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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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– Antwort, als ich merkte, dass er gar nicht auf meine Füße schaute, sondern auf den Schuhkarton, den ich trug. „Ach! Nein. Das sind Plätzchen, die ich für Connor gebacken habe.“
    „Da wird er sich aber freuen.“ Er deutete mit dem Kopf auf meine Hand. „Der Ring ist neu, oder?“
    Ich schaute hinab auf Janes Ring an meinem kleinen Finger und war überrascht, dass Brad ihn überhaupt bemerkt hatte.
    „Der ist sogar ziemlich alt. Ich habe ihn in einer Kiste mit alten Büchern gefunden, die ich von Emma gekauft hatte. Er war im Einband eines alten Gebetbuches versteckt.“
    „Das ist ja ein merkwürdiger Platz für einen Ring“, kommentierte er.
    Wir waren noch ein paar Schritte von unserem Jeep entfernt, und ich wollte ihm gerade zustimmen, dass es in der Tat eine merkwürdige Stelle sei, als er sich räusperte und sagte: „In der Klinik ist etwas dazwischengekommen, Jane. Ich kann leider nicht mit dir zu dem Wettkampf fahren. Es tut mir wirklich leid.“
    Erst dachte ich, ich hätte mich verhört.
    „Ich fühle mich wirklich schlecht dabei“, fuhr er fort, „aber der Arzt, der eigentlich dieses Wochenende Bereitschaft hatte, ist krank geworden, und ich muss für ihn einspringen.“
    Ich empfand sofort eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung. Ich hatte zwar vor der langen gemeinsamen Autofahrt nach Hanover Angst gehabt, aber trotzdem wollte ich auch mit Brad zusammen sein.
    „Und was soll ich jetzt machen?“, fragte ich.
    „Du kannst mit dem Jeep nach Hanover fahren. Ich hab das Navi schon programmiert. Du setzt mich einfach an der Klinik ab und kannst mich dann heute Abend auf dem Rückweg wieder dort einsammeln.“
    Ich stellte mir gerade vor, wie ich allein zum Wettkampf fahren, allein auf der Tribüne sitzen und allein in Mollys sorgfältig ausgesuchten Sachen etwas essen gehen würde, als Brad schon weitersprach.
    „Ich habe Connor schon eine SMS geschrieben. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, dass du ihm erklären musst, weshalb ich nicht da bin.“
    In dem Moment ging selbst ihm die Ironie des letzten Halbsatzes auf, und er wandte verlegen den Blick ab.
    Ich seufzte hörbar, weil ich nicht wusste, was ich von dieser neuen Entwicklung halten sollte. Als wir beim Jeep ankamen, sagte er: „Es tut mir wirklich leid, Jane.“
    Ich sah ihm an, dass er das wirklich so meinte.
    Es tat ihm wirklich leid.
    Ich würde auf meiner Liste noch „aufrichtig“ hinzufügen müssen.
    Eine Viertelstunde später bogen wir auf den Parkplatz von Brads neuer Klinik ein, einem Gebäude, das mir völlig fremd war. Ich blickte an der hohen Backsteinfassade empor und fand, dass es wie ein Hotel aussah, nur dass Leute in weißen Kitteln oder grüner OP-Kleidung durch die Automatiktüren kamen und gingen.
    „Willst du noch mit reinkommen?“, fragte Brad, aber sein Tonfall war eher zögerlich.
    „Irgendwann sicher gern, aber es muss nicht unbedingt heute sein.“
    Da lächelte er und wirkte beinah erleichtert darüber, dass er mir nicht die Klinik zeigen und mich seinen Kollegen als seine Frau aus New York vorstellen musste – und so tun musste, als wäre es eine Dauerlösung und völlig normal, dass man verheiratet war, aber in zwei verschiedenen Bundesstaaten lebte.
    „Es tut mir wirklich leid“, sagte er jetzt noch einmal.
    „Ist schon in Ordnung.“
    Brad deutete auf das Navi. „Wenn du heute Abend wieder zurückfährst, musst du einfach nur auf ,nach Hause‘ drücken.“ Fast hätte ich gelacht und gefragt, ob das wirklich alles wäre, was ich zu tun bräuchte, um ihn wiederzufinden. Aber ich verkniff mir diese Bemerkung dann doch lieber. Stattdessen stellte ich die Frage, die ich stellen musste, um einigermaßen entspannt und in Ruhe Connors Wettkampf genießen oder ihm auch nur zuschauen zu können.
    „Wo werde ich denn heute übernachten?“ Ich konnte ihn dabei nicht ansehen, sondern starrte aufs Navi.
    Brad zögerte ein, zwei Sekunden, bevor er antwortete.
    „Also, wenn du willst, kannst du bei mir übernachten. Ich wollte dir anbieten, dass ich im Gästezimmer schlafe. Aber ich kann … ich kann mir auch ein Hotelzimmer nehmen … wenn dir das lieber ist.“
    Er klang unsicher und zögerlich.
    „Das ist mir nicht lieber“, antwortete ich rasch und starrte weiterhin aufs Navi.
    Brad nickte und speicherte meine Antwort offenbar in dem Ordner ab, in dem er jetzt seine Entscheidungen traf. Er schien mit meiner Antwort zufrieden. Nicht unbedingt erfreut, aber doch

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