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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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wie oft habe ich das Ding denn schon gelesen? Er stellte die Theorie auf, dass die Zeitschrift vermutlich nur ein Requisit war, eine Art Krücke, auf die sich Leonard während der vorgeschriebenen Pausen stützen konnte. Schließlich stören Pausen den kreativen Prozess nur und er konnte sich im Arbeitsumfeld nichts Schlimmeres vorstellen.
    Während er die Seiten vor– und zurückblätterte, schweiften Leonards Gedanken zum WLN–Raum ab. Der Zweck seiner Satelliten war, die vorhandenen Überwachungsmethoden zu ergänzen. Er schauderte und war noch besorgter als bereits den gesamten Tag über. Seine Angst wandelte sich jedoch in Neugier um, als er plötzlich eine kleine Notiz unter einem Artikel sah.
    Alt JK
    Er kniff die Augen zusammen und sah sich die Notiz ganz genau an. Saubere Druckbuchstaben in sehr dünner Schrift, dem Anschein nach war es seine Handschrift. Heimlich drückte er Alt JK auf der Tastatur, aber nichts passierte. Davon noch nicht entmutigt, untersuchte er erneut gründlich jede Seite und machte sich Notizen auf einem Block, den er unter einer Platine gefunden hatte.
    Mehrere Tastaturkommandos, sieben insgesamt, erschienen am unteren Rand zufällig ausgewählter Seiten. Leonard lehnte sich zurück und nickte zufrieden.
    Du dreckiger Mistkerl. Das ist genau die Art Schwachsinn, die du abziehen würdest.
    Er wartete ungeduldig. McGinnis kam mit dem Kaffee und ging wieder. Leonard nahm vorsichtig einen Schluck und verzog das Gesicht. Kalt und bitter. Er starrte an die Decke und rollte mit seinem Stuhl Zentimeter für Zentimeter durch die kleine Arbeitskabine, während es in seinem Kopf ratterte.
    Nach gefühlten Stunden, brüllte die unansehnliche Frau endlich: „Pause vorbei.“
    Leonard sauste mit dem Stuhl zu seinem Arbeitstisch und schnappte sich die Tastatur. Er probierte die unterschiedlichen Kommandos aus. Nichts. Davon immer noch nicht abgeschreckt, gab er sie rückwärts ein. Der Computer summte und schließlich kam ein weißer Bildschirm mit einer Liste von Programmen und einer PDF–Datei zum Vorschein.
    Bingo.
    Leonard öffnete als erstes die PDF–Datei. Es schien eine Karte des Stützpunktes zu sein. Er arbeitete sich durch die verschiedenen Etagen, bis er auf das Stasi–Satelliten–Projekt im Keller seines Gebäudes stieß. Als er das Bild genauer betrachtete, wurde ihm klar, dass es eine Karte von Computerstandorten war. Er zoomte weiter heran. Initialen kennzeichneten jedes Kästchen. Der Computer in der Ecke war mit LMT beschriftet. SAL, wahrscheinlich Sandy Little, befand sich irgendwo in der Mitte. TPM, Thomas McGinnis. Leonard klickte auf TPM und es öffnete sich eine blaue Seite, auf der McGinnis‘ voller Name, das Gebäude, die Etage und die Nummer seines Arbeitsplatzes aufgelistet war. Leonards Puls schoss in die Höhe, als er die letzte Information entschlüsselte. Es war eine Art interne IP–Adresse. Wenn er in den Server eindringen könnte, der alle anderen Computer versorgte, würde er theoretisch jeden beliebigen Computer hacken können. Theoretisch.
    Leonard sah sich um und grinste freudig. Niemand schien seine für ihn eher untypische unbeschwerte Laune zu bemerken.
    Als Nächstes sah er sich die Programme genauer an. Er hielt sich den Mund zu, um ein Lachen zu unterdrücken. Er erkannte die Programme wieder. Er hatte sie geschrieben, als er im College war – ein Codierungsprogramm, ein rudimentäres Entschlüsselungsprogramm für Passwörter und ein kleines Schmuckstück, das er mit dem Decknamen Der Maulwurf versehen hatte. Der Maulwurf ermöglichte dem Nutzer, die Computer eines Netzwerkes über Fernzugriff zu steuern, solange er die internen IP–Adressen kannte. Er war auf eine Goldgrube gestoßen. Er musste sich nicht einmal in den Server hacken. Der Maulwurf konnte das für ihn übernehmen. Er brauchte sich also keine Sorgen über interne Firewalls zu machen. Der Maulwurf würde einfach durch sie hindurchmarschieren.
    Einige Sekunden später sank sein Mut wieder. Für einen Fernzugriff musste der Mitarbeiter abwesend sein. Er konnte nicht die Kontrolle über jemandes Computer übernehmen, der direkt an seinem Arbeitsplatz saß. Und wenn man bedachte, wie strikt die Pausenzeiten in der Einrichtung eingehalten wurden und wie sehr Arbeitsbeginn bzw. Arbeitsende überwacht wurden, bezweifelte Leonard, dass sich irgendwann ein optimaler Moment ergeben würde. Kein Laptop, kein Internet. Es wäre unmöglich… außer, wenn er jemanden von seinem Computer

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