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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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Erste, geschlossen.
    Informant ist ein Familienangehöriger des Subjekts…

    Oh Gott, bin ich etwa der Informant?
    Leonard lehnte sich zurück und sah an die Decke, während ihn sein schlechtes Gewissen plagte. Dann erinnerte er sich, wie ihn Carlyle nur ein paar Stunden zuvor über Alina ausgefragt hatte. Wenn ich sie schon verraten hätte, hätte der Commander das Thema sicher nicht so vorsichtig angesprochen.
    Hochrangiger Projektleiter spricht kaum mit ihr.
    Das bin definitiv ich. Ihm schauderte es und erneut überkamen ihn Schuldgefühle. Als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte, wurde ihm bewusst, dass ihm noch etwas anderes Sorgen bereitete. Das WLN hatte Alina auf dem Radar, seitdem er angefangen hatte, für das AVB zu arbeiten. Sie beobachteten sie statt mich. War er so gut darin gewesen, nicht aufzufallen, dass ihn niemand für ein Sicherheitsrisiko hielt? Carlyle behandelte ihn vielmehr wie einen Kumpel. War es möglich, dass er in Wahrheit wohl doch kein Freiheitskämpfer war?
    Der Krach, den die AVB–Mitarbeiter verursachten, während sie ihre Papiere zusammensuchten und ihre Aktenkoffer öffneten und wieder schlossen, riss Leonard aus seinen unangenehmen Gedanken und konfrontierte ihn wieder mit der Gegenwart. Er sah auf seine Uhr. 16:50 Uhr. Er nahm an, dass sie wohl pünktlich um 17:00 Uhr in den Feierabend geschickt wurden und stöhnte frustriert. Mehr Zeit. In diesem Moment wollte er nichts anderes, als einfach nur mehr Zeit. Er schloss Alinas Akte und bewegte den Mauszeiger in Richtung des Abmelde–Buttons. Der Mauszeiger kam an dem System –Verweis vorbei und blieb stehen. Leonard sah sich verstohlen um und klickte den Verweis an.
    Standort.
    Er gab WLN02 ein, obwohl er wusste, dass, wenn das WLN–System genauso aufgebaut sein sollte, wie das SSP–System, der Null–Zwei–Bereich weniger Informationen bereithalten würde, als der Null–Eins–Bereich. Nichtsdestotrotz war es einen kurzen Blick wert und er wollte in den letzten zehn Minuten nichts unversucht lassen.
    Ein schwarzgrauer Bildschirm erschien. Weniger Informationen? Viel weniger Informationen. Leonard lief ein Schauer über den Rücken und wieder hoch bis zu seiner Kopfhaut. Das bisschen Informationen, das sich ihm auf dem schwarzgrauen WLN02–Bildschirm darbot, machte ihm Angst. In der Mitte warteten drei Felder auf die Eingabe von Nachname, Vorname, Ortungsnummer . Aber es war ein beunruhigender Button, der Leonard erschaudern ließ – ein großer, roter Button, auf dem ORTEN stand.
    Einen Moment lang hatte Leonard Schwierigkeiten, Luft zu bekommen. Er sah auf seine Uhr. 16:55 Uhr. Seine Finger tippten, ohne zu zögern, Tramer, Leonard ein, aber seine Hand zitterte, als der Mauszeiger über dem roten Button schwebte. Er hielt die Luft an und klickte auf ORTEN.
    Eine Satellitenkarte mit eingefügten Straßennamen zeigte eine karge Gegend östlich von Denver. Ein kleiner roter Punkt blinkte in der Mitte des Bildschirms. Leonard zoomte näher heran und versuchte, die Satellitenaufnahmen um den Punkt herum zu erfassen. Als Leonard weiter heranzoomte, fing sein Herz an, wie wild zu schlagen, und ein von Panik erfüllter Adrenalinschub durchfuhr seinen Körper. Er erkannte die Umrisse der Objekte auf dem Bildschirm. Der rote Punkt blinkte unaufhörlich im südöstlichen Gebäude des ABV–Komplexes.
    „Räum dein Zeug zusammen, Mann. Was machst du denn?“, fragte ihn eine bekannte Stimme. „Du wirst noch den Shuttlebus aufhalten.“
    Leonard verließ das Ortungsprogramm so schnell er konnte. „Ich sehe mir nur gerade Sandys Karten an.“ Gedankenverloren wie er war, versuchte er, sich auf McGinnis zu konzentrieren. „Sie hat gute Arbeit geleistet“, fügte er hinzu und wollte so eine entspannte Feierabendstimmung vortäuschen.
    „Ich kann mir gut vorstellen, dass sie gute Arbeit leistet“, entgegnete McGinnis mit durchtriebenem Grinsen. Eine Sekunde später schwenkte er wieder in den für ihn typischen, stichelnd ungeduldigen Ton um. „Los, los, los.“
    Leonard griff nach seinem Aktenkoffer, zog seine Hand jedoch wieder hastig zurück. Er starrte den Aktenkoffer an. Wo ist der Sender? Plötzlich kam ihm seine Uhr einengend vor und es fühlte sich so an, als ob sie ihm das Handgelenk abschnürte. Er stellte sich vor, wie er sie abriss und durch den Raum warf. Er klopfte ängstlich seine Kleidung ab, als ob eine Armee Ameisen auf seiner Haut herumkrabbelte.
    „Was ist los mit dir? Komm schon.“
    Leonard packte hastig

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