Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
extrabreiten Verbandsmull zu finden.“
Leonard hielt nur kurz inne, bevor er mitspielte. „Dr. Marsh. Ich hatte einen langen Tag.“
„Das will ich gar nicht erst hören“, trällerte sie und schien offenbar mit ihm zu flirten.
Der Aufzug nach oben kam mit einem Ping–Geräusch an und die Krankenschwestern stiegen lässig ein. Um in seiner Rolle zu bleiben, tat Leonard so, als wolle er der dunkelhaarigen Ärztin nicht helfen und setzte dazu an, den Frauen in den Aufzug zu folgen. Eine der Krankenschwestern streckte den Fuß aus, um die Aufzugtür davon abzuhalten, sich zu schließen.
Alina griff nach Leonards Arm. „Nein, das machen Sie jetzt nicht. Sie sind mir was schuldig und das wissen Sie genau.“
Leonard winkte den Krankenschwestern ab und sie ließen die Aufzugtür zugehen.
Glücklicherweise kam der Aufzug nach unten nur eine Sekunde später ebenfalls an. Alina setzte das Schauspiel im Aufzug fort und die beiden plänkelten auf dem Weg nach unten weiter miteinander. Erst als sie aus dem Aufzug gestiegen waren und sich die Türen hinter ihnen schlossen, wurde Alina wieder normal und nahm die Decken von ihrer Tochter.
„Ihr seid echt schräg“, sagte Natalia, während sie aus dem Wäschewagen kletterte. „Ist es das, was ihr Ärzte den ganzen Tag lang macht? Zubehör besorgen und sich gegenseitig anbaggern?“
Leonard zog eine Augenbraue hoch und musterte Alinas Gesicht. „Ich hoffe nicht.“
Sie tat die leichtfertigen Bemerkungen der beiden mit einer Handbewegung ab. Sie nahm drei Paar Latexhandschuhe aus dem Wäschesack und sagte: „Zieht die an und lasst uns loslegen.“
Alina reichte Leonard das größte und Natalia das kleinste Paar Handschuhe. Dann schlüpfte sie geschickt in ihre eigenen, während die anderen mit dem unangenehmen, schützenden Material kämpften. Bevor Leonard und Alina ihre Handschuhe überhaupt anhatten, trottete Alina schon rechts von ihnen den Gang hinunter. Leonard und Natalia folgten ihr gehorsam und versuchten währenddessen immer noch das Latex über ihren Fingern glatt zu ziehen.
Ein paar Minuten später kamen sie in einen Raum mit einem MRT–Gerät. Eine graue fahrbare Krankentrage stand an einer weißen, Donut–artigen Vorrichtung mit einem Loch in der Größe eines Mannes darin. Der restliche Teil des Gerätes füllte beinahe den gesamten Raum aus. Auf der linken Seite befand sich eine scheinbar provisorische Trennwand mit einer Tür und einem Fenster. Alina führte Natalia zu dem Tisch.
„Okay, leg dich hierauf, Schätzchen. Es ist ziemlich laut, aber es tut nicht weh.“
„Warte.“ Leonard griff nach Alinas Arm. „Ich sollte zuerst… Falls irgendetwas passiert. Was ist zum Beispiel, wenn der Sender schmelzen oder explodieren sollte?“
Alina verdrehte die Augen. „Ich bezweifle, dass er explodieren wird, aber ich nehme an, du hast recht. Wir sollten vorsichtig sein. Zuerst Dad, Natalia.“
„Ich hab’s gehört, Mom.“
„Okay, okay.“
„Und ich bin keine fünf mehr.“
„Schon verstanden. Komm mit.“ Sie zog Natalia mit sich zu der Innentür.
„Sollte ich mich festschnallen?“, fragte Leonard und tastete auf dem Tisch herum.
„Leg dich einfach hin, Leonard. Mit dem Kopf nach vorne. Und beweg die Arme und Beine nicht. Ach, stimmt ja. Uns ist egal, wie viel du zappelst. Ich werde dich einfach durchschicken.“ Alina und Natalia verschwanden hinter der Tür mit dem Glasfenster.
Das Gerät sprang an und begann unausstehlich laut zu dröhnen. Leonard wollte sich die Ohren zuhalten, aber das Förderband rollte schon los und er steckte fest. Er legte sich ausgestreckt hin, die Arme an der Seite und schloss die Augen. Als er sich langsam in das Gerät bewegte, stieg seine Anspannung und ihn überkam eine Welle der Klaustrophobie. Er atmete tief ein und versuchte ruhig zu bleiben.
Ihm kam es wie einige Stunden vor, bis das Dröhnen aufhörte und das Förderband zügig wieder in die andere Richtung glitt. Alina und Natalia kamen aus dem anderen Zimmer, während Leonard sein Bestes gab, sich wieder aufzurichten.
„Fühlst du irgendetwas?“
Er fasste sich an die Brust und den Bauch und zuckte mit den Schultern. „Nichts.“ Er zog sein Hemd hoch.
Alina fuhr mit ihren Fingern seine Wirbelsäule entlang. „Sieht alles normal aus. Keine heißen Stellen. Lasst uns weitermachen. Natalia als Nächstes.“
Das Mädchen riss ängstlich die Augen auf. „Ist es sehr gruselig, Dad?“, flüsterte sie.
„Ein Klacks“, sagte er und
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