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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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wenn ich mitkomme?“
    „Nach Dartmouth? Ja, klar. Wir können gern zusammenfahren.“
    Ich drehte mich zu ihm um. „Nein, ich meinte, ob ich jetzt mitkommen kann.“
    Er blinzelte mich verwirrt an. „Du willst mit zum Angeln? Im Kanu?“
    Ich nickte und trank einen Schluck Kaffee.
    „Äh … Also …“
    „Ich bin ein paarmal mit einem Lehrer draußen gewesen. Ich weiß, wie man ein- und aussteigt, wie man sitzt und wie man paddelt. Ich weiß sogar, wie man einen Haken beködert und die Angel einholt. Ich verspreche, dass ich dir nicht im Weg sein werde.“
    Brads stummer Blick war unmöglich zu interpretieren. „Wie …?“ Aber er beendete den Satz nicht.
    „Ich habe vor ein paar Wochen angefangen, Unterricht zu nehmen, und mir ist klar, dass ich noch viel lernen muss. Ich wollte nur einfach keine Angst mehr vor dem Wasser haben. Ich wollte, dass sich etwas ändert.“
    Brad nickte stumm.
    „Heißt das nun Ja? Kann ich mitkommen?“, fragte ich.
    „Ja“, antwortete er sehr leise.
    „Ich laufe nur noch mal schnell nach oben, um meine Haare zusammenzubinden. Kann ich mir ein Sweatshirt von dir ausleihen?“
    „Äh … ja, klar.“ Der Hauch eines Lächelns umspielte seinen Mund.
    Ich verließ ihn, damit er sich wieder sammeln konnte. Meinen Kaffee nahm ich mit. Ich musste mich nämlich auch sammeln.
    Brad schien sich darüber zu freuen, dass ich mit ihm angeln und Kanu fahren gehen wollte.
    Er schien glücklich zu sein.
    Ich trank meinen Kaffee schluckweise, während ich mir das Haar bürstete, in ein paar Schuhe schlüpfte und in seinen Schubladen nach einem Kapuzenshirt suchte.
    Als ich wieder nach unten kam, stand er an der Spüle und wartete auf mich.
    „Du hast ja einen Roten Samtkuchen gemacht“, kommentierte er.
    „Ja.“
    „Den habe ich vermisst.“ Er wollte noch etwas sagen, überlegte es sich aber dann doch anders.
    „Bist du fertig?“, fragte ich.
    Er lächelte und nickte.
    Wir gingen in die Garage zum Jeep, der schon mit dem Kanu beladen war, und in die gedämpfte Stille der ersten Morgendämmerung.
    Brad fuhr langsam rückwärts aus der Garagenauffahrt, und es war kein anderes Geräusch zu hören als der Motor des Autos und Vogelgezwitscher. Das Garagentor schloss sich mit einem leisen dumpfen Geräusch, und wir fuhren in den anbrechenden Tag hinein.





Lucy
    Bristol, Avon, 1548

Sechsunddreißig
    In den Wochen nach Janes Tod kam der Frühling sehr zögerlich. Vielleicht brach er für alle außer mir aber auch wie gewöhnlich an.
    Ich wollte nicht, dass die Sonne auf London schien. Ich wollte nicht, dass Farben auf den Hügeln und an den Flussufern regelrecht explodierten. Ich war wütend auf die Mächte, die Jane hatten tot sehen wollen, und ich war bedrückt, dass niemand außer ein paar wenigen wusste, welch ein Vergnügen es meiner Lady bereitet hatte, am Ende doch selbst über ihr Schicksal bestimmen zu können. Ein Verräter ist unberechenbar in Bezug auf seine Verbündeten. Jane war keine Verräterin.
    Guildford wurde noch am selben Morgen hingerichtet wie Jane, sein Vater dann ein paar Wochen später. Janes Mutter schwor der Königin Gefolgschaft und wurde wieder bei Hofe zugelassen. Ich beschloss, Frances Grey nie wieder anzuschauen. Inmitten all dieser Ereignisse brachte die Krankheit meines Vaters ihn in den Himmel, und mein einziger Trost war, dass er nicht mehr Königin Marias erbärmlichen Wankelmut mitzuerleben brauchte.
    Janes Schwester Katherine, deren Ehe mit Lord Herbert noch annulliert wurde, bevor sie vollzogen werden konnte, verbrachte die glücklicherweise sehr kurze Regentschaft von Königin Maria als Gefangene, genau wie Prinzessin Elisabeth, denn die beiden stellten eine Bedrohung für den Thron dar. Katherine heiratete schließlich heimlich Edward Seymour, und ich habe mich lange gefragt, ob die beiden in den Armen des anderen wohl ein wenig Trost gefunden haben in all ihrem Kummer. Ich habe Janes Bitte erfüllt und Edward nie aufgesucht, um ihm den Ring zurückzugeben. Und da niemand – nicht einmal Mrs Ellen – wusste, dass sich der Ring in meinem Besitz befand, fragte auch niemand danach.
    Dieser Frühling, den ich zunächst so verschmäht hatte, brachte dann aber auch ganz wundervolle Neuigkeiten mit sich. Nicholas und ich erfuhren, dass wir ein Kind erwarteten. Unsere Tochter Jane Margaret wurde im darauffolgenden Januar geboren, und es war ihre Ankunft in unseren Herzen und unserem Leben, die verhinderte, dass wir durch die blutige

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