Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
würden wir dann den Sender aus Mom rausbekommen?“, unterbrach Natalia und richtete die Frage in einem beinahe anklagenden Ton an ihren Vater.
Leonard sah weg und schämte sich dafür, dieses Problem noch nicht in Erwägung gezogen zu haben.
Alina ignorierte seinen Denkaussetzer. „Wie sieht’s mit ein bisschen Hilfe von deiner Front aus? Kannst du nicht irgendein Programmierer–Kunststück vollbringen? Uns komplett ausschalten?“
Er warf seine Hände in die Luft. „Ich habe versucht, mich in das System zu hacken und unsere Ortungsnummern zu deaktivieren.“ Er setzte sich wieder zurück auf den Couchtisch und sackte niedergeschlagen in sich zusammen. „Ich habe es noch nicht mal ansatzweise hingekriegt.“
„Dann versuch es morgen eben noch mal“, schlug Alina vor.
„Ich kann nicht. Ich wurde suspendiert.“
„Du gehst nicht zur Arbeit?“
„Erst wieder am Freitag.“
„Oh.“ Es folgte ein langes Schweigen, bevor Alina einen weiteren Vorschlag machte. „Glaubst du, du könntest über einen Computer in der Bücherei ins System kommen?“
Leonard seufzte. „Eher unwahrscheinlich. Zuerst müsste ich mich in das Computer–Netzwerk des ABVs hacken. Und ich vermute mal, sie haben eine ziemlich gut gesicherte Firewall. Außerdem, wie viele Stunden kann ich wohl auf die Tastatur einer Bücherei einhämmern, bevor sie mich rauswerfen?“
„Das hängt davon ab, wie auffällig du dich verhältst.“
„Das wird auch nicht funktionieren, Alina. Selbst wenn ich in das WLN–System käme, ich wüsste nicht, wie ich die Ortungsnummern deaktivieren sollte.“
Sie saßen eine Weile still da und gaben sich der Niederlage hin.
Natalia unterbrach das Schweigen. „Dieser Ortungschip. Der… äh… Sender. Ist der wie eine Art Computer?“
Leonard sah verwundert auf. „Ein wenig. Er speichert Informationen, hat ein rudimentäres Computerprogramm und eine Stromquelle.“ Er schüttelte leicht amüsiert den Kopf. „Auf dem WLN–Ortungsbildschirm gibt es sogar eine Batterieanzeige, ist denn das zu glauben?“ Er sah Alina mit einem ernsten Blick an. „Deine war noch fast voll.“
Sie zuckte zusammen. „Der Himmel steh uns bei. Was werden sie wohl tun, wenn die Batterie leer ist?“
„Vermutlich noch eine Serie CARS–Tests.“
Natalia ließ nicht locker. „Also agieren diese Sender ein wenig wie Computer?“
„Ja. Sie sind wie kleine Computer, deren einziger Job es ist, eine Ortungsnummer zu verwalten und mit einem GPS–Satelliten zu kommunizieren.“
„Wie wäre es dann mit einem Magneten?“
Leonard runzelte die Stirn.
„Was meinst du damit, Schätzchen?“, fragte Alina.
„In der vierten Klasse hat mich eine Lehrerin angeschrien, weil ich einen Magneten auf den Rand eines Computers gelegt habe. Sie sagte, es könnte den Speicher löschen.“
Leonard schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass ein Magnet den Chip löschen könnte… obwohl die Stromquelle möglicherweise ziemlich anfällig für Schäden sein könnte.“ Er berührte sie am Arm. „Aber man bräuchte immer noch einen richtig großen Magneten, um so einen Sender funktionsunfähig zu machen.“ Er zog die Augenbrauen aufmunternd hoch und fügte hinzu: „Aber es ist eine schlaue Idee. Immer her damit.“
„Garrett hat einen großen Magneten in seinem Experimentierkasten. Er ist im Schrank.“ Sie sprang auf. „Ich geh ihn holen.“
Leonard griff nach ihrer Hand und hielt sie auf. „Nein, ich meine einen richtig, richtig großen Magneten. Riesig. Alles, was in Garretts Schrank passt, wäre zu klein.“
Natalia machte ein langes Gesicht und setzte sich wieder hin.
„Aber in der Theorie war das eine wirklich geniale Idee, ehrlich. Wenn wir die Dinger, während der Zeit, wo sie uns nicht überwachen, nur irgendwie unbrauchbar machen könnten—“
„Während der Zeit, wo sie uns angeblich nicht überwachen“, verbesserte Alina.
„Richtig, richtig. Aber wenn wir wirklich nicht überwacht werden und wir es schaffen, die Sender funktionsunfähig zu machen, bevor sie wieder versuchen, uns zu lokalisieren, werden sie keinerlei Anhaltspunkte haben. Das ist der perfekte Plan, Nat.“
Sie lächelte. „Nat?“
„Oh, tut mir leid.“
„Nein, ist schon gut. Du kannst mich Nat nennen. Ist auf jeden Fall besser als Schätzchen .“
Er berührte sie am Arm. „Es ist eine großartige Idee, Nat. Ich weiß nur nicht, wo in Gottesnamen wir einen Magneten herbekommen sollen, der groß genug ist, um das zu
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