Neun Tage Koenigin
den richtigen Gründen geheiratet hatten.
„Wenn er wirklich unser ganzes Gespräch auf der goldenen Hochzeit damals mit angehört hat, dann wird er dir kaum abnehmen, dass du wirklich so überrascht bist über das, was gerade zwischen euch passiert“, hatte Leslie mir vorgehalten, nachdem wir etwa zehn Minuten telefoniert hatten.
„Das ist unfair.“
„Jane, er hat dich sagen gehört, dass du dich manchmal fragst, warum ihr beide überhaupt geheiratet habt und ob du nicht statt seiner lieber Kyle hättest heiraten sollen – wenn du dich nur getraut hättest, dich gegen Mama und Papa durchzusetzen.“
„Aber ich habe damals doch gar nicht von dem Thema angefangen, das warst doch du! Ich habe nur Wein in die Bowle geschüttet! Du hast davon angefangen!“
„Und du hast mir nicht widersprochen.“
„Du meine Güte, das war doch nur eine blöde Bemerkung. Wir haben doch nur miteinander herumgealbert. Ich hatte mir gar nichts dabei gedacht, und es hatte auch nichts zu bedeuten.“
„Das sieht Brad aber offenbar ganz anders. Und ich übrigens auch.“
„Leslie!“ Ich konnte es nicht fassen. Es war ja nicht so gewesen, dass ich auf dem Fest nur auf eine Gelegenheit gewartet hätte, Leslie allein zu fassen zu bekommen, um ihr von meinen Zweifeln bezüglich meiner Partnerwahl zu berichten. Es war einfach eine spontane, flapsige Bemerkung gewesen.
„Was?“
„Ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht.“
„Brad hat recht.“
„Was soll das heißen?“
„Du hast Zweifel, aber du tust so, als hättest du keine.“
„Hallo?! Ich bin hier nicht diejenige, die gegangen ist.“
„Ja, aber wir reden hier gerade gar nicht über das, was er getan hat, Jane. Wir reden über dich.“
„Du glaubst also, ich hätte wirklich Zweifel, ob ich den richtigen Mann geheiratet habe?“, fragte ich nach.
„Neeeiiin“, sagte sie gedehnt und locker. „Ich glaube, du liebst Brad, aber vielleicht weißt du gar nicht, warum. Eine sehr lange Zeit musstest du es auch gar nicht wissen, aber jetzt schon.“
Ihre Worte gingen mir noch lange, nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten, durch den Kopf. Aber beim Schlafengehen war mir Brads Abwesenheit dann wieder so stark bewusst wie am ersten Abend, nachdem er gegangen war. Fünf- oder sechsmal wachte ich in dieser Nacht mit dem Gefühl zu fallen auf, griff nach der Sicherheit starker Arme, fand aber nur ein leeres, kaltes Kissen vor.
Als ich mich dem Laden näherte, wartete Wilson bereits unter der lila-weiß gestreiften Markise und schaute in den Regen.
In dieser Woche trug ich den Ring jeden Tag zur Arbeit. Wilson und Stacy fragten mich im Laufe der Woche mehrmals, ob ich von Emma schon etwas über die Herkunft des Rings gehört hätte, wobei ihr Interesse sehr zugenommen hatte, nachdem ich ihnen David Longmonts Schätzungen hinsichtlich des Alters mitgeteilt hatte.
Wilson hatte leise gepfiffen, als ich es gesagt hatte. „Na, dadurch ist es ja dann wohl ein ziemlich teurer Ring, oder?“
Ich hatte einfach nur genickt.
„Dann werden Sie ihn also verkaufen?“, hatte Stacy gefragt.
„Also, eigentlich möchte ich erst einmal versuchen herauszubekommen, woher er stammt, und vielleicht auch, wem er gehört hat. Blöde Idee, oder?“
„Nein, gar nicht“, hatte Wilson darauf erwidert. „Vielleicht wäre es etwas anderes, wenn der eingravierte Name ,Beatrice‘ oder ‚Katherine‘ wäre. Aber es ist schließlich Ihr Name.“
Und dann teilte ich ihnen Davids Vermutung mit, dass der Ring höchstwahrscheinlich kaum oder gar nicht getragen worden sei, da er fast keine Gebrauchsspuren aufweise. Weder Wilson noch Stacy wagten, eine Vermutung über den möglichen Grund dafür anzustellen. Offenbar waren wir uns alle darin einig, dass es nichts Schönes gewesen sein konnte.
Am Ende dieser Woche hatte ich meinen zweiten Termin bei Jonah Kirtland. Als ich an dem Glastisch in seinem Sprechzimmer Platz nahm, war die Schale darauf leer und sauber.
„Heute keine Knabbereien?“, fragte ich, als ich mich hinsetzte.
Er lächelte. „Haben Sie Appetit auf etwas?“
Nein, hatte ich nicht.
Ich begann damit, dass ich ihm von dem Wochenende bei meinen Eltern erzählte und dann von Brads Überraschungsbesuch in meiner Wohnung. Und dann berichtete ich ihm von Brads Behauptung, ich hätte die gleichen Zweifel an unserer Ehe wie er, weil er damals das Gespräch bei der goldenen Hochzeit mit angehört hatte.
„Und dabei war das nichts als albernes Geflachse unter
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