Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
Vom Netzwerk:
die unmittelbare Ankunft von Edward Seymour unterrichtet werden würde, ermutigte ich sie, ein fröhliches Kleid anzuziehen, eines, das besonders ihrer Mutter gefallen würde. Jane erlaubte mir, ihr ein Kleid aus rotem Damast zu bringen, mit Ärmeln, die mit silbrig weißem Satin eingefasst waren, welcher wie Mondschein glänzte, und perlenbesetzte Nähte hatte.
    Während ich Lady Jane ankleidete, sah sie mich mit gerunzelter Stirn an. „Was weißt du, Lucy Day?“, fragte sie mich. „Warum willst du, dass ich dieses Kleid trage, wenn ein schlichtes schwarzes Samtkleid für meine Eltern durchaus genügen würde?“
    Ich hielt inne. „Dieses Kleid steht Euch besonders gut, Mylady“, sagte ich nur.
    „Aber wieso soll ich für meine Eltern besonders hübsch aussehen? Was weißt du?“
    „Bitte fragt mich nicht, Mylady“, murmelte ich und spürte dabei, wie mir vor Verlegenheit ganz heiß wurde, sodass sie natürlich sofort wusste, dass ich etwas vor ihr verbarg.
    Sie griff nach meinem Arm. „Schicken sie mich fort? Schicken sie mich wieder an den Hof?“
    „Nein, Mylady. Ganz und gar nicht.“
    „Was ist es dann? Ich sehe doch an deinen Augen, dass dich etwas bewegt. Was ist es? Ich befehle dir, es mir zu sagen.“
    „Mylady, bitte.“
    „Sag es mir.“
    „Was ich weiß, ist nur das, was ich in der Gesindeküche gehört habe, Mylady. Es ist vielleicht gar nicht wahr.“
    „Was hast du gehört? Haben sie jemanden für mich ausgewählt? Ist es das? Weißt du, wen sie ausgesucht haben?“ Ihre Stimme bebte.
    Ich ging um sie herum, damit ich ihr in die Augen sehen konnte, und nahm ihre Hände in die meinen. „Ich weiß gar nichts mit Sicherheit, Mylady, versteht Ihr? Ich habe nur Gerede gehört. Und ich werde Euch keinen Gesindetratsch erzählen. Bitte dringt nicht weiter in mich!“
    Ich wollte ihr meine Hände entziehen, aber sie hielt sie fest.
    „Lucy, bitte! Haben sie jemanden für mich ausgesucht?“
    „Mylady …“
    „Kenne ich ihn? Ist er sehr alt? Hat er schon eine Frau gehabt? War er nett zu ihr?“
    Ihre Fragen kamen ihr so schnell über die Lippen, wie die Samenschoten einer Distel entflohen. Ich sah Furcht in ihren Augen, und es hatten sich kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn gebildet. Da packte mich Mitleid.
    Ich beugte mich vor, damit mich niemand hören konnte für den Fall, dass ihre panischen Fragen jemanden herbeigerufen hatten, der jetzt vor der geschlossenen Tür stand.
    „Ihr dürft es aber niemandem weitersagen, Mylady“, flüsterte ich.
    Mit weit aufgerissenen Augen nickte sie hektisch.
    „Der Mann, den sie gewählt haben, ist keiner, vor dem Ihr euch fürchten müsstet“, erklärte ich.
    „Woher weißt du das?“, hakte sie nach. „Woher weißt du, dass ich mich nicht vor ihm zu fürchten brauche?“
    „Weil Ihr ihn kennt. Ihr habt ihn gern.“
    Die ganze Zeit sah sie mir unverwandt in die Augen. „Gern?“, flüsterte sie.
    „Ja. Sehr gern, Mylady.“
    Es verging eine Sekunde. „Edward“, hauchte sie.
    Ich nickte und trat zurück.
    Sie schloss die Augen und holte tief Luft, so als wollte sie diesen Augenblick festhalten und irgendwo tief in sich verbergen. „Woher weißt du das?“, fragte sie, immer noch mit geschlossenen Augen.
    „Einer der Kammerdiener Eures Vaters hat gesagt, er hätte den Brief gesehen, den Euer Vater an den Herzog von Somerset geschrieben hat. Angeblich bittet Euer Vater darin den Herzog, nach Bradgate zu kommen, um über die Verlobung zwischen Euch und Edward zu verhandeln.“
    Jane riss die Augen auf. „Edward kommt hierher?“
    „Das hat jedenfalls der Kammerdiener gesagt, Mylady. Ich weiß nicht, ob es wahr ist. Ich weiß nicht einmal, ob überhaupt etwas von all dem wahr ist.“
    Jane tastete nach dem Sofa hinter sich und setzte sich. „Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass sie jemanden aussuchen könnten, an dem mir etwas liegt. Und ich kann es auch immer noch nicht glauben.“
    Ich kniete neben ihr nieder. „Und es wäre auch klug, damit zu warten, bis Eure Eltern davon sprechen. Bitte sagt nichts, bevor sie es nicht tun!“
    Jane legte mir eine Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Lucy. Ich werde nichts sagen.“
    Trotz ihrer Zusicherung war jetzt ich diejenige, die zitterte. Wenn ich mich irrte, dann hatte Jane eine doppelte Enttäuschung zu verkraften. Wenn ihre Eltern jemand anderen ausgesucht hatten als Edward Seymour, würde sie nicht nur diesen Verlust zu verschmerzen haben, sondern sich auch noch in eine

Weitere Kostenlose Bücher