Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

musste beispielsweise ein paar hunde reißen und blutkonserven stehlen, um mich zu ernähren. aber es war notwendig für uns, früher zu erscheinen, denn nur so konnten wir uns informationen über die art der gefühle verschaffen, die sich zwischen jolin und rouben entwickelten.
    als am abend der party schließlich der volle mond hoch am himmel stand und die decke der burg sich öffnete, warst du die erste, die ich im arm hielt. da ich der auserwählte war, hatte ich zu diesem zeitpunkt deine welt schon betreten, licht, wärme und emotionen begannen form anzunehmen … ich sah dein gesicht, deine schönheit, spürte dein inneres wesen und brachte es nicht über mich, dich zu küssen, denn ich wusste, sobald ich es tat, würdest du für mich und die welt, in der ich fortan leben würde, verloren sein. inzwischen bin ich meinem elenden bruder in gewisser weise sogar dankbar, dass seine liebe zu jolin stärker war als die magie der prophezeiung. ehe ich mitsamt meiner verwandtschaft aus der burg gefegt wurde und die vergangenheit, aus der wir kamen, über der gegenwart zusammenstürzte, gelang es mir, dir ein haar auszureißen und mitzunehmen. dieses haar und die sehnsucht nach dir ermöglichten es mir zurückzukommen. mit deiner hilfe könnte ich rouben noch immer besiegen und an seiner stelle mit dir glücklich in dieser welt und in seinem haus leben.

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    from: klarisse
    to: r. v. ([email protected])
    subject:re: sorry
    und was geschieht mit jolin?

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    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject:re: sorry
    nichts geschieht mit ihr. roubens liebe war nur von kurzer dauer, ich nehme an, sie wird an der enttäuschung zugrunde gehen.

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    from: klarisse
    to: r. v. ([email protected])
    subject:re: sorry
    das gefällt mir nicht besonders, immerhin hat sie mich vor dem sicheren tod bewahrt.

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    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject:re: sorry
    eher vor dem dasein eines vampirs! dieses schicksal steht nun rouben bevor, das von jolin liegt leider nicht in meinen händen.

10
    Es mag verrückt klingen, aber Jolins Nachricht hat mir tatsächlich wieder etwas Mut gegeben. Was das Fortschreiten meiner Verwandlung angeht, mache ich mir natürlich keine Illusionen, das Vertrauen jedoch, das sie mir entgegenbringt, lässt mich hoffen, dass ich meine Gelüste vielleicht doch noch ein wenig länger unter Kontrolle halten kann, als ich befürchtet habe. Meine Mutter konnte es auch, in diesem Punkt hat Jolin absolut recht, aber meine Mutter ist ein Sonderfall, niemand in der dunklen Welt wird jemals verstehen können, woher sie diese Liebe für Harro Greims genommen hat.
    Ich selbst spüre von Stunde zu Stunde, wie die Kälte in meinem Herzen immer dichter wird und meine Gefühle für Jolin dahinter allmählich verblassen. Noch empfinde ich das als zutiefst erschreckend, doch ich weiß, es wird nicht mehr lange dauern, und all meine Emotionen werden erfroren sein. Sobald das geschehen ist, werde ich nur noch ein Ziel haben: Jolins Blut!
    Und bis dahin muss ich alles in die Wege leiten, was notwendig ist, um sie vor MIR! zu schützen.
    Vielleicht wäre es klug gewesen, wenn ich mich im Keller ihr gegenüber zu erkennen gegeben hätte. Vielleicht wäre es sogar notwendig gewesen, es ihr spätestens bei unserem SMS-Kontakt zu gestehen, aber ich habe es einfach nicht über mich gebracht. Ich war wie gelähmt, als ich erkennen musste, dass sie MICH! für Vincent hält, und im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass sie sich für den Rest ihres hoffentlich langen Lebens an die kurze Zeit, die uns miteinander vergönnt war, mit einem warmen Gefühl in ihrem Herzen zurückerinnert.
    Fatal ist, dass ich Vincents Pläne nicht vollständig durchschaue. Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass er mich zu einem Vampir machen will. Ich soll in die Welt verbannt werden, in die ich seiner Ansicht nach gehöre. Und bis es so weit ist, soll ich leiden bis aufs Blut, denn nur so kann er seinen Durst nach Rache wirklich stillen.
    Alles andere ist reine Spekulation.
    Ich habe keine Ahnung, wie ich verhindern soll, dass Jolin ihm in die Klauen fällt. Inzwischen bin ich ja nicht einmal mehr hundertprozentig sicher, ob er sie überhaupt will. Jolin ist nicht sein Kaliber, das wäre schon eher Klarisse, und es würde mich wahrlich nicht wundern, wenn er sie längst in seinen Rachefeldzug eingebunden hätte.
    Das ständige Gegrübel macht mich schier verrückt, und um den Kopf wieder