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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Grün.“
    „Der junge Graf wird aber nicht mit Eurem Kleid verlobt, Mädchen“, sagte Mrs Ellen lächelnd, aber entschlossen. „Kommt jetzt. Ich habe Euch ein schönes Bad vorbereitet. Lasst Lucy erst einmal nach unten gehen und frühstücken, bevor das ganze Haus wach ist.“
    Jane wandte sich noch einmal an mich. „Aber du kommst doch gewiss wieder, wenn es Zeit zum Ankleiden ist, nicht wahr?“
    „Aber gewiss doch, Mylady“, versicherte ich ihr.
    Der Morgen ging rasch vorüber, weil ich nach dem Frühstück zu Janes jüngerer Schwester Katherine gerufen wurde, um einen Riss in dem Kleid zu flicken, das sie am Nachmittag zum Empfang des Herzogs von Somerset und seiner Familie tragen sollte. Ich zuckte innerlich ein wenig zusammen, als ich sah, dass Katherines Kleid von einem beruhigenden Meergrün war.
    Ich konnte nur hoffen, dass Jane mit dem Protokoll für den Tag zu beschäftigt sein würde, um es zu bemerken.
    Als ich schließlich wieder in Janes Zimmer kam, traf ich sie dort seltsam ruhig und gelassen an.
    „Ist alles in Ordnung, Mylady?“ Ich schloss die Tür hinter mir, damit sie sich ankleiden konnte.
    „Ja, Lucy. Mach dir nur keine Gedanken um mich, sonst verliere ich noch vollständig die Fassung, und ich habe den ganzen Morgen um nichts anderes gebetet als darum, sie nicht zu verlieren. Und jetzt bring mir bitte diesen Albtraum von einem Kleid.“
    Ich holte das nachtblaue Kleid und brachte es ihr. „Das ist aber kein Albtraum von einem Kleid, Mylady. Es ist ein Traum auf dem Meer bei Mitternacht.“
    „Findest du wirklich?“, fragte sie, während sie in den Rock schlüpfte.
    „Ja, das finde ich.“
    Während ich sie weiter mit Mieder, Ärmeln, Schärpe und Haarnetz ankleidete, übte Jane flüsternd die Begrüßung ein.
    „Mylord, wie wundervoll, Euch zu sehen. Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise nach Bradgate. Mylord, wie wundervoll, Euch zu sehen. Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise nach Bradgate“, flüsterte sie.
    Als sie fertig angekleidet war, drehte ich sie um, sodass sie in den Spiegel schauen und selbst sehen konnte, wie elegant sie aussah.
    „Seht Ihr? Ihr schaut aus wie eine Prinzessin“, sagte ich.
    Sie fingerte an ihrer Saphirhalskette herum, die ihr eng um den Hals lag, und drehte den Kopf ein wenig nach hinten, um auch das Haarnetz sehen zu können, das ihr bis tief in den Nacken reichte und mit funkelnden, filigran gearbeiteten goldenen Rosetten und winzigen Perlen übersät war.
    Es klopfte an der Tür. Auf Janes Aufforderung hin betrat Mrs Ellen das Zimmer.
    „Was für ein Anblick, mein süßes Mädchen!“, gurrte sie.
    Jane lächelte sie an, sagte aber nichts.
    Einen Moment lang herrschte Stille, und dann fragte Mrs Ellen behutsam, ob Jane bereit sei. Ihre Eltern hätten bereits nach ihr gefragt.
    Jane drehte sich zu mir um. „Hast du heute Morgen deine Gebete gesprochen, Lucy?“
    „Ja, gewiss, Mylady.“
    „Hast du auch für mich gebetet?“
    Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ich bete jeden Morgen für Euch, Mylady.“
    Jetzt drückte sie meine Hand, holte einmal tief Luft, hob das Kinn ein wenig und bat mich, doch so freundlich zu sein, ihre Schleppe zu tragen.
    Unser Weg zum Empfangszimmer des Herzogs in Begleitung von Mrs Ellen war ganz und gar anders als am Vortag, als sie nicht dabei gewesen war. Weder Jane noch ich sagten ein Wort.
    Einmal hörte ich, wie Jane flüsterte: „Mylord, wie wundervoll, Euch zu sehen. Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise nach Bradgate.“
    An der Tür zum Empfangssalon drehte sie sich noch einmal zu mir um und sagte: „Ich sehe dich dann in meinem Schlafzimmer, wenn ich zurück bin, Lucy.“ Dann öffnete Mrs Ellen die Tür, Jane trat in den Raum, und alles, was ich sehen konnte, war der Rücken eines jungen Mannes mit vollem Haar, das die Farbe von Weizen hatte.
    Ich ging zurück in Janes Zimmer, um dort nach dem Ankleiden die Garderobe wieder aufzuräumen. Auf dem Weg dorthin begegnete ich auf der Treppe Mr Staverton. Er trug Reisekleidung und hatte ein Cape über dem Arm. Ich machte einen Knicks.
    „Ach, Miss Day!“ Seine Stimme klang freudig und hoffnungsvoll. „Ich hatte schon befürchtet, Euch nicht mehr wiederzusehen, bevor ich mich auf die Rückfahrt nach Oxford mache.“
    „Ihr verlasst Bradgate schon, Mr Staverton?“ Eigentlich war seine Abreise erst für den Abend vorgesehen gewesen, und jetzt war es erst gerade Mittag. Ein seltsam winzig kleines Band der Traurigkeit bahnte

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