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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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zu beugen, so aufgeregt war ich ihretwegen.
    Jane neigte ihren Kopf zur Seite, sodass ihre Stirn an einer der diamantförmigen Scheiben lag. Auf ihrer Stirn bildete sich eine Sorgenfalte. „Es gibt nichts Schriftliches. Zumindest noch nicht.“
    „Vielleicht kommt das ja später noch“, sagte ich.
    „Vielleicht. Ich glaube, Papa wartet noch, bis die Angelegenheiten des Herzogs geregelt sind. Ich habe gehört, wie mein Vater und Edwards Vater über John Dudley und den Kronrat gesprochen haben und über die Schwierigkeiten, die Edwards Vater gehabt hat. Es hat ein Zerwürfnis zwischen dem Herzog von Somerset und John Dudley gegeben, weißt du? Ich mag ihn nicht.“
    „Was meint Ihr?“, fragte ich, obwohl ich sie genau verstanden hatte.
    „Ich mag John Dudley nicht. Ich traue ihm nicht.“
    Ich sagte dazu nichts.
    „Aber die Menschen lieben Edwards Vater“, fuhr sie fort. „Sie nennen ihn den ,guten Herzog‘.“
    Wieder hörte ich kaum hin.
    „Aber ich will mir über all das jetzt keine Gedanken machen.“ Jane beugte sich zu mir. „Edward will mich heiraten, Lucy. Wirklich. Er hat mir gesagt, dass sein Herz für mich schlägt, seit sein Onkel mein Vormund wurde! Und ich habe gelacht und ihm gesagt, dass es bei mir genauso war.“
    „Ich freue mich so für Euch, Mylady“, entgegnete ich.
    Dann beugte sie sich noch weiter zu mir. „Er hat mir ein Geschenk gemacht, Lucy!“ Jane streckte mir ihre Hand entgegen. Am Ringfinger ihrer linken Hand trug sie einen schlichten Goldring, auf dem ein wunderschöner Saphir glitzerte, der von Rubinen und winzigen Diamanten umgeben war.
    „Der ist ja wunderschön“, hauchte ich.
    „Sieh mal, was drinsteht.“ Jane nahm den Ring vom Finger und gab ihn mir. Ich hielt ihn ins Mondlicht und erkannte Janes Namen, der in einer wunderschönen Schrift hinein- graviert worden war. Aber da waren noch mehr Worte, winzig und mir unbekannt.
    Jane merkte, dass ich nicht lesen konnte, was Edward eingravieren lassen hatte.
    „Es ist lateinisch“, sagte sie. „Aus dem Hohelied Salomos. Es heißt übersetzt: ,Du hast mein Herz gefangen, meine Schwester, meine Braut.‘“

Zwanzig
    Mit den ersten Frösten im Oktober ebbte das Schweißfieber langsam ab, und die Adeligen, die sich aufs Land zurückgezogen hatten, kehrten nach London zurück. Janes Eltern, die ja neuerdings Herzog und Herzogin von Suffolk waren, hatten es eilig, wieder an den Hof zurückzukehren, um dort ihren neuen Titel zu präsentieren. Sie schmiedeten also Pläne, sobald wie möglich wieder nach London zu gehen – und Jane mitzunehmen.
    Bevor wir jedoch dorthin aufbrachen, bekam ich einige Tage frei, damit ich meine Eltern besuchen konnte.
    Nicholas hatte mir sofort geschrieben, nachdem er wieder in Oxford eingetroffen war, und ich hatte ihm unverzüglich einen Brief mit dem Text des Wiegenliedes zurückgesandt. Der nächste Brief von ihm traf dann nur wenige Tage später ein. Wir stellten fest, dass wir ganz ähnlich dachten und glaubten, was uns beide überraschte, vielleicht mich mehr noch als ihn. Als sich die Blätter verfärbten und dann das Laub zu fallen begann, hatten wir uns bereits ein Dutzend Briefe geschrieben. Ich hatte Angst vor dem Gedanken, dass unsere Freundschaft vielleicht enden könnte oder, was noch schlimmer gewesen wäre, dass unsere Beziehung vielleicht nie über Freundschaft hinausgehen würde. Ich sollte jedoch erfahren, dass er genau das Gleiche empfand. Er fragte, ob er meinen Vater um Erlaubnis bitten dürfe, mir den Hof zu machen, zunächst nur in Form von Briefen. Ich gebe zu, dass mein Hauptgrund, die Herzogin um ein paar freie Tage für einen Besuch zu Hause in Haversfield zu ersuchen, darin bestand, meinem Vater dieses Anliegen vorzutragen, bevor der ganze Haushalt des Herzogs und der Herzogin wieder nach London zog.
    Mein Vater verbrachte die Tage in eine Decke eingehüllt am Feuer – sogar im Sommer –, wo er zwischen seinen zahlreichen Nickerchen Hosentaschen flickte. Ich war noch keine Stunde zu Hause, da kniete ich bereits neben seinem Sessel und sagte, dass es etwas gäbe, das ich unbedingt mit ihm besprechen müsse.
    „Ich habe einen Mann kennengelernt, Papa. Einen Studenten aus Oxford. Er ist ein Freund von Lady Janes Hauslehrer Mr Aylmer und heißt Nicholas Staverton. Er möchte mir den Hof machen, allerdings nur in Form von Briefen.“
    Papas lange Krankheit hatte ihn ausgezehrt, ihm seine Kraft und Vitalität geraubt, aber jetzt lächelte er und legte seine Hand an

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