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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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meinen.“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er sagte, dass sie vielleicht recht hätten.
    Wir hatten es nicht als „Schluss machen“ bezeichnet, sondern als Loslassen, und wir waren als Freunde auseinandergegangen. Im ersten Jahr danach hatten wir noch ab und zu miteinander telefoniert und uns geschrieben, aber nach seiner Abreise nach Afrika waren die Briefe dann immer unregelmäßiger geworden.
    Und dann lernte ich ja in meinem zweiten Jahr in Boston Brad kennen, den meine Eltern mit offenen Armen willkommen hießen.
    Danach riss dann der Kontakt zu Kyle ganz ab.
    Im darauffolgenden Sommer, als Brad und ich heirateten, war Kyle immer noch in Kenia. Bei dem Klassentreffen zu unserem zehnten Abschlussjubiläum hörte ich, dass er in Nepal sei. Beim Zwanzigjährigen wusste niemand mehr, wo Kyle sich gerade aufhielt. Und ich konnte mich kaum noch daran erinnern, wie seine Stimme geklungen hatte …
    Todd schlug einen Ball mit Wucht weit ins linke Feld, und ich wurde aus meinem Tagtraum herausgerissen. Alle Zuschauer um mich herum waren von ihren Sitzen aufgesprungen und fingen an, zu klatschen und zu schreien. Ich stand ebenfalls auf, aber meine Anfeuerungsrufe klangen selbst in meinen eigenen Ohren künstlich.
    Mir kam es plötzlich absurd vor, dass all die Männer auf dem Spielfeld und wir anderen auf der Tribüne uns so benahmen, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht und wir wären wieder Schüler. Wir versuchten, so zu tun, als hätten wir nicht alle schon ein Vierteljahrhundert in den Spurrillen unserer eigenen Entscheidungen gelebt.
    Als brauchten wir nur einen Baseballschläger und einen Ball herauszukramen und könnten dann die Vergangenheit und alles, was damit zu tun hatte, ignorieren und einfach da weitermachen, wo wir damals aufgehört hatten.
    Als ob es so einfach wäre. Als ob es das war, was wir wirklich wollten.

Fünfzehn
    Leslie war von der Halskette völlig begeistert. Sie hatte mich überredet, ihr das Päckchen schon vor Beginn der Party zu geben, damit sie es auspacken konnte, bevor die anderen Gäste eintrafen. Meine Schwester, Todd und die Kinder waren bei Todds Eltern untergebracht, die am anderen Ende der Stadt wohnten, aber Leslie hatte sich nach dem Baseballspiel im Haus meiner Eltern für die Party zurechtgemacht. Wir waren in meinem alten Zimmer, als sie mein Geschenk auspackte.
    „Ist die schön! Sie gefällt mir total!“, sprudelte es aus ihr heraus. Sie ging in ihrem trägerlosen, leicht transparenten weißen Kleid zu dem großen Spiegel hinüber und legte die Kette an, indem sie sie einfach über den Kopf zog. Der Anhänger hing unterhalb ihres Bauchnabels, genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber dann nahm sie die Kette doppelt, sodass sie kürzer wurde und der Anhänger, der wie eine Troddel aussah, etwa mittig auf dem Oberkörper hing. „Sie ist perfekt. Wo hast du die aufgetrieben? Ist die antik?“
    „Ich habe sie vor ein paar Wochen in Philadelphia gefunden. Sie ist edwardianisch.“
    „Okay … Und was bedeutet das?“
    „König Eduard war der Sohn von Königin Victoria, wir reden also von der Zeit direkt nach der Jahrhundertwende.“
    „Dann ist sie also hundert Jahre alt?“ Ihre Augen waren ganz groß geworden. „Muss ich sie im Safe aufbewahren?“
    „Nein. Ich möchte, dass du sie trägst.“
    Sie grinste, hielt mit der einen Hand die Kette am Hals fest und schwang mit der anderen Hand den Anhänger, wie die Frauen das in den Zwanzigerjahren auch getan hatten. „Ich bin begeistert, Schwesterherz!“
    „Das habe ich mir gedacht.“
    Leslie warf sich vor dem Spiegel in Pose. „Trag du doch bei der Party heute Abend auch den Ring. Die Leute werden dich danach fragen, und dann erzählst du ihnen vom finsteren Mittelalter, und all die Freunde von Papa und Mama werden nach Luft schnappen und sie mit Fragen bombardieren, warum um alles in der Welt du den Ring trägst und nicht im Safe aufbewahrst.“
    Ich lachte. „Aber er stammt ja gar nicht wirklich aus dem Mittelalter, Leslie. Und ich weiß auch nicht, ob ich ihn weiter tragen soll. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob es richtig ist, ihn zu behalten.“
    „Natürlich ist es richtig, ihn zu behalten! Es steht doch sogar dein Name drin!“
    „Aber dadurch gehört er ja noch lange nicht mir.“
    Sie trat vom Spiegel zurück und streckte sich neben mir auf meinem Bett aus. „Du hast ihn gekauft, Jane, und dadurch gehört er dir.“
    „Na ja, ich habe ein paar Bücher gekauft, und er befand sich

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