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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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könnten dadurch bis zum Morgen unseren ganzen Plan offenlegen“, entgegnete sie gereizt.
    „Hast du eine andere Idee?“
    „Ich gehe“, verkündete Natalia und stand auf.
    Ihre Eltern drehten plötzlich die Köpfe zu ihr.
    „Das kommt nicht infrage“, sagte Leonard.
    „Dad, das ist die beste Lösung.“
    „Du weißt ja noch nicht mal, wo er wohnt.“ Er drehte sich zu Alina. „Oder etwa doch?“
    „Ich hab vor sechs Monaten dort mein Passfoto machen lassen.“
    „Du hast sie mit zu Max genommen? Sie wusste von diesem Plan?“
    „Mom hat es mir nicht wirklich erklärt. Sie haben mir erzählt, es wäre zu Sicherheitszwecken. Um mein Bild in den Akten zu haben.“ Sie fasste ihre Mutter an der Schulter. „Aber ich dachte mir schon, dass mehr dahinter steckt. Du und Max, ihr habt euch seltsam verhalten.“
    Leonard grinste spöttisch. „Ach wirklich? Ich hätte gedacht, dass Max mittlerweile ein sehr überzeugender Lügner sein dürfte.“
    Alina starrte ihn an.
    „In seiner Branche, natürlich.“
    „Nun hört schon auf. Lasst mich einfach gehen. Max kennt mich. Es wird total einfach.“
    Er sah auf die Uhr. „Es ist schon fast zehn. Es ist dunkel—“
    „Das ist die Lösung, Leonard“, sagte Alina sanft mit einem Hauch Widerwillen in der Stimme.
    „Das kann nicht dein Ernst sein.“
    „Selbst wenn Carlyle gelogen haben sollte und uns die Wächter besonders genau beobachten—“
    „Würden sie Natalia mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht verfolgen“, sagte er mit ernster Stimme.
    „Wen interessiert schon das Kommen und Gehen eines Teenagers?“
    Leonard runzelte die Stirn „Es würde dem WLN noch nicht einmal in den Sinn kommen, dass ihre Eltern sie in eine solche Gefahr bringen würden.“
    „Ich werd schon klarkommen, Dad.“
    Leonard nahm ihre Bemerkung gar nicht zur Kenntnis.
    Die junge Dame stemmte die Hände trotzig in die Hüfte. „Glaubst du etwa, ich wäre weniger in Gefahr, wenn wir versuchen, über die Grenze zu kommen?“
    Er schloss seine Augen und blieb still.
    Alina umarmte ihre Tochter. „Du wirst das großartig machen. Ich habe vollstes Vertrauen in dich.“
    Leonard stöhnte, als ihm klar wurde, dass er diesen Kampf verloren hatte. Er zog etwas aus seiner Socke, den USB–Stick mit Max’ WLN–Akte. Er hielt ihn Natalia entgegen und sagte: „Gib das Max. Ich habe es ihm versprochen.“
    Natalia berührte ihren Vater sanft an der Schulter und küsste ihn auf den Kopf. Er nahm ihre Hand, umklammerte sie so stark, als wollte er sie nie wieder loslassen, und zog sie an seine Brust.
    „Ich hab dich lieb“, flüsterte er.
    „Ich weiß, Dad. Ich weiß.“

Kapitel Zweiundzwanzig

     
    Zwei Stunden später lief Leonard unruhig im Raum auf und ab. Natalia war noch nicht zurückgekommen.
    „Ich habe dir ja gesagt, dass mir diese Idee zuwider ist“, meinte er. „Warum, oh warum, oh warum nur bin ich so dumm?“ Er legte seinen Kopf in beide Hände.
    „Es ist doch erst—“
    Die Haustür ging plötzlich auf. Alina und Leonard eilten in den Flur. Natalia kam herein und schloss dir Tür hinter sich.
    „Und?“, fragte Alina.
    Natalia grinste. Sie hielt einen Ausweis hoch. Leonard riss ihn ihr aus der Hand.
    Dr. med. Robert H. Cook.
    Er drehte den Ausweis um und betrachtete ihn von allen Seiten. Er griff nach seiner Brieftasche und holte seinen ABV–Ausweis heraus. Abgesehen von dem Stempel, waren sie identisch. Robert Cooks Ausweis schimmerte rot und golden, das GM–Logo glänzte stolz auf der Oberfläche. Das Symbol war auf beiden Seiten des Ausweises zu sehen und bestand aus einer Schlange, die um einen Stab gewunden war, und einem Dutzend chaotischen Linien, die sich in alle Richtungen verzweigten. Als Leonard die Karte etwas abkippte, funkelte ein Hologrammbild seines Gesichts in einer Ecke.
    „Ist der gut?“, wollte Leonard von Alina wissen, denn er nahm an, dass ihr GM–Ausweis eine vergleichsweise überzeugendere Fälschung darstellte.
    Sie begutachtete den Ausweis gründlich. „Der ist perfekt.“
    „Ich soll dich aber warnen“, sagte Natalia.
    „Ja?“
    „Max war ziemlich angepisst. Er sagte, dass sein Computertyp Dr. Cooks Identität noch nicht auf den Computern aller Abteilungen ausarbeiten konnte—“
    „Was soll das heißen?“, fragte Leonard.
    Alina antwortete: „Ich glaube, das soll heißen, dass Dr. Cook in einer Datenbank, wie zum Beispiel der des GMs, auftauchen, aber in einer anderen völlig fehlen kann, hoffentlich in so etwas Unwichtigem

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