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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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Schule gesehen. Vielleicht kommst du rein, wenn du deinen ABV–Ausweis zückst. Die lieben Autoritätspersonen.“
    „Perfekt.“
    „Aber wenn ich nicht im Unterricht auftauche, wird meine Lehrerin meine Abwesenheit bemerken.“
    „Vielleicht nimmt sie einfach an, du bist krank.“
    „Dann würde sie wahrscheinlich irgendwann im Computer nachsehen.“
    „Aber nicht sofort.“
    „Ich weiß nicht, Dad“, rief sie frustriert.
    „Komm schon, gib mir irgendetwas, Nat.“
    „Was soll ich deiner Meinung nach denn sagen?“
    „Sag mir einfach, was unsere Optionen sind. Könnte es uns mehr Zeit verschaffen, wenn ich dich zu Beginn der Mittagspause abhole?“
    Natalia zuckte mit den Schultern. „Möglicherweise. Ms. Springer ist ein bisschen verpeilt. Könnte sein, dass sie fünf bis zehn Minuten wartet.“
    „Und wenn sie einen Moment Zeit hat, würde sie nachschauen, warum du nicht da bist“, sagte Leonard. „Sie würde das Sekretariat benachrichtigen. Die würden wiederum zuhause anrufen—“
    „Würden sie sie nicht einfach über den Sender orten?“, unterbrach ihn Alina. „Damit hätten sie uns dann wieder auf dem Radar.“
    „Das Überwachungsnetzwerk, das ich auf dem Stützpunkt gesehen habe, war in einem riesigen Raum mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Glaubst du wirklich, dass sie einen WLN–Computer im Lehrerzimmer haben?“
    „Ich nehme an, das wäre wirklich ein bisschen weit hergeholt.“
    „Wenn ein Kind einfach so verschwindet, müssen sie bestimmt irgendwelche Formulare einreichen, um eine Ortung anzufordern.“
    „Und wenn das auch nur ansatzweise so eine langatmige Prozedur ist, wie wenn wir einen ärztlichen Rat einholen wollen—“
    „Ganz genau.“
    Alina nickte. „In Ordnung. So wie’s aussieht, ist die Mittagspause unsere beste Chance. Wenn ihr beide bis nach der Mittagspause braucht, um zum Krankenhaus zu kommen, habe ich bis dahin Zeit, den Zustand des MRT–Geräts zu prüfen.“ Sie hielt kurz inne. „Aber ich mache mir Sorgen darüber, wie lange wir überhaupt Zeit haben, wenn wir erst mal anfangen. Es ist ein ziemlich lautes Gerät.“
    „Wie laut?“
    „Sehr laut.“
    Leonard runzelte die Stirn.
    „Aber es ist im Keller“, fügte Alina hinzu. „Theoretisch wird der Lärm also gedämpft.“
    „Du und Natalia, ihr solltet als Erstes durch die MRT. Falls uns die Zeit davonlaufen sollte.“
    „Natalia zumindest“, stimmte sie zu.
    Leonard stand auf und gab den beiden ein Zeichen, ihm zum Tisch zu folgen. Er stellte das Radio in der Küche an und nahm einen weißen Block aus der Ramschschublade. Sie stellten sich eng zusammen und arbeiteten einen Plan aus.
    „Also dann hol ich Natalia um… wann hast du Mittagspause?“
    „Um zwölf.“
    Leonard lacht leise in sich hinein. „Isst denn jeder um zwölf zu Mittag? Wie ein großes, gemeinschaftliches Festgelage?“
    „Ich glaube schon“, antwortete Alina.
    „Und wer hält dann das Krankenhaus am Laufen, während alle in der Cafeteria sind?“
    „Ich nehme mal an, es gibt Einsatzkräfte in der Notaufnahme und wir haben eine Gegensprechanlage in der Cafeteria.“
    „Was ist mit den Mitarbeitern in der Cafeteria?“
    „Offensichtlich essen sie zu einer anderen Zeit“, entgegnete Alina ungeduldig.
    „Das ist immer noch ziemlich unheimlich.“
    „Lass uns weitermachen, Leonard. Wir wissen ja schon, dass wir von hier weg müssen. Deine Kommentare über die neue Ordnung—“
    „Die Neue Richtung“, verbesserte Natalia.
    „Dann halt die Neue Richtung. Die Beschwerden deines Vaters sind zu diesem Zeitpunkt einfach unnötig. Wir müssen uns konzentrieren.“
    „Du hast recht“, gab Leonard zu. „Also, ich hole Natalia um zwölf Uhr ab. Mit dem Auto?“
    „Ja, du solltest das Auto nehmen. Ich kann mit dem Bus fahren. Wenn wir hier fertig sind, sorgen wir dafür, dass das Auto bereit ist.“ Sie schwieg kurz. „Ich werde aus der Mittagspause wieder zurück sein, bis ihr am Krankenhaus ankommt, aber ich habe noch zwei Termine um eins und um halb zwei. Und dann muss ich noch im Chirurgie–Flügel Visite machen.“
    „Ich dachte, du führst keine Operationen mehr durch.“
    Alina knirschte mit den Zähnen. „Das tue ich auch nicht, aber ich muss trotzdem meinen Rundgang machen.“
    „Kannst du die Termine mit deinen Patienten verlegen?“
    Alina legte die Stirn in Falten. Nach einer langen Pause sagte sie: „Ich könnte vielleicht Dr. Whitney dazu bringen, für mich einzuspringen. Sie ist mir noch einen

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