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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Kirtland ermutigt hatte für den Fall, dass meine Eltern unerwünschte Fragen nach Brads Verbleib stellten. Es hatte in jener ersten Sitzung bei Dr. Kirtland nicht lange gedauert, bis wir auf meine Eltern zu sprechen gekommen waren. Dr. Kirtland hatte gesagt, dass das manchmal der Beginn des Weges sei.
    Darauf hatte ich erwidert: „Aber ich möchte nicht über meine Eltern sprechen. Das ist nicht das Problem meiner Eltern, sondern meines.“
    Worauf er entgegnet hatte: „Ja, aber im Moment sprechen wir doch auch gar nicht darüber, was wessen Problem ist. Wir sprechen nicht einmal über das Problem selbst. Im Moment behandeln wir nicht Ihr Problem, dass Sie nicht schlafen können. Wir behandeln auch nicht den Umstand, dass Ihr Mann Sie verlassen hat.“
    „Und was tun wir dann?“
    „Wir werden uns auf Sie konzentrieren. Nicht auf Ihre Ehe. Nicht auf Ihre Eltern. Wir konzentrieren uns darauf, wie Sie sich sehen.“
    „Aber Sie haben doch gerade selbst gesagt, dass der Weg manchmal bei den Eltern beginnt.“
    „Ich glaube, dass das bei Ihnen der Fall sein könnte. Vielleicht ist es wichtig zu verstehen, inwieweit Sie von Ihren Eltern Zustimmung und Bestätigung brauchen. Wenn wir das herausgefunden haben, werden wir uns mit der Frage beschäftigen, warum Sie erwarten, dass Ihre Ehe Ihnen die restliche Bestätigung liefert.“
    Bestätigung. Irgendwie passte mir das Wort nicht. Ich musste dabei an etwas Amtliches denken, etwas, das man von einer Behörde erhielt. Ich wollte ihm sagen, dass mir das Wort nicht gefiel, aber das kam mir dann auch wieder irgendwie kindisch vor.
    An dieser Stelle war unsere Sitzung ohnehin schon beinah zu Ende, und Dr. Kirtland hatte mir nur noch ein paar Möglichkeiten aufgezeigt, wie ich mit den unerwünschten Fragen meiner Eltern umgehen konnte. Bevor ich ging, hatte er mir noch freundlich gesagt, dass ich diesen konkreten Stressfaktor in meinem Leben loswerden könne, indem ich ihnen einfach die Wahrheit sagte. Weil sie es dann wüssten. Auf meinem Heimweg hatte ich dann die Antworten im Stillen eingeübt.
    Ich weiß eure Sorge um Brad und mich wirklich zu schätzen, Vater, Mutter, und wenn es etwas gibt, das ihr darüber wissen solltet, dann werde ich es euch sofort erzählen.
    Darüber brauchen wir dieses Wochenende nicht zu reden. Dieses Wochenende geht es um Leslie. Lasst es uns dabei bitte belassen, ja?
    Brad schaut sich ein Jobangebot in New Hampshire an. Es wäre eine große Veränderung, falls ihm der Job gefallen sollte, und wir möchten nichts überstürzen.
    Am Abend vor meiner Abreise hatte Molly mir am Telefon gesagt, dass die eingeübten Antworten perfekt seien und dass ich sie mir zur Übung immer wieder laut vorsagen solle.
    „Und was ist, wenn sie mich fragen, wieso ich Brad noch nicht in New Hampshire besucht habe?“, fragte ich sie. „Oder warum er erst ein Mal hier gewesen ist, um mich zu sehen?“
    „Dann sagst du ihnen ganz höflich, dass sie das nun wirklich nichts angeht.“
    „Das könnte ich niemals sagen, und das weißt du auch.“
    „Genau, Jane, und deshalb mischen sie sich auch immer wieder in deine Angelegenheiten ein: weil du sie lässt.“
    Es hatte ein bisschen wehgetan, das von ihr zu hören, obwohl ich nach nur einer Sitzung bei Dr. Kirtland bereits wusste, dass das zumindest teilweise zutraf.
    „Glaubst du, dass ich zum Teil immer noch auf die Zustimmung und Bestätigung meiner Eltern angewiesen bin?“, fragte ich.
    Sie lachte, aber es war ein schnelles, heiteres Lachen. Sie hatte nicht über mich gelacht. „Hat Jonah dir das gesagt?“
    „Dr. Kirtland glaubt, dass ich Bestätigung bei meinen Eltern und in meiner Ehe suche. Und weil diese beiden Beziehungen im Moment beide irgendwie durcheinandergeraten sind, bin ich ebenfalls durcheinander. Deshalb kann ich nicht schlafen.“
    „Hat er dir gesagt, dass du deshalb nicht schlafen kannst?“
    Ich überging ihre Frage einfach. „Ich mag das Wort nicht. Bestätigung. Das klingt so … so unpersönlich.“
    „Dann nenn es doch anders. Bestätigung des Selbstwertes. Wie auch immer. Nenn es doch so, wie du willst.“
    Die Lockerheit, mit der ihr diese anderen Begriffe über die Lippen kamen, ließ mich einen Moment verstummen. Sie hatte ganz genau gewusst, was Dr. Kirtland gesagt hatte, und sie stimmte ihm zu. Ich verspürte, wie Frust mich durchrieselte, während ich eine Antwort formulierte.
    „Jane?“
    „Hey, ich weiß nun mal zu schätzen, was andere Leute denken. Das war schon

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