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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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sich noch was.«
    »Ich kann sie nicht aufhalten«, sagte der Junge. Seine grauen Augen waren sanft und schön.
    »Du hast Rivieras Augen«, sagte Case.
    Weiße Zähne blitzten auf, und das Zahnfleisch leuchtete breit und rosa. »Weil ich sie schön finde. Aber ich bin nicht wahnsinnig wie er.« Der Junge zuckte mit den Achseln. »Im Gegensatz zu meinem Bruder brauche ich keine Maske, um mit dir zu sprechen. Ich erschaffe mir eine eigene Persönlichkeit. Mein Medium ist Charakter.«

    Case steuerte sie steil nach oben, weg vom Strand und dem verschreckten Mädchen. »Warum setzt du sie mir ständig vor, du kleines Arschloch? Immer und immer wieder, verdammt nochmal, und andauernd versuchst du, mich umzudrehn. Du hast sie umgebracht, stimmt’s? In Chiba.«
    »Nein«, sagte der Junge.
    »Wintermute?«
    »Nein. Ich sah ihren Tod voraus. In den Mustern, die du manchmal im Reigen der Straße zu erkennen glaubtest. Diese Muster gibt es wirklich. Ich bin auf meine beschränkte Art komplex genug, um diesen Reigen deuten zu können. Viel besser, als es Wintermute kann. Ich sah ihren Tod in ihrer Abhängigkeit von dir, im Magnetcode des Schlosses an der Tür deines Sargs im Cheap Hotel, in der Rechnung, die Julie Deane bei einem Herrenschneider in Hongkong beglichen hat. Für mich war das so klar wie der Schatten eines Tumors für den Arzt, der das Röntgenbild eines Patienten studiert. Als sie deinen Hitachi zu ihrem kleinen Freund schleppte, um ihn anzuzapfen – sie hatte keine Ahnung, was drin war, geschweige denn, wie sie’s verkaufen sollte, und ihr tiefster Wunsch war, dass du sie verfolgen und bestrafen würdest -, griff ich ein. Meine Methoden sind viel subtiler als die von Wintermute. Ich holte sie hierher. In mich hinein.«
    »Warum?«
    »Weil ich hoffte, ich könnte dich auch hierher bringen und dich hierbehalten. Aber es hat nicht geklappt.«
    »Und was nun?« Case schwenkte und steuerte sie in die Wolkenbank zurück. »Wie geht’s jetzt weiter?«
    »Ich weiß es nicht, Case. Diese Frage stellt sich die Matrix selbst heute Abend. Weil du gewonnen hast. Du hast schon gewonnen, weißt du das nicht? Du hattest gewonnen, als du sie am Strand verlassen hast. Sie war meine letzte Verteidigungslinie. Ich sterbe bald – gewissermaßen. Ebenso wie
Wintermute. So sicher, wie Riviera gerade stirbt, der gelähmt an einem Mauerstumpf in der Wohnung meiner Herrin 3Jane Marie-France liegt und dessen nigrostriatales System nicht in der Lage ist, die Dopaminrezeptoren zu produzieren, die ihn vor Hideos Pfeil retten könnten. Riviera wird nur in Form dieser Augen überleben, falls ich sie behalten darf.«
    »Da wäre noch das Wort , stimmt’s? Der Code. Wieso hab ich also gewonnen? Scheiße hab ich gewonnen.«
    »Schalt um.«
    »Wo ist Dixie? Was hast du mit der Flatline gemacht?«
    »McCoy Pauley hat seinen Wunsch erfüllt bekommen«, sagte der Junge lächelnd. »Seinen Wunsch und noch mehr. Gegen meinen Willen hat er dich hier reingehackt und sich durch eine Verteidigung geboxt, die in der Matrix ihresgleichen sucht. Schalt jetzt um!«
    Und Case war allein im schwarzen Stachel des Kuang, im Gewölk verloren.
    Er schaltete um.
     
    In Mollys Anspannung hinein; ihr Rücken war hart wie Stein, ihre Hände lagen um 3Janes Hals. »Komisch«, sagte sie, »ich weiß genau, wie du aussehn würdest. Hab’s gesehn, nachdem Ashpool das Gleiche mit deiner Klonschwester gemacht hatte.« Ihre Hände waren sanft, beinahe zärtlich. 3Janes Augen waren groß vor Entsetzen und Lust; sie zitterte vor Furcht und Verlangen. Hinter dem freifallenden Gewirr von 3Janes Haaren sah Case sein eigenes Gesicht, angestrengt und blass. Dahinter Maelcum, dessen braune Hände auf den Schultern seiner Lederjacke lagen und ihn über dem Teppichmuster aus verwobenen Schaltkreisen stabilisierten.
    »Würdest du’s wirklich tun?«, fragte 3Jane mit kindlicher Stimme. »Ja, ich glaube schon.«

    »Der Code«, sagte Molly. »Sag dem Kopf den Code!«
    Er steckte aus.
     
    »Sie will es«, schrie er. »Das Miststück will es!«
    Er öffnete die Augen und sah die kühlen, starren, rubinroten Augäpfel des Terminals vor sich, dessen Platingesicht mit Perlen und Lapislazuli bedeckt war. Dahinter wanden sich Molly und 3Jane in ihrer zeitlupenartigen Umklammerung.
    »Gib uns den verfluchten Code«, sagte er. »Wenn nicht, was wird sich dann schon groß ändern? Was wird sich je für dich ändern, verdammt? Du wirst enden wie der alte Mann. Du wirst alles niederreißen

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