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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Moment kam mir die leere Schale auf dem Tisch wie eine Herausforderung vor. Als ob es bei mir läge, sie zu füllen.
    Am Freitagabend schloss ich den Laden abends um acht ab und machte mich auf den Weg zu Molly und Jeff. Ich würde bei ihnen übernachten, damit es für sie am nächsten Morgen möglichst wenig Aufwand war, mich zum Flughafen zu bringen. Das zumindest war Mollys Begründung dafür gewesen, mich einzuladen. Und ich hatte ihre Einladung auch so angenommen, aber in Wirklichkeit wusste sie, dass ich wegen des nächsten Tages sehr nervös war. Brad hatte mir ein Hin- und Rückflugticket gebucht, und ich würde am Sonntag zurückfliegen. Er hatte mich Mitte der Woche angerufen und gefragt, ob ich auch über Nacht bleiben könne, denn der letzte Flug am Samstag ginge so früh, dass wir keine Gelegenheit mehr haben würden, nach dem Wettkampf noch ein wenig mit Connor zusammen zu sein. Ich hatte Brad gesagt, ich könne bleiben, aber ich wusste nicht, ob er meinte, dass wir in einem Hotel in der Nähe vom College übernachten würden, und wenn ja, ob in getrennten Zimmern oder ob wir in seine Wohnung zurückfahren würden, und wenn ja, in welchem Zimmer ich dort dann schlafen würde.
    Inzwischen hatte ich auch in der Mittagspause bei einem Salat mit Dr. Kirtlands Listen angefangen. Zu dem Zeitpunkt sah meine Brad-Liste folgendermaßen aus:
    Brad
    liebenswürdig
    klug
    guter Vater
    gewissenhaft
    stark
    rücks
    Ich hatte angefangen, das Wort „rücksichtsvoll“ zu schreiben, denn Brad war schon immer ein aufmerksamer, umsichtiger Mensch gewesen. Er war sogar freundlich und höflich zu Leuten, die es nicht verdient hatten. Ich schrieb das Wort jedoch nicht zu Ende. Seine sanften Grausamkeiten in letzter Zeit hielten mich davon ab.
    Auf der anderen Liste, der über mich, stand bis jetzt nur ein Punkt. Mir war nur eine Sache eingefallen.
    Dinge, die ich gern tun möchte:
    Herausfinden, woher der Ring stammt
    Ich hatte beide Listen bei mir, als ich jetzt die sieben Blocks zu Molly und Jeff zu Fuß zurücklegte, und ich fragte mich, was wohl Brad auf seine Liste setzen würde, wenn er eine über mich schreiben müsste.
    Molly sah sich die Kleider an, die ich für den Tag bei Connors Wettkampf eingepackt hatte – Jeans und einen blauen Strickpullover, den Brad mir im vergangenen Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte –, und dann nahm sie mich prompt mit in ihr Schlafzimmer, um etwas anderes zum Anziehen herauszusuchen.
    „Aber diesen Pullover hat Brad mir geschenkt“, protestierte ich.
    „Ja, aber überleg doch mal, wann er ihn dir geschenkt hat. Sechs Monate nachdem er mit angehört hatte, wie du zu Leslie gesagt hast, du wüsstest eigentlich gar nicht, wieso du ihn überhaupt geheiratet hast.“
    Ich ließ mich auf ihr Bett plumpsen und fragte: „Wieso müssen Leslie und du eigentlich immer wieder davon anfangen?“ Ich hatte bereits beschlossen, nicht zu erwähnen, dass sie und ich beide irgendwie falschlagen mit unseren Vermutungen darüber, was Dr. Kirtland für mein grundlegendes Problem hielt.
    Aber Molly ignorierte meine Frage einfach. „Du willst doch etwas tragen, das ihn kein bisschen an das vergangene Jahr erinnert – oder eigentlich sogar an die gesamten vergangenen zweiundzwanzig Jahre, oder?“
    „Sie waren ja nicht alle nur furchtbar.“
    „Das habe ich ja auch gar nicht gemeint. Ich sage nur, dass du vielleicht lieber etwas anziehen solltest, das ihn nicht an die Vergangenheit erinnert. Irgendetwas Neues. Das hier zum Beispiel.“
    Sie warf mir eine seidige, beigefarbene Caprihose zu und ein rosafarbenes Shirt, das die Farbe von Kirschblüten hatte. Während ich beides auffing, kam noch eine weiße, eng anliegende Jacke hinterher und ein gestreifter Schal in hellem Blaugrün, Rosa und Creme.
    „Es ist ein Leichtathletikwettkampf, Molly, und kein Poloturnier.“
    Molly drehte sich nachdenklich zu mir um. „Nein, das ist es nicht.“
    Und dann ließ sie mich mit der Anweisung allein, die Sachen anzuprobieren.
    Später, als Molly, Jeff und ich uns einen Film ansahen, klingelte Mollys Handy. Es lag neben ihr auf dem Sofa, und als sie nachschaute, von dem der Anruf kam, sagte sie: „Es ist meine Mutter.“ Dann stand sie auf und ging mit dem Handy in die Küche.
    Da sich die Zwillinge in ihrem Zimmer einen anderen Film anschauten, war außer Jeff und mir jetzt niemand mehr im Raum. Seit Brads Auszug war dies das erste Mal, dass ich mit Jeff allein war, und ich hatte das Gefühl, dass es ihm

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