Neun Tage Koenigin
unangenehm war. Als ich zu ihm hinschaute, sah ich, dass er gerade Molly panisch nachblickte, die mit dem Rücken zu uns in der Küche stand. Ich beschloss, ganz direkt und ehrlich zu sein, denn ich hatte nichts zu verlieren.
„Soll ich dir die Frage stellen, damit wir es endlich hinter uns bringen?“
Er wandte sich zu mir. „Was denn?“
„Soll ich einfach fragen, worüber ihr, Brad und du, geredet habt, als er letztes Wochenende hier war?“
„Ich … äh …“ Er stockte.
„Weiß Molly, worüber ihr geredet habt?“
Er erinnerte mich ein bisschen an das Kaninchen vor der Schlange. „Jane, ich glaube nicht … ich glaube nicht, dass ich der Richtige bin, um darüber zu reden.“
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder ganz auf den Fernseher. „Sie weiß es also nicht?“
„Ich … das ist eine Sache zwischen dir und Brad, Jane. Wirklich. Ich möchte da nicht zwischen die Fronten geraten. Und ich möchte auch nicht, dass Molly zwischen euch steht. Dazu mögen wir Brad und dich viel zu sehr.“
Ich wandte mich ihm wieder zu. „Ich habe einfach nur Angst, dass es schon zu spät sein könnte. Ist es schon zu spät?“
Jeff zögerte ganz kurz, bevor er antwortete. „Ich glaube nicht, dass es zu spät ist. Aber ich glaube auch nicht, dass sich etwas ändern kann, wenn ihr beide euch nicht zusammensetzt und euch darüber einig werdet, was ihr eigentlich von eurer Ehe erwartet. Genau das habe ich ihm gesagt. Und so viel kann ich auch dir sagen. Ich glaube, es ist gut, dass du zu ihm fährst. Ihr habt einfach beide zu viel in diese Beziehung investiert, um sie einfach so … enden zu lassen.“
„Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn er sagt, dass es aus ist“, murmelte ich, eigentlich eher zu mir selbst als zu Jeff. „Was mache ich dann?“
Molly verabschiedete sich gerade von ihrer Mutter, und Jeff lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück. „Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung ausschließlich bei ihm liegt, Jane.“
Im nächsten Moment kam Molly mit einer Tüte scharfer Kartoffelchips ins Wohnzimmer zurück, der Sorte, bei der man nicht mehr aufhören kann zu essen, weil es sonst hinten in der Kehle brennt und dieses Brennen gar nicht wieder aufhören will.
Vierundzwanzig
Als ich am Flughafen in Manchester von meinem Ankunftsgate zum Gepäckband ging, merkte ich, dass mir Mollys Schuhe doch ein bisschen zu groß waren. Obwohl ich nur Handgepäck dabeihatte und noch einen Schuhkarton voller Kekse für Connor, die Molly und ich noch bis Mitternacht für ihn gebacken hatten, waren Brad und ich am Gepäckband verabredet.
Er wartete vor der ersten automatischen Tür auf mich. Ich konnte sehen, wie er mich musterte, als ich auf ihn zukam. Vielleicht fiel ihm auf, dass ich Sachen trug, die er noch nie an mir gesehen hatte, und vielleicht war er auch einfach ein wenig irritiert wegen meines ungewohnten Ganges, der darauf zurückzuführen war, dass mir Mollys Schuhe eine halbe Nummer zu groß waren.
Er trug Jeans und ein Henleyshirt und hatte die Hände in den Taschen vergraben, aber als ich nur noch wenige Schritte entfernt war, zog er sie heraus, als wollte er mich in die Arme schließen. Ich stutzte kurz. Ich war bereit, mich in diese Arme fallen zu lassen, wenn er es wollte, aber auch bereit, ihm einfach nur meine Tasche zu geben, falls er danach greifen würde.
„Hallo“, begrüßte er mich, kam den Schritt auf mich zu, der uns noch trennte, gab mir einen Kuss auf die Wange und nahm mir meine Tasche ab. Seine andere Hand lag locker in meinem Nacken, während er mich aus dem Gedränge all der Menschen im Ankunftsbereich hinausdirigierte. „Guten Flug gehabt?“
„Ja, lief alles gut.“
Er wandte sich mir zu und sah mich an. „Hübsch siehst du aus.“
Ich errötete ein wenig. „Danke.“ Ich nahm eine Ecke des Schals in die Hand, und dann überkam mich ein plötzlicher Anfall von Plaudertasche. „Molly.“
„Molly?“
Die Röte vertiefte sich. „Ihr haben die Sachen nicht gefallen, die ich eigentlich für heute eingepackt hatte, und da hat sie mich eingekleidet. Ich glaube, dabei hat sie nicht daran gedacht, dass Connor in einem Leichtathletikteam ist und nicht in einer Polomannschaft.“
Halt den Mund, halt den Mund, halt doch den Mund!
„Du siehst jedenfalls toll aus.“
Du auch.
Wir verließen das Ankunftsterminal und gingen zu den Kurzzeitparkplätzen.
„Gehören die Schuhe auch Molly?“
Ich suchte verzweifelt nach einer passenden – und nicht peinlichen
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