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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Ehe mit einem Mann fügen müssen, den sie nicht liebte. Ein Dilemma, mit dem sie sich eigentlich längst abgefunden hatte, das ich ihr aber gerade eben mit einem einzigen Wort wieder vor Augen geführt hatte.
    „Wenn ich mich irre … wenn der Kammerdiener sich getäuscht hat –“, setzte ich noch einmal an, aber sie schnitt mir einfach das Wort ab.
    „Welchen Grund sollte denn der Kammerdiener haben, derlei Lügen zu verbreiten? Ich wage zu behaupten, dass er dadurch keinerlei Vorteile hätte.“
    Ich kniete mich hin und wünschte, ich könnte die letzten Minuten zurückdrehen. Sie musste gespürt haben, wie sehr ich es bereute, geredet zu haben, denn sie legte mir beide Hände auf die Schultern und sagte: „Ich werde dir ewig dankbar sein, dass du es mir verraten hast, Lucy. Wenn sie es mir sagen –“
    „Wenn!“
    „… dann werde ich die würdevolle und passende Antwort einer feinen jungen Dame darauf haben, die bereit ist zu tun, worum sie von ihren Eltern gebeten wird.“ Dann fing sie an zu lachen. „Über alle Maßen bereit!“
    Ich lachte ebenfalls, allerdings war es ein etwas nervöses Lachen. „Aber Ihr seid erst vierzehn, Mylady! Da werdet Ihr sicher noch nicht so bald heiraten.“
    „Vielleicht im Frühjahr!“, rief sie fröhlich, stand dann auf und zog mich ebenfalls auf die Füße. „Stell dir doch nur vor, Lucy! Kannst du dir das vorstellen? Edward!“ Sie kicherte.
    „Ihr müsst aufhören zu kichern!“, flüsterte ich.
    „Ich werde es versuchen!“ Aber sie brach nur in noch heftigeres Gelächter aus.
    „Mylady!“
    „Ich gebe mir ja Mühe!“ Sie wirbelte einmal durch den gesamten Raum und griff dann nach meinen Händen, um mich ebenfalls herumzuwirbeln.
    „Ihr versucht es nicht im Geringsten!“, warf ich ihr vor.
    „Ach, Lucy, ich bin so glücklich!“
    „Mylady, bitte!“
    In diesem Augenblick klopfte jemand an die Tür, und Jane hielt inne. Wir stießen gegeneinander, und sie lachte.
    „Ja?“, sagte sie.
    Mrs Ellen öffnete die Tür, sah uns flüchtig an und nickte dann Jane zu.
    „Eure Eltern werden Euch jetzt empfangen.“
    Jane drehte sich abrupt zu mir um. „Komm mit!“, rief sie.
    „Aber das geht doch nicht!“
    „Dann geh wenigstens mit mir bis zum Empfangssalon und trage meine Schleppe.“
    Mrs Ellen runzelte die Stirn und fragte sich offenbar, welches Geheimnis Jane und ich wohl miteinander hatten. Ich erklärte mich bereit, Jane zu begleiten, einfach nur, damit sie Ruhe gab.
    „Wie Ihr wünscht“, entgegnete ich, hob ihre Schleppe auf und folgte ihr zur Tür. Auf der Schwelle steckte Mrs Ellen Jane mit ruhiger Hand noch eine verirrte Locke wieder unter die Haube zurück, die sich gelöst hatte.
    „Da seid Ihr sicher wieder mal in dem schönen Kleid in Eurem Zimmer herumgesprungen, oder?“, sagte Mrs Ellen zu Jane, warf dabei aber mir einen kritischen Blick zu.
    „Ach, scheltet nicht mit Lucy, Ellen. Ich war es ja, der so nach Tanzen zumute war.“
    „Gebt dem Herzog und der Herzogin jetzt aber keinen Grund, ärgerlich mit Euch zu sein, Mädel“, riet Mrs Ellen, während Jane und ich auf den Gang hinaustraten. „Achtet darauf, was Ihr sagt.“
    „Ja, ja“, entgegnete Jane hastig, und ich hörte unterdrücktes Lachen in ihrem Tonfall. Mrs Ellen bedachte uns erneut mit einem langen, nachdenklichen Blick, aber sie stellte uns keine Fragen, wofür ich ihr sehr dankbar war.
    Wir gelangten in den Hauptkorridor und kamen bald am Schulzimmer vorbei, in dem Jane und ihre Schwester unterrichtet wurden. Ohne dass ich es wollte, schweifte mein Blick im Vorbeigehen in den Raum, und ich sah Nicholas Staverton dort über ein Schreibpult gebeugt stehen. Er sah auf und lächelte, als er mich entdeckte. Dann kam er schnell zur Tür gelaufen, aber ich konnte nicht stehen bleiben, sondern musste Mylady weiter folgen. Obwohl ich Nicholas Staverton nicht sehen konnte, spürte ich, wie er mir von der Tür des Schulzimmers aus nachsah.
    „Du hast Nicholas Staverton schon kennengelernt?“, fragte Jane leise, als wir ein paar Schritte weitergegangen waren.
    „W-wie bitte?“, stotterte ich, obwohl ich sie genau verstanden hatte.
    „Du hast Nicholas Staverton kennengelernt“, wiederholte sie und blickte über ihre Schulter zum Schulzimmer zurück. Ohne nachzudenken, tat ich dasselbe, und da stand er immer noch am Türrahmen und schaute uns nach. Janes Hauslehrer Mr Aylmer stand neben ihm und sah verärgert aus, aber Mr Staverton lächelte.
    Ich drehte mich mit einem Ruck

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