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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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noch ein Schweizermesser, ein Kompass, vier leere, wiederverschließbare Beutel und eine mittelgroße Schachtel Streichhölzer. Leonard packte die Streichhölzer in einen der Beutel und verschloss ihn sorgfältig. In dem kleineren Rucksack befanden sich eine große Tube Sonnencreme, noch drei Beutel und eine kleine Schachtel Streichhölzer. Natalia tat es ihrem Vater gleich und verpackte die Streichhölzer sicher in einem Beutel. Leonard verteilte sechzehn Verpflegungspakete auf beide Rucksäcke. Er packte noch ein Wechsel–T–Shirt für jeden hinzu, ließ den Rest ihrer Kleidung jedoch zurück. Er wollte das Gepäck so leicht wie möglich halten. Schließlich band er die braungrünen Schlafsäcke an den Rucksäcken fest. Alina hatte erwähnt, dass in das Futter der Schlafsäcke Geld eingenäht war. Doch momentan hatten sie keine Zeit, um danach zu suchen. Er musste einfach darauf vertrauen, dass es da war.
    „Keine Taschenlampen?“, murrte Leonard frustriert, während er die Geheimfächer durchsuchte. „Alina hatte keine Zeit mehr gehabt, die Taschenlampen zu besorgen.“ Er stöhnte. „Und die Landkarten sind in die Innenseite ihrer Handtasche eingenäht.“
    „Keine Landkarten?“
    „Wir haben einen Kompass. Egal auf welcher Straße wir uns befinden, wir arbeiten uns einfach immer weiter nach Süden vor. Auf diese Weise müssen wir irgendwann schließlich wieder auf die I–70 kommen.“
    Leonard dachte nun wie ein Überlebenskünstler und musterte die Umgebung. Trockene Bedingungen ließen darauf schließen, dass es seit Anfang September wenig oder gar keinen Schneefall gegeben hatte. Ein Vorteil, was Matsch und Fußspuren anging, aber möglicherweise auch ein Nachteil, sollte der Wasserstand der Flüsse niedrig sein.
    Sie setzten ihre Reise fort, kletterten über die Absperrung auf der Henderson Mine Road und liefen weiter, bis sie an eine Gabelung kamen. Ein Feldweg führte Richtung Süden – die offensichtliche Wahl. Mit jedem Schritt schätzte Leonard ihre Situation neu ein und versuchte dabei nicht von dem Ergebnis entmutigt zu werden. Jetzt, wo sie zu Fuß unterwegs waren, stellte sich ihre Reise völlig anders dar; sie würden tagelang wandern und waren allen möglichen Gefahren ausgesetzt. Würden die Verpflegungspakete reichen? Würden sie Wasser finden?
    „Ich habe Hunger“, merkte Natalia an. „Dishi hatte ein paar Snacks für uns, aber ich habe nicht wirklich zu Mittag gegessen.“
    Leonard vertröstete sie. „Nur noch ein bisschen, Nat. Wir müssen ein gutes Stück vorankommen und unsere Vorräte so gut wie möglich strecken.“
    Sie sagte nichts.
    Als sie an einen Stausee kamen, machten Leonard und Natalia eine Pause, um etwas Wasser aus ihren Flaschen zu trinken und Müsliriegel zu essen. Die Sonne stand immer tiefer am Himmel und eine kühle Brise brachte Natalia zum Zittern.
    „Wir sollten die Thermo–Kapuzenpullis anziehen“, sagte Leonard und wühlte in seinem Rucksack. Bevor er seinen Pulli fand, brach hinter ihnen plötzlich ein Ast. Leonard erstarrte. Natalia nahm seine Hand.
    Ein tiefes, bedrohliches Knurren gefolgt von flottem Getrappel konnte nur eines bedeuten. Leonard und Natalia hielten sich fest an den Händen, standen langsam auf und drehten ihre Köpfe in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
    Zwei Hunde mit fletschenden Zähnen und fünf bewaffnete Wächter standen vor ihnen, die Gewehre auf Leonards Brust gerichtet.

Kapitel Dreißig

     
    „Hände hinter den Kopf“, fuhr sie ein großer Mann an.
    Natalia nahm einen tiefen Atemzug und faltete die Hände hinter dem Nacken zusammen.
    „Sofort!“
    Leonard tat es seiner Tochter gleich.
    Die Fremden trugen braune Uniformen. Übersät mit Orden und Rangabzeichen war ihre Kleidung etwas beeindruckender als die Overalls der VMIS–Wärter. Leonard erkannte das ABV–Zeichen auf ihren Revers. Diese Männer schienen Militärpersonal und nicht nur gewöhnliche Angestellte der Regierung zu sein. Goldene Knöpfe verliefen vom Hals bis zum Nabel und verliehen den Soldaten ein vornehmes Äußeres. Runde, braune Helme mit kleinen Schirmen ähnelten leicht den Helmen der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
    Der große Mann schien ihr Anführer zu sein. Seine linke Schulter war übersät mit blauen und goldenen Winkelabzeichen. „Durchsucht sie.“
    Zwei seiner Untergebenen folgten seinem Befehl und tasteten Leonard und Natalia ab, durchsuchten ihre Taschen und entleerten ihre Rucksäcke. Da die beiden ihre Papiere im

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