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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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verstehen.“
    „Nein. Du hättest dann nur jemanden, den du hassen könntest. Und es wäre doch nicht nett, all diese negative Energie auf jemanden zu häufen, der so leicht zu hassen wäre, oder? Komm schon, Jane, das möchtest du nicht.“
    In meinen Schläfen machte sich der Beginn einer Kopfschmerzattacke bemerkbar. „Mama und Papa würden ihn nicht mehr so anhimmeln, wenn er eine Affäre hätte, weißt du. Er würde jedenfalls von seinem Podest fallen, auf das sie ihn gestellt haben … Sie glauben, es sei meine Schuld, dass Brad in New Hampshire ist. Sie meinen, dass ich ihn rausgeworfen habe oder so. Oder vielleicht glauben sie ja auch, dass ich eine Affäre habe.“
    „Das geht sie doch alles gar nichts an, es sei denn, du gewährst ihnen Einblick. Und wieso reden wir eigentlich über all das? All diese ernsten Themen ruinieren mir nur meinen Geburtstag. Komm, lass uns mal von meiner Geburtstagstorte naschen.“
    Sie stand auf.
    Ich griff zum Lichtschalter, um das Licht auf dem Nachttisch auszuschalten, und ein seltsames Gefühl von Verlust und Einsamkeit befiel mich, als die Ringe an meinen Fingern im Licht der Lampe funkelten: Janes alter Verlobungsring und mein eigener Verlobungs- und Ehering.
    „Geh schon vor. Ich komme sofort nach“, sagte ich.
    Leslie zögerte kurz und entgegnete dann: „Gut, aber bleib nicht so lange, sonst fragt Mama bestimmt nach dir, und dann kommt sie hoch.“
    Mit diesen Worten ging sie hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Ich saß ein paar Minuten einfach nur da und versuchte, die beginnenden Kopfschmerzen noch wegzumassieren. Ich wollte mit Brad reden. Ich wollte seine Stimme hören, wollte ihn meinen Namen sagen hören. Ich wollte, dass er mir Hoffnung machte, so hauchdünn sie auch sein mochte, dass er mich immer noch liebte.
    Ich griff in meine Handtasche und nahm mein Handy heraus. Ein Blick darauf verriet mir, dass es kurz nach halb sieben war. Der Leichtathletikwettkampf sollte jetzt eigentlich zu Ende sein. Vielleicht aßen Brad und Connor ja noch etwas zusammen. Vielleicht war Brad aber auch schon wieder auf dem Rückweg nach Manchester. Meine Finger zitterten, als ich durch meine Kontaktliste scrollte und bei Brads Namen ankam. Ich drückte seine Nummer und hörte, wie mir das Herz in der Brust pochte. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte. Ich wollte einfach nur seine Stimme hören.
    Als ich mit seiner Mailbox verbunden wurde, erfüllte sich mein Wunsch auf seltsam distanzierte Weise. Ich hörte aber wenigstens seine Stimme. „Hallo. Sie sind mit Brad Lindsay verbunden. Im Augenblick kann ich Ihren Anruf leider nicht entgegennehmen, aber Sie können mir gern eine Nachricht hinterlassen. Ich rufe dann so bald wie möglich zurück.“
    In Gedanken stolperte ich über die Worte „so bald wie möglich zurück“, die ich schon Dutzende Male zuvor gehört hatte, wenn ich meinen Mann angerufen und ihm eine Nachricht auf seiner Mailbox hinterlassen hatte, aber an diesem Tag bekamen sie eine ganz neue Bedeutung. Ich brachte kaum ein Wort heraus. In den ersten paar Sekunden nach dem Piepton sagte ich gar nichts. Dann setzte ich zu einer wortreichen, umständlichen Nachricht an.
    „Hallo, ich bin’s. Ich wollte nur … Na ja, ich hab gedacht, dass der Wettkampf wohl inzwischen zu Ende ist, und, äh, ich mache mich gerade fertig, um nach unten zu gehen und meiner Mutter noch bei den letzten Partyvorbereitungen zur Hand zu gehen, und ich wollte nur …“
    Meine Stimme stockte, und ein dicker Kloß saß mir im Hals, der immer größer wurde. Ich hatte Mühe, weiterzusprechen. „Ich bin … also, ich bin… ich habe keine Ahnung, was ich eigentlich sagen will. Ich … ich vermisse dich heute einfach, Brad. Es tut mir leid, wenn das etwas ist, das du gar nicht hören willst. Ich musste es einfach sagen. Äh … okay. Wahrscheinlich reden wir ja dann später noch mal. Tschüss.“
    Ich drückte auf die Taste, um das Gespräch zu beenden, und mein Gesicht war ganz heiß vor Verlegenheit. Ich wünschte, es wäre möglich gewesen, meine Nachricht sofort wieder zu löschen, und ich wollte gerade noch einmal anrufen und mich entschuldigen, aber dann beschloss ich, stattdessen Connor anzurufen. Vielleicht war Brad ja noch bei ihm, und ich konnte Brad dann einfach von der Nachricht erzählen, die ich hinterlassen hatte, und ihn überzeugen, sie einfach ungehört wieder zu löschen.
    Connor meldete sich nach dem dritten Klingeln.
    „Hallo, Mama.“ Er klang

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