Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
Gefallen schuldig. Letzten Monat, als sie ein paar freie Stunden mit ihrem Verlobten verbringen wollte, habe ich ihre Frühschicht übernommen.“
„Perfekt. Was für eine Ausrede wirst du benutzen? Ein paar freie Stunden mit deinem Ehemann?“ Er zwinkerte ihr zu.
„Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich behaupte, ich will mit Natalia so eine Art vor–geburtstaglichen Mutter–Tochter–Nachmittag verbringen.“
„Die Geschichte mit dem Ehemann würde dir also keiner abkaufen…“
Alina verzog das Gesicht. „Tut mir leid.“
Er zuckte mit den Schultern. „Wie kommen wir rein?“
„Kommt einfach durch den Haupteingang. Es wird so aussehen, als ob du Natalia vorbeibringen wolltest.“
„Und niemand wird sich daran stören, dass sie die Schule schwänzt?“
„Dr. Whitney wird das nicht stören. Sie ist keine politische Rebellin, aber mit Sicherheit ein Freigeist.“ Alina zog geringschätzig die Schultern hoch. „Alle anderen werden einfach annehmen, dass Natalia einen Termin hat.“
„Sie werden denken, dass ich schwanger bin.“
Alina berührte sanft ihre Hand. „Das ist die beste Tarnung.“
„Okay, Mädels. Lasst die Emotionen erst mal beiseite. Spart sie euch für unsere Siegesfeier auf.“ Leonard klickte einige Male mit dem Kugelschreiber. „Wie lange wird das dauern? Die ganze Sache mit dem MRT.“
„Das kommt darauf an, wie lange ich dafür brauche, das Gerät zum Laufen zu bringen und mich davon zu überzeugen, dass der Raum auch sicher ist.“
„Sicher?“
„Ja. Dass kein Operationsbesteck herumliegt, das uns entgegenfliegen könnte.“
„Kannst du das am Morgen überprüfen, wenn du runtergehst?“
Sie nickte.
„Also nehmen wir mal an, alles läuft glatt, was glaubst du, wie lange es dauern würde, uns alle durch das Gerät zu schicken?“ Leonard trommelte ungeduldig mit dem Stift auf dem Block.
Alina seufzte. „Nun ja, uns sind die Aufnahmen ja egal, also müssen wir nicht still liegen. Ich könnte uns wahrscheinlich alle innerhalb einer Stunde durchbekommen. Schneller, wenn wir einfach nur dem Magnetfeld ausgesetzt sein müssen. Wie lange dürfte so ein Magnetfeld brauchen, um einen Sender unbrauchbar zu machen?“
„Wie lange braucht es, einen Herzschrittmacher funktionsunfähig zu machen?“
„Manche Herzschrittmacher überleben MRTs. Neuere Herzschrittmacher und MRT–Geräte mit schwächeren Magnetfedern könnten sogar völlig sicher miteinander verwendet werden.“
Leonard runzelte die Stirn. „Aber du hast doch gesagt, dass sie seit der CARS–Epidemie keine MRTs mehr gemacht haben?“
„Ja. Das stimmt. Also müssen sie wissen, dass die Sender nicht MRT–verträglich sind.“
„Gut.“ Er kritzelte auf dem Block herum. Kleine Dreiecke mit Akzenten an den Ecken füllten die Seite. Aus einem mehrschichtigen Dreieck ging ein Pfeil mit einer ziemlich schweren Spitze hervor. Auf dem Block stand nichts weiter geschrieben außer dem Wort Mittagspause. „Lass uns die Sache nicht übereilen, es sei denn, uns läuft die Zeit davon. Wenn wir Natalia auf das Förderband legen—“
„Und uns die Aufnahmen egal sind, brauchen wir fünfzehn bis zwanzig Minuten.“
„Also sagen wir mal, ungefähr eine Stunde für uns alle drei.“
Alina machte zum Scherz ein finsteres Gesicht. „Was ich vorhin schon geschätzt habe.“
„Und dann verschwinden wir?“, fragte Natalia hoffnungsvoll.
„Ausweise“, stieß Alina hervor. „Ich lege unsere in das Handschuhfach—“
„Warum legst du sie nicht in eines der Geheimfächer?“
Natalia unterbrach die beiden: „Welche Geheimfächer?“
Alina leierte eine kurze Beschreibung der Überholungsarbeiten am Wagen herunter und berichtete von den unterschiedlichen Vorräten, die sie schon besorgt hatte.
„Cool!“
Dann richtete sich Alina an Leonard. „Wir können nicht riskieren, die Geheimfächer in der Öffentlichkeit zu öffnen.“
„Das ist ein gutes Argument.“
„Also verstaue ich die Papiere im Handschuhfach. Unsere Ausweise und Natalias Reiseerlaubnis. Aber was ist mit dir, Leonard?“
Er legte die Stirn in Falten. „Carlyle meinte, er würde die Kontrollpunkte benachrichtigen, damit ich nicht abhauen kann. Ich brauche Max’ neuen Ausweis. Wir müssen heute Nacht noch zu ihm.“
„Aber was ist, wenn sie uns verfolgen?“
„Aber Carlyle hat gesagt—“
„Du kannst doch nicht so leichtgläubig sein.“
„Wir haben keine andere Wahl, Alina. Was soll ich denn bitte sonst tun?“
„Wir
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