir reden.«
    Offenbar dachte er nicht daran, darauf einzugehen. »Du bist also glücklich?«, fragte er stattdessen eindringlich.
    »Ja, im Prinzip schon.«
    »Bist du’s oder bist du’s nicht?«
    »Ich bin’s.«
    »Und warum?«
    Seine Stimme war jetzt so warm und weich wie dunkelblauer Samt.
    Jolin schluckte. Sie hätte losheulen können. Und zwar weil sie alles war: glücklich und unglücklich, mutig und panisch, gelöst und angespannt. »Weil du mich liebst«, krächzte sie leise.
    »Willst du’s hören?«, fragte Rouben ebenso leise.
    »Mhm.«
    »Ich liebe dich«, sagte er zärtlich. »Und jetzt halt mal dein Handy hoch«, forderte er sie auf, »damit die anderen, die Frustrierten, es auch hören können.«
    »Du bist ja verrückt«, sagte Jolin.
    »Natürlich bin ich das«, sagte Rouben. »Verrückt nach dir.«
    Jolin schloss die Augen und schmiegte ihre Wange gegen das Handy. Nichts wünschte sie sich in diesem Augenblick sehnlicher, als dass er hier bei ihr wäre, anstelle der beiden verkniffenen Frauen auf der Bank gegenüber säße, ihr sein unwiderstehliches Lächeln schenkte und das Bernsteinfunkeln aus seinen Augen.
    »Bitte alle mal herhören!«, schmetterte Rouben in ihr Ohr.
    »Autsch!« Jolin riss die Augen wieder auf und das Handy ein Stück von ihrem Ohr weg.
    »Selber schuld«, sagte Rouben neckend.
    »Aber ich kann doch nicht …«, wollte Jolin widersprechen.
    »Natürlich kannst du. Los, jetzt mach schon.«
    Zögernd hob Jolin das Handy in die Höhe und senkte zugleich peinlich berührt den Kopf.
    »Hallo, du traurige Welt da draußen«, ertönte Roubens Stimme über ihr. Sie war nicht besonders laut und klang zudem ziemlich verzerrt, dennoch drehten sofort alle, die in unmittelbarer Nähe standen oder saßen, ihre Gesichter zu

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