erwiderte Jolin. »Mir reicht es völlig, wenn du einfach so bleibst, wie du bist.«
»Okay.« Anna zwinkerte ihr zu. »Versprochen.«
Zumindest hatten die beiden goldigen Damen und der Mann mit den Geheimratsecken für einen Dammbruch gesorgt. Mittlerweile war es fünf vor halb zwölf, und es drängelten sich mindestens zwanzig Leute vor ihrem Stand, zitierten einzelne Passagen aus dem Flyer, diskutierten heftig miteinander – ohne dabei allerdings allzu unterschiedlicher Meinung zu sein –, setzten ihre Unterschrift auf die Liste, steckten Scheine und Münzen in die orangerote Blechdose und kündigten ihre Mithilfe beim Aktionstag an.
Und als am späten Nachmittag dann schließlich der letzte Flyer verteilt war und sie mit dem Abbau des Standes begannen, fühlte Jolin sich total ausgepowert, aber rundum zufrieden. Über den Zuspruch und die Begeisterung der vielen Leute hatte sie sogar Rouben vergessen, und dann war es ausgerechnet Anna, die ihn mit aller Wucht ins Hier und Jetzt zurückholte.
»Er hat sich nicht mal blicken lassen«, sagte sie. »Ganz ehrlich, das finde ich nicht okay.«
»Es geht ihm … nicht so gut«, erwiderte Jolin zögernd. Sie hatte Mühe, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen.
»Was heißt das – nicht so gut?«, bohrte Anna nach, und als Jolin nicht gleich antwortete, griff sie die Freundin an den Schultern und zwang sie, ihr in die Augen zu sehen. »Ich bin deine Freundin. Willst du mir nicht endlich sagen, was los ist?«
»Gar nichts ist los«, zischte Jolin und warf einen Blick zu Leonhart hinüber, der damit beschäftigt war, den Tapeziertisch zusammenzuklappen.
»Das glaube ich dir nicht«, raunte Anna zurück. Auch sie sah kurz zu Leo und sagte dann: »Hast du etwas dagegen, wenn ich nachher noch mal vorbeikomme?«
»Ja«, sagte Jolin viel zu schnell und viel zu heftig. Dann fiel ihr ein, worum Rouben sie gebeten hatte, und überlegte es sich anders. »Sorry, natürlich kannst du vorbeikommen.« Sie berührte Anna flüchtig an der Hand. »Ich freu mich.«
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hör zu, engel, es tut mir leid, keine ahnung, was in mich gefahren ist.
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mann! du machst es dir wirklich sehr leicht.
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das sagst du, weil du nicht weißt, wie schwierig das alles für mich ist, aber ich habe nachgedacht, und ich habe beschlossen, dir die wahrheit zu sagen. ich glaube nämlich, ich kann dir vertrauen – letztendlich bleibt mir auch gar nichts anderes übrig.
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für mich sprichst du noch immer in rätseln.
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ich verspreche dir, ich werde mich bessern.
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dann mal nix wie los!
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okay, lass uns mit deiner kleinen wunde anfangen: sie war ein versehen, aber sie ist nicht ungefährlich.
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mhmmm, das habe ich mir schon gedacht.
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es wäre kein fehler, wenn du versuchen würdest, sie auszusaugen.
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ist es nicht ein bisschen spät, jetzt noch damit zu beginnen? ehrlich, ich fühle mich seltsam, nicht wirklich schlecht, eher ein bisschen so, als gehörte ich nicht so recht auf diese welt.
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du machst mir angst!
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ich dir?
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ja, weil du mir schmerzhaft vor augen führst, was ich bin und was ich dir antun könnte …
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bisher hatte ich nicht den eindruck, dass du dich darum scherst, wie es mir geht. eigentlich hätte ich längst den kontakt zu dir abbrechen müssen, du bist kalt und böse.
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du hast recht, ich bin kalt und böse, denn ich komme aus einer kalten und bösen welt, einer welt, die sich nach licht