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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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ist?“
    „Ja, irgendwie schon.“
    „Was meinst du mit ,irgendwie‘?“
    „Na ja, ich …“, aber ich sprach meinen Gedanken nicht aus, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass Emma mein Gefühl, der Ring wäre durch einen sonderbaren Winkelzug des Schicksals in meine Hände gelangt, würde nachvollziehen können. Und das auch noch ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, an dem die Räder meines Lebens knirschend zum Stillstand gekommen waren und sich mir die Frage stellte, was um alles in der Welt ich tun sollte und ob es überhaupt noch etwas gab, das ich selbst aktiv entscheiden konnte.
    „Ich möchte so viel wie möglich über die Herkunft des Rings in Erfahrung bringen“, sagte ich zum Abschluss. „Der befreundete Juwelier vermutet, dass der Ring ein Verlobungsgeschenk gewesen sein könnte. Ich wüsste gern, wer ihn von wem bekommen hat.“
    Emma schnalzte mit der Zunge. „Es ist aber ziemlich unwahrscheinlich, dass du die Antwort auf so eine Frage auf einem Flohmarkt bekommst, meinst du nicht, Schätzchen?“
    „Ich weiß, aber irgendwo muss ich ja anfangen. Kommst du denn in nächster Zeit noch mal nach Cardiff?“
    „Vielleicht könnte ich einen Tripp dorthin einschieben. Es gibt in Bristol einen Laden, in dem man Klamotten auf Kommission kaufen und verkaufen kann. Da wollte ich mich schon immer mal umschauen. Vielleicht könnte ich dabei einen kleinen Abstecher nach Cardiff machen und schauen, ob ich den Mann wiederfinde, dem ich die Kisten abgekauft habe. Es war ein ziemlich abgerissen aussehender alter Mann, Jane, mit höchstens noch einem Zahn im Mund. Ein Händler war es jedenfalls nicht, so viel kann ich wohl sagen.“
    „Aber du versuchst herauszubekommen, wer er ist?“
    „Ja, ich werde noch einmal zu dem Parkplatz fahren, auf dem der Flohmarkt stattfand. Ich habe gehört, dass dort im Frühjahr und im Sommer jeden Samstag Flohmärkte stattfinden. Vielleicht ist der Mann ja regelmäßig da. Was soll ich ihn denn eigentlich fragen, falls ich ihn finde?“
    „Frag ihn, ob ich ihn anrufen kann. Sag ihm, dass ich ein paar Fragen zur Herkunft der Kisten mit Büchern habe.“
    „Gut, das mache ich, Schätzchen. Aber mach dir keine allzu großen Hoffnungen. Wahrscheinlich wirst du dich damit zufriedengeben müssen, dass das Schicksal einen seltsamen Sinn für Humor hat.“
    „Vielleicht.“
    „Und? Gibt es etwas Neues von Brad?“
    „Nein, nichts Neues.“
    „Ist er immer noch in New Hampshire?“
    Ich konnte mir gerade noch einen Seufzer verkneifen. „Ja.“
    „Wahrscheinlich wohnt sie ja da oben.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Na, die andere Frau. Wahrscheinlich wohnt sie da.“
    Ich merkte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. „Es gibt keine andere Frau, Emma.“
    „Ach, Jane, sei doch nicht albern. Natürlich gibt es die.“
    „Er hat mir versichert, dass es keine gibt.“
    Sie schwieg einen Moment. „Also gut, wie du meinst. Hey, du solltest herkommen und mich besuchen, Jane. Dann nehme ich dich mit in meinen Lieblingspub für Singles.“
    „Ich bin aber kein Single.“
    „Stimmt.“
    „Auf Wiedersehen, Emma.“
    Wir legten auf, und ich schaute zum vierten Mal an diesem Tag nach, ob Brad versucht hatte, mich zurückzurufen. Doch es wurde kein Anruf in Abwesenheit angezeigt.
    Ich hatte nichts verpasst.
    Ich bog um die Ecke in meine Straße ein und ging die Steintreppe zu meinem Apartmentgebäude hinauf. In Gedanken war ich immer noch mit Brads Besuch bei Jeff und Molly an diesem Vormittag beschäftigt und mit seiner Bitte, mich zum Flughafen zu bringen. Brad wollte dafür sorgen, dass ich am nächsten Wochenende wirklich nach New Hampshire kam. Es war fast so, als wollte er ein Treffen inszenieren.
    Ich drehte den Schlüssel in der Eingangstür zu meiner Wohnung und stellte meine kleine Reisetasche einfach auf dem Boden ab, während ich die Tür aufstieß und sie dann wieder hinter mir schloss.
    Als ich vor mir auf dem Sofa eine Bewegung wahrnahm, erschrak ich so sehr, dass ich zurückwich und mit dem Hinterkopf gegen die Wohnungstür stieß.
    Da saß Brad und wartete auf mich.

Zweiundzwanzig
    „Hallo, Jane.“ Brad trug eine Chinohose und ein hellgelbes Poloshirt. In der einen Hand hielt er eine halb leere Wasserflasche, die andere Hand steckte in der Hosentasche. Sein Gesicht war sonnengebräunt – wahrscheinlich vom Paddeln und dem Leichtathletikwettkampf –, und sein Haar war noch nie so lang gewesen wie jetzt.
    „Brad!“ Meine Stimme klang beinah

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